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Burn-out bei Führungskräften – Ein junges Phänomen

21.05.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Hernstein Institut für Management und Leadership.

Führungskräfte sind im Arbeitsalltag einem breiten Spektrum an Belastungen ausgesetzt. Der Druck steigt, allen voran der Zeitdruck. Fast 50 Prozent geben an, häufig gestresst zu sein. Ein Drittel sieht sich selbst als tendenziell Burn-out-gefährdet, fünf Prozent halten sich für akut gefährdet.

Tendenziell gilt: Je jünger die befragte Person ist bzw. je kürzer die Zeitspanne ist, seit der sie eine Führungsposition innehat, umso stärker Burn-out-gefährdet schätzt sie sich ein. Der aktuelle Hernstein Management Report hat 1.079 österreichische und deutsche Führungskräfte zum Thema Burn-out und Gesundheit befragt.

Junge Führungskräfte: Eine/r von zwei fühlt sich gefährdet
Bei Personen mit ein bis drei Jahren Berufserfahrung bezeichnet sich die Hälfte aller Führungskräfte als zumindest teilweise gefährdet. „Häufig werden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aufgrund von fachlichen Kompetenzen befördert. Doch oft sind sie für die damit verbundene Übernahme von Personalverantwortung ungenügend vorbereitet“, erklärt Eva-Maria Ayberk, Leiterin des Hernstein Instituts. „Der Rollenwechsel vom Mitarbeiter oder von der Mitarbeiterin zur Führungskraft bringt unvorhersehbare Herausforderungen auf psychologischer und kommunikativer Ebene mit sich. Es gibt keine geborenen Führungskräfte, aber Führungsfähigkeiten sind erlernbar.“

Burn-out hat viele Gesichter
Acht von zehn Führungskräften haben in ihren Unternehmen bereits Burn-out-Fälle erlebt. Sechs von zehn geben an, dies bei Führungskollegen oder -kolleginnen beobachtet zu haben, vier von zehn kennen Burn-out bei den eigenen, direkt geführten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Jede zehnte Führungskraft war oder ist selbst davon betroffen. „Schon mehr als die Hälfte aller Krankenstandstage gehen in Europa auf ein psy­chisches Problem, auf Erschöpfung oder auf Nicht-mehr-Können zurück“, so Eva-Maria Ayberk. „Nicht immer steckt eine zu hohe Arbeitsbelastung dahinter. Wenn der Sinn der Tätigkeit infrage gestellt wird oder eigene Gestaltungsmöglichkeiten fehlen, kann sich das ebenfalls auf die Psyche auswirken.“

Frühwarnzeichen für eine ausgewogene Life-Balance
26 Prozent der Befragten wurden von ihrem persönlichen Umfeld auf eine mögliche Burn-out-Gefahr hingewiesen, 14 Prozent schon mehrfach gewarnt. Besonders das obere Management, Eigentümer und Eigentümerinnen sowie junge Führungskräfte wurden vermehrt darauf angesprochen. Nicht verwunderlich, dass auch Familie und Freude darauf reagieren, wenn der Job mit nach Hause kommt. Denn 56 Prozent der Befragten geben an, nach Feierabend gedanklich nicht abschalten zu können.

Wenn du es eilig hast, gehe langsam
Es zeigt sich, dass von einem Burn-out-Risiko betroffene Personen die Wichtigkeit und die Beeinflussbarkeit des Themas durch Führungsarbeit allgemein als hoch ansehen. Hier tut sich eine Lücke zwischen Wissen und Handeln auf. Personen, die sich selbst als gefährdet ansehen, machen tendenziell weniger oft Pausen, weniger Sport und weniger Ausgleich als diejenigen, die sich als nicht gefährdet empfinden. Diese Führungs­kräfte sammeln also weiter Belastungsfaktoren an. „Wichtig ist es, trotz des ganzen Trubels die Stop-Taste zu drücken, die eigenen Stressmuster zu kennen und zu durchbrechen. Nützliche Erkenntnisse dazu liefern die Neurowissenschaft“, ist Eva-Maria Ayberk überzeugt. „Selbstführung ist die Grundvoraussetzung, um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesund führen zu können.“

Strategien gegen die tägliche Überdosis Druck
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Drei wesentliche Eckpfeiler einer positiven Arbeitsumgebung, nämlich Sinn, Kollegialität und Wertschätzung, sieht ein Großteil der befragten Führungskräfte positiv. 72 Prozent erleben ihre Arbeit als sinnvoll und erfüllend, 74 Prozent sprechen von einer freundlichen und kollegialen Arbeitsatmosphäre im Team. Mit der Wertschätzung der eigenen Arbeitsleistung durch die direkte Führungs­kraft sind 61 Prozent zufrieden, 16 Prozent fühlen sich nicht anerkannt.
Mach mal Pause!
Und was tun Führungskräfte, um fit zu bleiben? Zwei Drittel schaffen sich im Arbeitsalltag entsprechende Pausenzeiten. Dies gelingt jedoch nicht allen: Drei von zehn Führungskräften geben an, während eines Arbeitstags nur selten Arbeitspausen einzulegen und sich entsprechende Ruhezeiten zu verschaffen. Eine von zehn Führungskräften erklärt sogar, fast nie Pausen zu machen.

In Bewegung bleiben
Zwei Drittel der befragten Führungskräfte geben an, mehrmals oder zumindest einmal pro Woche Ausdauer­sport zu betreiben. Dies ist mit Abstand die am häufigsten ausgeübte Sportart. Gymnastik und Beweglichkeits­trainings wie Yoga nutzen vor allem weibliche Führungskräfte. Alles beginnt im Kopf: Das weiß vor allem das Top-Management. Denn interessanterweise werden Mentaltechniken von dieser Gruppe am häufigsten zur Entspannung genutzt. Das sollte man sich merken.

Hernstein Management Report:
Seit 16 Jahren erhebt der Hernstein Management Report ein Stimmungs- und Meinungsbild unter Führungs­kräften im deutschsprachigen Raum und fragt dabei nach täglichen Herausforderungen, den Trends und Entwicklungen, die Führungskräfte aktuell wahrnehmen, und wie es ihnen in der Führungsrolle geht.

Die wichtigsten Eckdaten der Umfrage:
Befragungszeitraum: Oktober 2014. Befragte Personen: 1.282 Führungskräfte und Unternehmenseigentümer und -eigentümerinnen, davon in Österreich: 646, davon in Deutschland: 636, Befragungsart: Online-Befragung

Zum aktuellen Report „Gesundheit und Vitalität".


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