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Außergewöhnliche Architektur: Bibliothek des Klementinums

17.07.2024  — Michelle Bittroff.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Gebäude, die sich den architektonischen Normen widersetzen, faszinieren immer wieder aufs Neue. Was Architekten sich alles einfallen lassen und auch verwirklicht haben, erfahren Sie in unserer Reihe „Außergewöhnliche Architektur“. Heute: Bibliothek des Klementinums.

Prags literarische Schätze sind an einem einzigartigen, geschichtsträchtigen Ort versammelt: der Bibliothek des Klementinums. Dieses beeindruckende Gebäude, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde, ist heutzutage nicht nur ein herausragendes Beispiel barocker Baukunst, sondern war seit jeher ein Zentrum des Wissens und der Geschichte.

Das Bild zeigt die Bibliothek des Klementinums

© Von Skot, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; für Großansicht bitte anklicken

Es war einmal …

Das Klementinum, das sich über mehr als zwei Hektar erstreckt, ist nach der Prager Burg das bedeutendste Bauwerk der Stadt und zählt zu den größten historischen Gebäudekomplexen Europas. Seine Entstehung verdankt es den Mönchen des Jesuitenordens, die nach ihrer Ankunft in Böhmen im Jahr 1556, in das verlassene Kloster zogen, dass neben Klassen- und Schlafräumen aus einer Bibliothek, Werkstätten, einem Theater und verschiedenen kirchlichen Räumen bestand. Auf Anordnung von Kaiser Ferdinand III. wurde das Klementinum im 17. Jahrhundert mit der Karls-Universität vereint. Ab diesem Zeitpunkt beherbergte der Komplex auch die philosophische und theologische Fakultät. Als der Jesuitenorden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgelöst wurde, mussten die Mönche das Klementinum verlassen.

Dank Kaiserin Maria Theresia blieb die Universität jedoch als bedeutendes wissenschaftliches Zentrum erhalten. Seit 1930 ist das Gebäude auch der Hauptsitz der Nationalbibliothek Tschechiens.

Das Bild zeigt die Spiegelkapelle des Klementinums

© Von Erwin Meier, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; für Großansicht bitte anklicken

Eine Perle des Barock?

Seit 1654, dem Jahr der Vereinigung von Kloster und Universität, wurde das Gebäude kontinuierlich erweitert und ausgebaut, bis das Klementinum als drittgrößtes Jesuitenkolleg der Welt galt. Der Bau dauerte rund 170 Jahre, so dass sich im Komplex und in seiner Innenausstattung verschiedene architektonische und künstlerische Elemente wiederfinden.

Dabei sticht vor allem ein Stil ins Auge: der Barock, der sich z. B. in kostbaren Materialien, kunstvoll vergoldeten Stuckaturen und prunkvollem Mobiliar im gesamten Gebäude widerspiegelt. Bedeutende Architekten wie Kilian Ignaz Dientzenhofer und Carlo Lurago waren maßgeblich an der Planung und Erweiterung des Klementinums beteiligt. Gerade die eindrucksvolle Gestaltung der Bibliothek lockt seit Jahren tausende Besucherinnen und Besucher in eines der schönsten Gebäude Prags.

Tausend Bücher, tausend Besucher

Das Bild zeigt den Astronomischen Turm des Klementinums

© Von Petr Doležal, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0; für Großansicht bitte anklicken

Der Bibliothekssaal des Klementinums beherbergt über zwanzigtausend historische, zum Teil sehr seltene Bücher aus verschiedenen Epochen. Hier finden sich Werke berühmter Autoren wie Kepler, Kopernikus und Tycho Brahe, aber auch mittelalterliche Handschriften, die die Entwicklung des Wissens dokumentieren. Der barocke Bibliothekssaal ist neben seinen zahlreichen literarischen Schätzen auch wegen seiner prächtigen großen Globen und der kunstvollen Deckenfresken von Jan Hiebl sehenswert.

Ein weiterer kultureller Höhepunkt des Klementinums ist die beeindruckende Spiegelkapelle, die 1725 fertiggestellt wurde. Einzigartig an dieser Kapelle ist die Decke, die das Muster des Fußbodens wie einen Sternenhimmel widerspiegelt. Seit 1936 wird die Spiegelkapelle als Konzertsaal genutzt, in dem regelmäßig Werke berühmter Komponisten wie Mozart, Vivaldi und Dvorák aufgeführt werden.

Hoch über der Altstadt Prags

Neben der Bibliothek und dem Spiegelsaal ist der Astronomische Turm des Klementinums eine weitere sehenswerte Attraktion. Im Jahre 1722 ließ der Universitätsrektor František Retz den fast siebzig Meter hohen Turm errichten. In ihm richteten Jesuitenmönche eine Sternwarte für meteorologische Messungen ein. Von 1775 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden diese Messungen kontinuierlich aufgezeichnet, sodass der Astronomische Turm des Klementinums heute als Ort der weltweit längsten ununterbrochenen Wetterdokumentation gilt.

Das Bild zeigt das Klementinum in Prag

© Von VitVit, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; für Großansicht bitte anklicken

Der Astronomische Turm wurde aufwendig restauriert und ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Besucherinnen und Besucher können nicht nur die meteorologischen Messgeräte, die überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammen, besichtigen, sondern auch aus 52 Metern Höhe einen herrlichen Ausblick auf die malerische Prager Altstadt genießen.

Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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