'Demenz-WG' in modernisierter Hochhaussiedlung

„Neues Land“ heißt die erste Wolfsburger Wohngemeinschaft für Menschen mit altersbedingten psychischen Erkrankungen. Unter dem Motto „Integration statt Isolation“ wurde das Konzept direkt in der modernisierten Hochhaussiedlung „Neue Burg“ realisiert. Das sanierte Gebäude-Ensemble hat bereits mehrere Auszeichnungen gewonnen, darunter das Niedersächsische Qualitätssiegel für sicheres Wohnen mit Auszeichnung. „Die Integration der betreuungsbedürftigen Senioren, wie wir sie umgesetzt haben, hat Modellcharakter und wird von Bewohnern und Nachbarn sehr gut angenommen. Unser Ziel ist es, das bereits bestehende Angebot auszubauen“, erklärt Manfred Lork, Geschäftsführer von NEULAND.

Die „Neue Burg“, eine Hochhaussiedlung in Wolfsburg-Detmerode, wird seit 2008 komplett modernisiert, teilweise rückgebaut. Sieben Häuser und das Außengelände sind bereits saniert und bieten nun barrierearmen Wohnraum und ebensolche Freiflächen. In die Wohnanlage integrierte NEULAND das Projekt „Neues Land“. Es verfolgt den Gedanken des gemeinschaftlichen Wohnens und bindet auch an Demenz erkrankte Menschen in das gemischte Wohnumfeld ein. So können sie möglichst lange und selbstständig in ihrem vertrauten Umfeld leben – eine Alternative zur Pflege in einem Heim oder durch die Familie.

Bauliche Herausforderung: Große WG statt Einzelwohnungen

Um die 400 Quadratmeter große Wohnfläche in die Häuser zu integrieren waren umfassende Eingriffe in die Bausubstanz notwendig. Das dritte Obergeschoss eines Gebäudes wurde dafür vollständig entkernt. Jörg Dahmer, Bereichsleiter Technisches Management bei NEULAND, berichtet: „Der Umbau war eine besondere Herausforderung: Aus ehemals sechs Wohnungen entstand eine große WG mit gemeinschaftlichen Aufenthaltsräumen und Privaträumen für bis zu zehn Bewohner.“ Um zu verhindern, dass die an Demenz Erkrankten die WG unbeaufsichtigt verlassen oder von außen gestört werden, wurde der Zugang zum Stockwerk besonders gesichert: Ein Halt mit dem Fahrstuhl ist nur mit einer entsprechend programmierten Chipkarte möglich. Eine spezielle Fluchttür sichert das Treppenhaus und verhindert den Zutritt durch Unbefugte, entriegelt aber automatisch bei Feuer.

Häusliche Atmosphäre mit individuellen Tagesabläufen

In der fertig gestellten Demenz-WG stehen die Interessen der Mieter und ihr Wohlbefinden im Vordergrund. Das gemeinschaftliche Leben spielt sich in der großen Wohnküche und den drei Gemeinschaftsräumen ab. Die Gewohnheiten und Interessen der einzelnen Mieter fließen in die Tagesgestaltung ein. Aufsteh- und Essenszeiten sind nicht festgelegt. Die Privatzimmer können mit eigenen Möbeln eingerichtet werden. Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung stellt sicher, dass zu jeder Zeit Hilfe vor Ort ist. Zwei Pflegekräfte und ehrenamtliche Helfer geben den Bewohnern als feste Bezugspersonen Halt und Orientierung.

„Ein spezielles Farb- und Lichtkonzept unterstützt die häusliche Atmosphäre. Außerdem betreuen wir auch die Angehörigen unserer Bewohner und besprechen gemeinsam Tagesabläufe und Freizeitgestaltung“, erläutert Alette Polan, stellvertretende Vorsitzende des Vereins AltersVision. Besondere Angebote runden das Betreuungskonzept ab. Dazu gehören Spielnachmittage in Kooperation mit dem nahegelegenen Jugendtreff von NEULAND und ein Nostalgiebad im Stil der 1930er/1940er Jahre, das den Senioren mehr Vertrautheit vermittelt als modernisierte Bäder.

Soziale Vernetzung und Integration

Für zusätzliche Unterstützung der Bewohner sorgen Kooperationen mit Dienstleistern im Stadtquartier: Ein Pflegedienst und eine Arztpraxis sind in den Wohnkomplex eingebunden. Sie gewährleisten dann Betreuung, wenn die Hilfestellung durch Mitbewohner und Pflegepersonal nicht ausreicht. Die von NEULAND initiierten Angebote setzen damit das vernetzte Wohnen im doppelten Sinne um: sozial ebenso wie bei Gesundheitsdienstleistungen. Dafür zeichnete die Initiative „Deutschland – Land des Langen Lebens“ die Demenz-WG mit einem Preis in der Kategorie „Vernetztes Leben“ aus.

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