Pension-Management wird risikobewusster

20.12.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Towers Watson.

Unternehmen reagieren mit dynamischen Ansätzen, stärkerer Diversifizierung und klaren Governance-Strukturen auf zunehmende Kapitalmarktunsicherheit - Towers-Watson-Studie „Pension-Risk-Management und Anlage von Pensionsvermögen“

Deutsche Unternehmen reagieren auf die starke Volatilität der Kapitalmärkte und zeigen sich im Vergleich zu 2010 bei ihrem Pension-Management noch deutlicher risikobewusst. So werden Zins-, Inflations- und Währungsrisiken verstärkt abgesichert sowie die Vermögensanlagen sorgsam auf die Verpflichtungsstruktur abgestimmt. Bei der Wahl der Kapitalanlagen zeigt sich ein Trend zu einer größeren Diversifizierung unter stärkerer Berücksichtigung alternativer Anlageformen bzw. Immobilien. Beteiligungen an europäischen Peripherieländern wurden zunehmend reduziert, das frei werdende Risikobudget hingegen in Unternehmens- und Emerging-Markets-Anleihen investiert.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Pension-Risk-Management und Anlage von Pensionsvermögen“ von Towers Watson, die seit 2009 jedes Jahr das Pension-Management der führenden deutschen Unternehmen untersucht. Die Studienteilnehmer halten insgesamt 95 Milliarden Euro an Plan-Assets – dies entspricht etwa 60 Prozent der gesamten Plan-Assets deutscher DAX-Unternehmen.

Finanzmarktrisiken stellen Unternehmen vor besondere Herausforderungen

„Angesichts der Turbulenzen auf den Finanzmärkten rücken Zins-, Inflations- und Währungsrisiken für das Pension-Management noch stärker in den Vordergrund“, so Nigel Cresswell, Leiter Investment Consulting bei Towers Watson und Autor der Studie. „Dynamische Ansätze im Asset-Liability-Management, ein kontinuierlicher Ausbau des Risikomanagements und eine stärkere Diversifikation der Kapitalanlage können Unternehmen dabei helfen, die Unsicherheiten auf den Kapitalmärkten zu meistern.“

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Der Anteil der Firmen, die sich gegen Zinsrisiken absichern, ist im Vergleich zu 2010 erneut gestiegen – von 38 auf 44 Prozent. Gegen Inflationsrisiken werden aktuell zwar nur 26 Prozent der deutschen Pläne abgesichert, gut zwei Drittel der Studienteilnehmer stufen das Inflationsrisiko jedoch als Gefährdung ein. Währungsrisiken sichern immerhin die Hälfte der befragten Unternehmen ab. Auch regulatorische Veränderungen gelten unter Investoren als erhebliches Gefahrenpotential für die Zukunft (76 Prozent).

Dynamische Ansätze als Reaktion auf volatile Märkte

Noch bedeutender für die Befragten ist jedoch das Bilanzrisiko: 85 Prozent sehen den stark schwankenden Ausfinanzierungsgrad der Pensionsverbindlichkeiten als zentrale Herausforderung. So sind durch die stärkere Berücksichtigung von verpflichtungsbezogenen Risiken Asset-Liability-Modeling-Studien (ALM-Studien) im deutschen Markt längst Standard. 95 Prozent der befragten Unternehmen stimmen ihre Vermögensanlage mit ALM-Studien gezielt auf die Struktur der Verpflichtungsseite ab, um die Nettovolatilität zwischen Kapitalanlage und Verpflichtungen zu verringern.

Darüber hinaus greifen Unternehmen immer häufiger auf dynamische Ansätze für das Management der Pensionsvermögen zurück. „Sie reagieren damit auf die gestiegene Unsicherheit und die höhere Volatilität an den Finanzmärkten“, weiß Towers Watson-Berater Cresswell. „So können sie schneller und flexibler auf Marktentwicklungen reagieren, die eine Erreichung der mittel- bis langfristigen Anlageziele gefährden könnten.“ Bereits 39 Prozent der befragten Unternehmen haben dynamische Anlagestrategien für ihre deutschen Pläne umgesetzt, 28 Prozent planen dies für die Zukunft.

Unternehmen setzen auf Risikostreuung durch stärkere Diversifizierung

Bereits 60 Prozent der Unternehmen haben Maßnahmen zur Diversifizierung ihrer Portfolios umgesetzt, weitere 35 Prozent planen dies für die Zukunft. In diesem Zusammenhang gewinnen auch Alternatives an Boden: Rund 5 Prozent der Studienteilnehmer tätigen bereits Investitionen abseits klassischer Geldanlagen (ohne Immobilien), für die Zukunft planen dies sogar 22 Prozent. Die Immobilienquote liegt bei den deutschen Plänen aktuell bei 6 Prozent. Dies entspricht einem Anstieg von 2 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr und spiegelt deutlich die vermehrte Aufmerksamkeit für Real Assets vor dem Hintergrund der Finanzmarkt- und Schuldenkrise wider.

Das Aktienexposure haben die Unternehmen für ihre deutschen Pläne zwar im Vergleich zur ebenfalls stark sicherheitsorientierten Anlagepolitik im Jahr 2010 wieder leicht erhöht – von 16 Prozent im Vorjahr auf aktuell 21 Prozent. Jedoch sind sie auch bei ihren internationalen Plänen mit einer Aktienquote von 30 Prozent eher konservativ aufgestellt.

„Im Anleihesegment zeigen sich deutlich die Auswirkungen der aktuellen Schuldenkrise: Staatsanleihen spielen für die Kapitalanlage zwar weiterhin eine große Rolle, jedoch nur solche mit bester Bonität. Beteiligungen an europäischen Peripherieländern haben die befragten Unternehmen gezielt reduziert“, erklärt Nigel Cresswell. Das frei werdende Risikobudget wurde insbesondere in Unternehmens- und Emerging-Markets-Anleihen investiert. Bereits 9 Prozent der Rentenanlagen aus deutschen wie internationalen Plänen sind im Segment Emerging Markets zu finden.

Sorgsames Risikomanagement wird zur Chefsache

Insgesamt zeigt die Studie deutlich, dass der Aufbau klarer Governance-Strukturen und die Umsetzung eines sorgsamen Risikomanagements für die befragten Unternehmen hohe Priorität besitzen. So wurden die Risikomanagement-Kapazitäten durchgehend weiter ausgebaut und die relevanten Kennzahlen nun regelmäßiger geprüft: 80 Prozent der Unternehmen betrachten mindestens quartalsweise die zukunftsgerichteten Kennzahlen für ihre Assets, 50 Prozent für ihre Verpflichtungen. Ferner werden modellgestützte Risikoanalysen immer häufiger durch Szenario- und Stresstests unterstützt, um Extremrisiken und deren Auswirkungen auf die Anlage frühzeitig transparent zu machen.

Auch die zunehmende Beteiligung der Unternehmensführung an strategischen, aber auch operativen und taktischen Fragestellungen zeigt die gestiegene Bedeutung des Pension- und Risikomanagements: Bei 79 Prozent der befragten Unternehmen ist der Vorstand in Themen der Kapitalanlage stark eingebunden. Auch externe Berater werden immer häufiger zu dem Pension-Asset-Management hinzugezogen, um die internen Abteilungen zu unterstützen.

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