Bilanz der Woche der Meinungsfreiheit: Starke Zeichen für Demokratie und Debatte

25.05.2023  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V..

Die deutsche Buch- und Kulturbranche hat in der Woche der Meinungsfreiheit 2023 starke Zeichen gesetzt. Bundesweit fanden rund 70 Veranstaltungen und Aktionen von 65 Partnern statt. Viele Programmbeiträge sind online für Interessierte auch weiter abrufbar.

Rund 65 Verlage, Buchhandlungen, Medien, zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen haben vom 3. bis 10. Mai auf Initiative des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels die Bedeutung der Meinungsfreiheit für eine freie, demokratische und vielfältige Gesellschaft pointiert in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Vom Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai bis zum 90. Gedenktag an die Bücherverbrennung in Deutschland am 10. Mai fanden unter dem Claim #MehrAlsMeineMeinung bundesweit 70 Veranstaltungen, Aktionen und Kampagnen statt. Zahlreiche Schriftsteller*innen, Medienschaffende und Unterstützer*innen wie Nancy Faeser, Liao Yiwu, Igor Levit, Michel Friedman, Serhiy Zhadan, Jakob Springfeld, Can Dündar, Hertha Müller oder Irina Scherbakowa nahmen mit Programmbeiträgen Stellung und beteiligten sich mit großer Wirkung. Als Förderer unterstützen 2023 erstmals die Crespo Foundation und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft die Woche der Meinungsfreiheit.

Den Auftakt der Aktionswoche bildete ein Diskussionsabend zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai 2023. In der Frankfurter Paulskirche debattierten Bundesinnenministerin Nancy Faeser, der Publizist Michel Friedman, die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und der Pianist und Aktivist Igor Levit über die Bedeutung von Empathie für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Freiheit des Wortes für eine demokratische Gesellschaft.

„Mehr Partner und mehr Veranstaltungen: Die Woche der Meinungsfreiheit hat sich in ihrer dritten Ausgabe als relevante gesellschaftliche Themenwoche etabliert“, sagt Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. „Die Vielfalt und Substanz der angebotenen Veranstaltungen zeigen, dass wir nicht aufhören dürfen, unser Grundrecht auf Meinungsfreiheit gemeinsam sichtbar zu machen. Die Woche der Meinungsfreiheit wird dabei auch künftig ein wichtiger Impulsgeber sein. Wir danken allen Partnern und Unterstützern, die die Initiative gemeinsam mit uns möglich gemacht haben.“

Große Plakatkampagne und vielfältiges Programm

Für die begleitende Plakatkampagne zur Aktionswoche, umgesetzt von der Frankfurter Agenturallianz, hatten sich elf Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Medien und Literatur mit ihren Gesichtern und ihren starken, eigenständigen Meinungen für eine lebendige Debatte als Testimonials zur Verfügung gestellt. Mit dabei waren u. a. die Beraterin für Antirassismus und Autorin Tupoka Ogette, der Bestsellerautor Sebastian Fitzek, die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, Friedenspreisträger Liao Yiwu und die Kulturwissenschaftlerin Irina Scherbakowa,

Die Plakate waren dank der Unterstützung von Ströer Media Deutschland während der Woche der Meinungsfreiheit bundesweit auf rund 3.750 digitalen Screens zu sehen. Auch die Leipziger Außenwerber Gangart und RBL Media haben sich für die Woche der Meinungsfreiheit engagiert.

Thematisch setzten sich die Veranstaltungen in der Woche der Meinungsfreiheit sowohl mit den großen Fragen im Spannungsfeld des gesellschaftlichen Zusammenhalts auseinander, dem Umgang der Medien mit Krieg und Frieden, den Menschenrechten in Autokratien, aber auch mit dem Gedenken an die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten vor 90 Jahren.

Die russische Aggression gegen die Ukraine hat die Dynamik der Aktionswoche verstärkt und zu wichtigen Wortmeldungen von Autor:innen und Medienschaffenden geführt. So hat z. B. Serhiy Zhadan, der ukrainische Schriftsteller, Musiker und Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2022, vom 3. bis 5. Mai den Instagram-Account der Buchmesse übernommen. Serhiy Zhadan erzählte in persönlichen Beiträgen aus seinem vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geprägten Alltag.

Über den eigentlichen Veranstaltungszeitraum hinaus finden bis Ende Mai noch weitere Lesungen, Debatten und Aktionen statt. Alle sind auffindbar über: www.woche-der-meinungsfreiheit.de.

Stimmen zur Woche der Meinungsfreiheit 2023

Rede- und Informationsfreiheit, Meinungsfreiheit und das Recht zur Meinungsbildung sind ein hohes, aber fragiles und bedrohtes Gut, das hierzulande selbstverständlich scheint. Weltweit ringen Schriftsteller, Autorinnen, Intellektuelle um dieses Menschenrecht, sie werden verhaftet, in Gefängnisse und Lager gesteckt, getötet und nur selten freigesprochen, wie Tsitsi Dangarembga dieser Tage, nach fast drei Jahren Prozess. Zensur und Gewalt gegen das freie Wort sind nicht nur ein Problem ferner Länder. Dass Deutschland in der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 21 gerutscht ist, dass von 137 untersuchten Staaten 70 Autokratien sind, dass sich autokratische Strukturen auch in Europa verfestigen, wie in Polen und Ungarn und in Präsident Erdogans Türkei, dass WikiLeaks-Gründer Julian Assange seit Jahren hinter Gittern sitzt, sind Alarmzeichen. Die Woche der Meinungsfreiheit zeigt diese Gefahren auf eindringliche Weise. Nun ist es an uns Bürgern und Bürgerinnen, diesen Einsatz fürs freie Wort auch übers Jahr zu zeigen. Wir setzen auf Fakten, Aufklärung und eine Vielfalt der Meinungen, auf die freie Rede und Widerspruch, auf Zuwendung, Zuhören und Solidarität – gegen Machtmissbrauch, Zensur und Repression, für eine lebendige, demokratische Zivilgesellschaft weltweit.

Cornelia Zetzsche, PEN-Zentrum Deutschland, Vizepräsidentin, Writers in Prison/ Writers at Risk Beauftragte

Der Woche der Meinungsfreiheit 2023 ist es nicht zuletzt durch die starke Plakatkampagne gelungen, dem für die demokratische Verfasstheit unseres Landes so zentralen Thema eine Sichtbarkeit zu verleihen, über die jedermann und jede Frau stolpert. Denn die Freiheit der Meinung ist keine Selbstverständlichkeit, sondern muss jeden Tag von Neuem erstritten und ausgehandelt werden. Das ist Demokratie. Gern waren und sind wir Teil der Kampagne – lassen Sie uns auf dem Erfolg der Aktion nicht ausruhen, sondern auch jenseits der ersten Maiwoche kooperative Formate entwickeln, um das Thema und damit unsere Gesellschaft stark zu machen.

Dr. Stephanie Jacobs, Deutsche Nationalbibliothek, Leiterin Deutsches Buch- und Schriftmuseum

Die Bücherverbrennungen von 1933 waren eine wichtige Säule in der Einschränkung der Meinungsfreiheit durch die Nationalsozialisten. Auch heute ist die Meinungsfreiheit weltweit in Gefahr, umso wichtiger ist das Einstehen, werben und sich engagieren für sie. Darum beteiligen wir uns seit Beginn an der Woche der Meinungsfreiheit.

Jan Schenk, Begründer des Gedenkprojektes „Verbrannte Orte“

Der Börsenverein hat mit seiner Initiative der Woche der Meinungsfreiheit eine wichtige Türe geöffnet: Eine Woche lag steht die Meinungsfreit nun als ein zentrales Thema im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit – vor allem im Hinblick auf die internationale Perspektive halte ich dies für ein enormes Verdienst der Initiator*innen. Danke! Die Margit-Horváth-Stiftung unterstützt diese Initiative ausgesprochen gerne: Täglich posten wir kompetente und anschauliche Beiträge zur Einschränkung der Meinungsfreit in verschiedenen Ländern dieser Erde. Sie finden glücklicherweise eine enorme Resonanz und eröffnen gerade auch durch die täglich wechselnde Perspektive ein neues und auch vertieftes Verständnis der aktuellen globalen Lage.

Cornelia Rühlig, Margit-Horváth-Stiftung

Wir müssen wieder mehr streiten – Streit ist der Sauerstoff des demokratischen und menschlichen Weiterkommens. Und Meinungsfreiheit heißt eben auch, es auszuhalten, dass jemand die Welt anders sieht als man selbst.

Michel Friedman, Publizist, beim Diskussionsabend in der Frankfurter Paulskirche am 3. Mai 2023

Über die „Woche der Meinungsfreiheit“

Die „Woche der Meinungsfreiheit“ wurde 2021 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiiert. Ziel ist es, mit einem breiten Bündnis eine Woche lang auf die Bedeutung des freien Wortes für unsere Gesellschaft aufmerksam zu machen. Zentrale Akteure der Initiative sind Buchhandlungen und Verlage. Insgesamt 65 zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen haben sich der Woche der Meinungsfreiheit angeschlossen.

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Bild: Pavel Danilyuk (Pexels, Pexels Lizenz)

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