Durchschnittlich fünf von neun Fragen richtig beantwortet: Der Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V. hat das Wissen zur Einkommensteuer testen lassen - und große Lücken und Unterschiede je nach Alter, Herkunft, Einkommen und Geschlecht entlarvt.
Wer Steuern sparen will, muss sich auskennen. Aber wie viel wissen die Deutschen? Genau das wollte die VLH herausfinden und ließ 1.002 Arbeitnehmer sowie 501 Rentner und Pensionäre testen.
Gemeinsam mit dem Politik- und Sozialforschungsinstitut forsa haben die Experten für Einkommensteuerfragen einen Fragenkatalog mit neun Wissensfragen sowie vier weiteren Fragen zum Thema Steuern entwickelt. In einer repräsentativen Telefonbefragung wurde anschließend das Wissen der Deutschen geprüft.
Bei Faktenwissen tun sich die meisten schwer
Sieben der insgesamt neun Wissensfragen bewerten die VLH-Steuerexperten als leicht. Diese Fragen waren mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten. Gefragt wurde zum Beispiel, ob Fahrtkosten, die Kosten für eine Tagesmutter, Ausgaben für Medikamente oder die Rechnung für den Reifenwechsel absetzbar sind. Hier lag die Mehrzahl der Befragten noch richtig.
Für die übrigen Fragen benötigten die Befragten handfestes Faktenwissen. Hier gab es nicht nur zwei, sondern mehrere Antwortmöglichkeiten. Gefragt wurde nach der Höhe des Grundfreibetrags und dem maximalen Wert absetzbarer Werbungskosten. Bei diesen Fragen wussten nur noch jeweils 11 Prozent Bescheid.
"Je mehr Antwortmöglichkeiten es gab, desto weniger Befragte lagen richtig", sagt der Vorstandsvorsitzende der VLH, Jörg Strötzel. Das bestätige die Vermutung, dass viele schon bei leichten Fragen zur Einkommensteuer ins Schwimmen kommen. "Geht es dann um belastbares Faktenwissen, tun sich die meisten sehr schwer", so Strötzel.
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage
- Dass Arbeitnehmer und Rentner die Steuererklärung einmal im Jahr abgeben müssen, wissen 85 Prozent der abhängig Beschäftigten - also Arbeitnehmer und Angestellte - und 74 Prozent der Ruheständler.
- 11 Prozent der abhängig Beschäftigten kennen die ungefähre Höhe des jährlichen steuerlichen Grundfreibetrags von 8.354 Euro. 52 Prozent wissen nicht, wie hoch der Grundfreibetrag ist oder was das überhaupt ist. Ein Fünftel der Befragten (19 Prozent) denkt, dass nur Einkünfte von weniger als 3.000 Euro pro Jahr steuerfrei sind.
- Die ungefähre Höhe des Grundfreibetrags kennen 14 Prozent der Ruheständler. 63 Prozent wissen nicht, wie hoch der Grundfreibetrag ist oder was das ist. 14 Prozent glauben, dass weniger als 3.000 Euro im Jahr steuerfrei sind.
- 11 Prozent der abhängig Beschäftigten wissen, dass man Werbungskosten in unbegrenzter Höhe steuerlich absetzen kann. 29 Prozent glauben, dass sie Werbungskosten nur bis zu 1.000 Euro geltend machen können.
- Kaum ein Rentner oder Pensionär weiß, dass man Werbungskosten unbegrenzt absetzen kann. Etwas häufiger als im Durchschnitt der Befragten wissen das Pensionäre, also Beamte im Ruhestand.
- 40 Prozent der Befragten lassen ihre Steuererklärung von einem Experten erstellen. 26 Prozent der abhängig Beschäftigten machen ihre Steuererklärung selbst, 18 Prozent mithilfe einer Steuersoftware. Bei 10 Prozent macht der Partner die Steuererklärung.
- Unter den Rentnern machen 29 Prozent ihre Steuererklärung selbst.
- 16 Prozent der abhängig Beschäftigten und 25 Prozent der Rentner und Pensionäre wissen nicht, was ein Lohnsteuerhilfeverein macht.