Gender-Entwicklungsland Deutschland?

13.12.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deloitte .

Deloitte-Report: wenige Frauen in Überwachungs- und Führungsgremien deutscher Top-Unternehmen

Mehr Vielfalt in den Führungsetagen von Unternehmen und Konzernen – das bedeutet auch mehr Frauen, als es derzeit der Fall ist. Wie können hoch qualifizierte Frauen auf ihrem Weg in die Unternehmensspitze unterstützt werden? In vielen Ländern sorgen Quoten für eine höhere Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern: Deutschland ist im internationalen Vergleich ein „poor Performer“. Ganz anders beispielsweise Norwegen, wo der Anteil weiblicher Führungskräfte bei den 25 größten Unternehmen des Landes bei 36 Prozent liegt – Deutschland liegt hier bei 11 Prozent Frauen in Aufsichtsräten. Noch niedriger sind sie in Italien, Spanien und Belgien, zeigt die aktuelle Deloitte-Studie „Women in the Board Room: A global Perspective“.

„Herausgeber der Studie ist das Deloitte Global Center for Corporate Governance – und tatsächlich sind Vielfalt und Frauen im Top-Management Fragen einer verantwortlichen Unternehmensführung. Bei der Steigerung des Anteils von Frauen in Führungs- und Überwachungsgremien handelt es sich aber um einen sehr langwierigen Prozess, bei dem bisher unterschiedliche Ansätze und Initiativen mal mehr, mal weniger erfolgreich zum Einsatz kamen“, kommentiert Dr. Claus Buhleier, Partner und Leiter Center für Corporate Governance bei Deloitte.

LandFrauen unter den größten Unternehmen/national (in %)
Italien 3,7–6,2
Indien 4,7–5,3
Malaysia 6,0–13,0
Singapur 6,4–7,3
Neuseeland 7,5–12,0
Belgien 7,7
China 8,1–8,5
Deutschland 8,2–11,2
Hongkong 8,6–9,4
UK 9,1–12,5
Niederlande 9,2
Spanien 9,2–9,3
Australien 10,9–12,5
USA 12,3–15,7
Frankreich 12,7–20,8
Kanada 12,9
Norwegen 31,9–35,6

Deutschland mit Aufholpotential

In Deutschland stellt sich die Situation als optimierungsfähig dar. Mit einem Anteil von 8,2 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten von 600 durch die Universität Karlsruhe im Jahr 2008 untersuchten Unternehmen bzw. 11,2 Prozent bei 81 im Rahmen einer Studie von GovernanceMetrics im März 2011 gelisteten Konzernen liegt Deutschland international etwa im Mittelfeld – der Abstand zu Spitzenreitern wie Skandinavien, aber auch anglophonen Ländern ist jedoch deutlich.

Dabei stehen ausreichend qualifizierte Bewerberinnen zur Verfügung, sodass die Corporate-Governance-Kommission empfohlen hat, künftig für mehr Vielfalt in den Vorständen zu sorgen. Daneben existieren in Deutschland zahlreiche Initiativen für mehr Diversität in Führungs- und Aufsichtsgremien. Die Empfehlung des deutschen Corporate Governance Kodex 2010 ist zwar nicht bindend, Unternehmen sind jedoch verpflichtet, die Nicht-Beachtung zu begründen. Einzelne Unternehmen treffen hier eigene Regelungen: So hat die Deutsche Telekom im März 2010 als erstes Dax-30-Unternehmen eine eigene Quote eingeführt, die mindestens 30 Prozent weibliche Führungskräfte bis 2015 vorsieht.

Norwegen top, Italien flop

Der internationale Vergleich zeigt enorme Unterschiede: Deutschland bewegt sich demnach im unteren Mittelfeld. Die Spanne ist groß: Beträgt der Frauenanteil bei Aufsichtsorganen in Norwegen deutlich über 30 Prozent, so liegt er in Italien – je nach Erhebungsmodus – zwischen vier und sechs Prozent. In Spanien beträgt die Quote knapp unter zehn Prozent, in Frankreich zwischen 13 und 20 Prozent. In den USA finden sich zwischen 12 und 16 Prozent Frauen in Führungspositionen, in China etwa acht Prozent.

Norwegen mit seiner hohen Frauen-Repräsentanz war das erste Land, das eine verbindliche Quote eingeführt hat. Inzwischen gibt es sie unter anderem auch in Spanien, in Frankreich, den Niederlanden, Italien und Belgien – und auch Indien plant ihre Einführung. Keine Quotenregelung besteht – abgesehen von Deutschland – in den USA, Kanada, Australien, Großbritannien, Neuseeland, China, Singapur und Malaysia.

„Der Report zeigt, dass nicht zwingend ein Zusammenhang zwischen einer Quote und einem höheren Frauenanteil im Top-Management besteht. Beispiele dafür sind die USA und Australien. Der Anteil liegt dort knapp über 15 Prozent, während Norwegen und Frankreich, beide mit Quote, in dieser Hinsicht deutlich weiter sind“, schließt Claus Buhleier.

Quelle: Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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