Automobilstandort Deutschland weltweit spitze - auch bei Elektromobilität

30.08.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst und Young Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H..

Umfrage unter europäischen Automobilunternehmen: Erster Platz im weltweiten Standortranking / China wird neben Japan und Frankreich zum Hauptwettbewerber / Manager sehen deutsche Automobilindustrie für Elektromobilität besonders gut gerüstet / Durchbruch für 2022 erwartet

Deutschland kann sich aus Sicht ausländischer Automobilmanager als führender Automobilstandort weltweit behaupten und belegt im Ranking der weltweit attraktivsten Automobilstandorte den ersten Platz – sowohl in Sachen Innovationskraft als auch in punkto Qualität und Produktivität. Nur bei den Produktionskosten muss sich Deutschland knapp Indien und China geschlagen geben. Deutlich an Bedeutung gewinnen wird nach Brancheneinschätzung das Thema Umweltschutz – aber auch hier sieht die Branche Deutschland gut gewappnet: Jeder zweite europäische Automanager bescheinigt Deutschland beste Chancen, zum weltweit führenden Anbieter von Elektrofahrzeugen zu werden. Damit kann sich Deutschland auch im Ranking der Top-Standorte für Elektromobilität auf dem ersten Rang platzieren, gefolgt von China, Japan und Frankreich. Das sind Ergebnisse des „European Automotive Survey 2011“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Befragt wurden Manager von 300 europäischen Unternehmen aus der Automobilindustrie.

Aus Sicht ausländischer Manager ist Deutschland in den Kategorien Innovationskraft, Qualität und Produktivität der wettbewerbsfähigste Automobilstandort der Welt – vor Japan, Frankreich und China. Einzig in der Kategorie Produktionskosten liegen China und Indien knapp vor Deutschland. Für Peter Fuß, Partner bei Ernst & Young, ist das hervorragende Abschneiden Deutschlands im Standortranking keine Überraschung: „Die deutsche Automobilindustrie genießt weltweit ein enorm hohes Ansehen. Nach wie vor ist die deutsche Industrie der Maßstab, an dem sich der Rest der automobilen Welt orientiert“. Dennoch warnt Fuß: „Selbstzufriedenheit wäre völlig fehl am Platz. Die deutsche Industrie muss ihre Führungsrolle ständig neu unter Beweis stellen und verteidigen. Hungrige Herausforderer vor allem aus Asien drängen mit Macht auf den Markt.“

Der Schlüssel zum Erfolg der deutschen Automobilindustrie sei die Fokussierung auf das Premiumsegment: „Wer im margenstarken Premiumsegment führt, kann wegweisende Innovationen einführen und sie sich auch bezahlen lassen. Das bietet dem Hersteller anschließend die Chance, solche Technologien kostengünstig auch in kleineren Fahrzeugen anzubieten und so auch in diesem Segment Wettbewerbsvorteile zu erzielen“. Fuß fordert daher: „Das Premium Know-how muss verstärkt genutzt werden, um auch im Einstiegssegment neue Kunden zu gewinnen – denn Mengenwachstum ist vor allem im unteren und mittleren Preissegment zu erwarten“.

Die Technologieführerschaft der deutschen Automobilindustrie sei vorläufig gesichert, so Fuß: „Selbst in der zurückliegenden heftigen Krise haben die deutschen Unternehmen erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung getätigt. Die aktuellen Neuvorstellungen mit teilweise erheblichen Innovationssprüngen sprechen eine deutliche Sprache. Da hinken die europäischen, aber auch amerikanische und asiatische Wettbewerber hinterher“.

Die weitere Branchenentwicklung sehen die befragten Manager fast durchweg positiv: Für alle wichtigen Märkte prognostizieren sie auf Jahressicht ein Absatzplus – insbesondere in China und Osteuropa. Allerdings stelle die Unberechenbarkeit der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung die Unternehmen derzeit vor enorme Herausforderungen, so Fuß: „Einerseits müssen die Unternehmen ihre Kapazitäten erweitern, um die derzeit sehr hohe Nachfrage zu bedienen. Andererseits müssen sie gewappnet sein für einen jederzeit möglichen Abschwung“. Dieser Spagat erfordere hohe Flexibilität und eine strikte Kostendisziplin. Fuß ist sicher, dass die Branche auch eine Abschwächung des Booms verkraften könne: „Die Aussichten haben sich in den vergangenen Monaten zwar deutlich eingetrübt. Aber auch wenn der Aufschwung seinen Zenit überschritten hat, spricht kaum etwas für eine neue Wirtschaftskrise. Und die deutsche Automobilindustrie hat bewiesen, dass sie auch von erheblichen Nachfrageschwankungen nicht aus der Bahn geworfen wird“.

Zukunftsthema Elektromobilität: Deutschland gut aufgestellt

Aus Sicht der Branche wird in den kommenden Jahren das Thema Umweltschutz für die Autobranche noch deutlich an Bedeutung ge-winnen. So werden nach Einschätzung der befragten Manager Maßnahmen zum Umweltschutz und zur Emissionsreduzierung binnen drei Jahren hinter Qualitätsaspekten ganz oben auf der Agenda der Branche stehen. Im Fokus dürften dabei Investitionen in die Entwicklung alternativer Antriebstechnologien stehen, erwartet Fuß: „Elektromobilität wird zur Schlüsseltechnologie für den Automobilbau der Zukunft. Diesem Thema kann sich kein Unternehmen – ob Hersteller oder Zulieferer – entziehen“. Die befragten europäischen Manager prognostizieren den Durchbruch des Elektroautos vom Nischen- zum Massenmarkt bereits für 2022.

Entgegen den in Deutschland vielfach geäußerten Befürchtungen, dass die deutsche Industrie beim Thema Elektromobilität ins Hintertreffen geraten sei und gerade von asiatischen Konkurrenten überflügelt werde, sieht die Branche Deutschland bei dieser Zukunftstechnologie weltweit am besten aufgestellt: Jeder zweite Automobilmanager ist der Meinung, Deutschland habe besonders gute Chancen, zum weltweit führenden Anbieter von Elektrofahrzeugen zu werden. China und Japan folgen mit 30 bzw. 27 Prozent.

„Deutsche Hersteller und Zulieferer haben durchaus die Zeichen der Zeit erkannt und investieren bereits Milliardensummen in die Entwicklung alternativer Antriebe – obwohl vorläufig nur geringe Umsätze in diesem Bereich zu erzielen sind“, betont Fuß. „Die Transformation hin zur Elektromobilität ist kein 100-Meter-Sprint, sondern eher vergleichbar mit einem Marathonlauf – entscheidend ist, wer nach 42 Kilometern über die Ziellinie läuft“. Mit entscheidend sei allerdings, ob es gelinge, in Deutschland wieder eine wettbewerbsfähige Batterieproduktion aufzubauen, so Fuß.

Herausforderung China

Die Befragungsergebnisse dokumentieren sehr deutlich die schnell wachsende Bedeutung des Automobilstandorts China. China kann sich im Standortranking in drei von vier Kategorien unter den Top 3 platzieren. Nur beim Faktor Produktqualität landet das Reich der Mitte abgeschlagen auf dem zehnten Platz. Dennoch: „China gewinnt nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Heimat wichtiger Automobilunternehmen enorm an Bedeutung“, beobachtet Fuß.

Dass chinesische Automobilunternehmen in den vergangenen Monaten in Deutschland auf Einkaufstour gegangen seien, wertet Fuß als Indiz dafür, dass die chinesische Automobilindustrie erheblich an deutscher Automobilexpertise interessiert sei und sich darüber hinaus zunehmend global orientiere.

Die deutsche Industrie stehe vor der Herausforderung, einerseits am gewaltigen Wachstum in China zu partizipieren, andererseits aber den technologischen Ausverkauf deutschen Know hows zu verhindern, so Fuß. Dies könne durchaus gelingen, allerdings nur bei genügend Offenheit für neue und konstruktive Wege interkultureller Zusammenarbeit. „Manch ein deutscher Unternehmer wird sich zukünftig bei der Suche nach neuen Investoren auch für chinesische Kapitalgeber öffnen müssen – die Globalisierung ist keine Einbahnstraße“, so Fuß.

Download der Studie

Lesen Sie die Ergebnisse der European Automotive Survey 2011 (496 KB, 23 Seiten) »

Quelle: Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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