12.12.2017 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PwC.
Die Working-Capital-Performance von Unternehmen der DACH-Region hat sich in den vergangenen zwei Jahren leicht verschlechtert: Das Nettoumlaufvermögen stieg zwischen 2015 und 2016 um zwei Prozent – von 49 auf 50 Tage – an. Im Zeitraum von 2015 bis 2016 haben Unternehmen ein Liquiditätspotenzial von etwa 60 Mrd. Euro gebunden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, die Daten von mehr als 400 Unternehmen in der DACH-Region analysiert hat.
„Zur Finanzierung ihres Geschäftsmodells greifen Unternehmen häufig auf externe Finanzierungslösungen zurück. Hinzu kommt: Die Beschaffung von Liquidität am Kapitalmarkt ist immer noch vergleichsweise günstig.“
— Simon Böhme, Director im Bereich Working Capital bei PwC in Deutschland
„Auf der Suche nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten sollten Unternehmen alle Bestandteile des Working Capital, Kundenforderungen, Lieferantenverbindlichkeiten und den Bestand in den Fokus rücken. Denn ein verbessertes Working-Capital-Management senkt die Kapitalbindung, erhöht die Liquidität und verbessert die Bonität. Dadurch vergrößert sich der Finanzierungsspielraum und der Unternehmenswert steigt“, erläutert Simon Böhme.
Insbesondere die Durchlaufzeiten im Vorratsvermögen sind in den vergangenen zwölf Monaten deutlich angestiegen – um 12 Prozent von 61 auf 65 Tage. In Deutschland erhöhte sich die Bestandsreichweite in diesem Zeitraum von 57 auf 61 Tage. „Der Hauptgrund für die negative Entwicklung im Bereich der Bestände ist die Globalisierung der Märkte: Sie erhöht die Risiken und führt dazu, dass wesentliche Prozesse in der Lieferkette mehr Zeit in Anspruch nehmen“, so die Einschätzung von Simon Böhme.
Auch bei der Forderungsreichweite zeigt die Analyse eine negative Entwicklung: Diese Kennzahl stieg in den Unternehmen der DACH-Region zwischen 2015 und 2016 um drei Prozent – von 45 auf 46 Tage (Deutschland: Anstieg von 43 auf 44 Tage).
„Unternehmen können Forderungen gegenüber Kunden optimieren, indem sie ein aktives Forderungsmanagement betreiben, den Zeitpunkt der Rechnungsstellung optimieren und ihre Zahlungskonditionen transparent gestalten“, empfiehlt Simon Böhme.
Ein positiver Trend zeichnet sich dagegen bei den Verbindlichkeiten ab: In der DACH-Region stieg die Zeitspanne zwischen Rechnungsdatum und Bezahlung im Schnitt von 55 auf 60 Tage (Deutschland: 51 auf 55 Tage). „Im Zeitalter der Digitalisierung setzen immer mehr Unternehmen auf systemische Lösungen, um ihre Lieferantenverbindlichkeiten zu steuern. Zudem wirken sich Anpassungen bei den internen Prozessen im Einkauf und der Buchhaltung positiv auf das Forderungsmanagement aus“, erläutert PwC-Experte Simon Böhme.
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor großen Herausforderungen beim Working-Capital-Management: Während ihre Bestände im Schnitt 93 Tage reichen, sind es in Großkonzernen nur 64 Tage. KMU begleichen ihre Verbindlichkeiten durchschnittlich innerhalb von 49 Tagen, Großkonzerne lassen im Schnitt 60 Tage zwischen Rechnungsdatum und Bezahlung verstreichen.
Der Abstand zwischen Großunternehmen und KMU hat sich insgesamt allerdings leicht verringert: 2012 lagen zwischen dem Working Capital-Niveau der großen Unternehmen und dem der kleinen und mittleren Firmen 10,5 Prozentpunkte. 2016 hat sich diese Lücke auf 9,5 Prozentpunkte verkleinert.
„Vor allem das Wachstum im Ausland stellt das Working-Capital-Management kleiner und mittlerer Unternehmen auf die Probe. Aufgrund von Kapazitätsengpässen oder Limitierungen in der Produktion führen sie häufig hohe Vorratsbestände. Bei den Verbindlichkeiten ist die Position kleinerer Firmen zur Durchsetzung verlängerter Zahlungsziele gegenüber Lieferanten naturgemäß schwächer als die von Großkonzernen“, sagt Simon Böhme.
„Um ein optimales Working-Capital-Management zu erreichen, müssen Firmen sowohl finanzielle als auch operative Hebel betätigen. Führende Unternehmen nutzen die Digitalisierung und neue Technologien, um ihr Working Capital nachhaltig zu steuern und verbessern. Neuartige Finanzierungsinstrumente wie Supply Chain Finance sind beispielsweise gut geeignet, um gemeinsam mit Handelspartnern Lösungen zu finden“, so das Fazit von Simon Böhme.