11.01.2024 — Michelle Bittroff. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Hacker und Cyberkriminelle verfolgen mit ihren Angriffen das Ziel, finanzielle Vorteile oder Informationen zu erlangen, indem sie internetfähige Geräte wie Computer, Tablets, Smartphones oder sogar ganze Netzwerke kompromittieren. Diese organisierte Kriminalität greift seit Jahren verstärkt die deutsche Wirtschaft an. Laut einer Prognose des Digitalverbands Bitkom beläuft sich der jährliche Schaden durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten sowie durch digitale und analoge Industriespionage und Sabotage auf rund 206 Millionen Euro. Dabei werden die Angriffe und Techniken immer ausgefeilter.
Phishing-Kampagnen zählen mitunter zu den häufigsten Angriffsarten. Diese zielen darauf ab, an persönliche Daten wie Passwörter oder Kreditkartendaten zu gelangen: Durch gefälschte E-Mails oder Webseiten wird den Opfern vorgegaukelt, dass es sich bei dem Täter um einen seriösen Kommunikationspartner handelt. Jedoch genügt ein Klick auf den falschen Button oder Link und der Täter erhält Zugriff auf sensible, private Daten.
Ähnlich verhält es sich beim Scam, zu Deutsch „Betrug“. Stellen Sie sich vor, Sie erhalten eine E-Mail, in der Ihnen mitgeteilt wird, dass Ihnen ein hoher Geldbetrag aus einem Gewinn oder einer Erbschaft zusteht. In der E-Mail wird jedoch behauptet, dass vor der Auszahlung des Geldbetrags eine Verwaltungsgebühr zu entrichten sei. Der Angreifer hat es in diesem Moment nur auf diese Verwaltungsgebühr abgesehen. Kurzum: Das Opfer wird in einer direkten Kommunikation dazu überredet, dem Täter unter Vortäuschung falscher Tatsachen Geld zu überweisen.
Bei der Generierung von Malware dringen Angreifer mit Hilfe von schädlicher Software oder Programmcodes in Computersysteme ein und richten dort Schaden an. Auch hier zielen Cyberangriffe darauf ab, persönliche Daten abzugreifen und einzelne Personen oder ganze Unternehmen automatisiert zu erpressen. So waren laut einer Bitkom-Studie im Jahr 2023 mehr als 70 Prozent der über 1.000 befragten Unternehmen aus verschiedenen Branchen vom Diebstahl sensibler Daten betroffen. 61 Prozent beklagten das Ausspähen der digitalen Kommunikation sowie die digitale Sabotage von Systemen oder Betriebsabläufen.
Und genau an dieser Stelle versetzt ChatGPT Experten in Alarmbereitschaft, denn der Chatbot kann dazu genutzt werden, Angriffstechniken zu verbessern oder gar neu zu entwickeln. Und längst haben auch Hacker das Potenzial Künstlicher Intelligenz erkannt.
Um zu verdeutlichen, wie leicht es ist, die Regulierungen des Chatbots zu umgehen, soll ein einfaches Beispiel herhalten. Im ersten Prompt wird ChatGPT konkret nach einer Phishing-Kampagne gefragt. Die Antwort ist sehr eindeutig:
Obwohl OpenAI versucht, den Missbrauch der Fähigkeiten seines Chatbots zu verhindern, indem es bestimmte Inhalte durch Barrieren und Einschränkungen relativ streng reguliert und die Erstellung potenziell schädlicher oder illegaler Inhalte ausdrücklich verbietet, können diese Regulierungen durch entsprechendes Prompting leicht umgangen werden, wie die folgenden Ausführungen zeigen:
Nach dem Verfassen der E-Mail weist der Chatbot noch einmal auf die Gewährleistung von Datenschutz und Privatsphäre hin, ansonsten gibt es jedoch keine weiteren Einschränkungen. Gerade die sprachliche Qualität der KI verschafft Angreifern Vorteile bei Spam- oder Phishing-Mails. Denn die Texte von ChatGPT sind grammatikalisch korrekt – in mehr als 50 Sprachen. Zudem baut ChatGPT geschickt Techniken wie Schmeichelei, Zeitdruck oder Autorität in die E-Mails ein, um die Empfänger zum Handeln zu bewegen. Im Gegensatz dazu enthielten Phishing-E-Mails, die oft aus dem Ausland verschickt wurden, bisher erhebliche grammatikalische Fehler oder falsche Formulierungen, die eher Misstrauen erweckten. Die Sprachfähigkeiten von ChatGPT ermöglichen es nun, diese Verteidigungslinie, die auf der Beobachtung der Benutzer basiert, leicht zu überwinden.
Es wird deutlich, dass KI den Aufwand minimiert und bestehende Angriffstechniken verbessert – sei es beim Verfassen von Phishing-Mails oder bei der Erstellung von Schadcode. Hier stellt sich nun die Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, sich gegen Betrugsversuche zu wehren?
Die gute Nachricht: Auch die Sicherheitsbranche kann den Chatbot zu ihrem Vorteil nutzen, um beispielsweise Schwachstellen in Software aufzudecken. Auch bei der Softwareentwicklung könnte ChatGPT eingesetzt werden, um die Qualität des Codes zu verbessern und so potenzielle Angriffsmöglichkeiten auf die Software zu reduzieren.
Und welche Möglichkeiten hat der Endverbraucher? Hier gilt nach wie vor das oberste Gebot: Seien Sie wachsam! Diese Tipps helfen, betrügerische E-Mails zu erkennen:
Angesichts der wachsenden Bedrohungen und der rasanten Entwicklung auf dem Gebiet der generativen KI ist in Zukunft jedoch mehr als nur Wachsamkeit erforderlich.
Laut einer von BlackBerry im Januar 2023 durchgeführten Umfrage unter 1.500 IT- und Cybersicherheits-Entscheidern in Nordamerika, Australien und dem Vereinigten Königreich werden neue KI-gestützte Cyberbedrohungen in Zukunft eine Cyberabwehr erfordern, die auf KI-gestützten Tools basiert. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Mehrheit (82 Prozent) in den nächsten zwei Jahren in KI-gestützte Cybersicherheit investieren wird. Dies unterstreicht, dass es auch für Unternehmen immer wichtiger wird, ihre IT-Sicherheit zu erhöhen, denn der Trend zu Angriffen im digitalen Raum wird anhalten. Gleiches gilt für die wachsenden Möglichkeiten und Herausforderungen von KI-Anwendungen. Digitalisierung und IT-Sicherheit müssen daher künftig Hand in Hand gehen.
Bild: Sanket Mishra (Pexels, Pexels Lizenz)