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Dax-Konzerne: Auslandsgeschäft boomt, Standort Deutschland profitiert

21.05.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst und Young Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H..

Dax-Unternehmen erwirtschaften drei Viertel ihres Umsatzes außerhalb Deutschlands ++ Wachstum in Deutschland um drei Prozent, im Ausland um 13 Prozent ++ Gewinne steigen nur leicht

Die im Dax-30 gelisteten Unternehmen konnten im vergangenen Jahr ihren Umsatz vor allem dank einer starken Entwicklung im Ausland steigern: Das weltweite Geschäft der im Dax vertretenen Unternehmen wuchs um neun Prozent. Während das Umsatzplus in Deutschland nur bei drei Prozent lag, legten die Umsätze im Ausland um 13 Prozent zu. Das Deutschlandgeschäft trägt dabei nur noch 26 Prozent zum Umsatz bei – im Vorjahr lag der Anteil noch bei 28 Prozent.

Trotz der relativ schwachen Umsatzentwicklung in Deutschland profitierte der Standort Deutschland von der guten Entwicklung der Konzerne: Die Zahl der Beschäftigten stieg in Deutschland um 1,2 Prozent, im Ausland mit 2,3 Prozent nur geringfügig stärker. Und auch der deutsche Fiskus freute sich über die gut laufenden Geschäfte der Dax-Konzerne: Der Ertragsteueraufwand der Dax-Unternehmen in Deutschland stieg um 34 Prozent – im Ausland war ein Rückgang um fünf Prozent zu verzeichnen. Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die auf einer Analyse der Geschäftsberichte der im Deutschen Aktienindex (Dax) gelisteten Unternehmen beruht.

Starkes Wachstum im Ausland

Besonders stark im Ausland vertreten sind Fresenius Medical Care, adidas und Linde, die jeweils mehr als 90 Prozent ihres Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaften. Angesichts der europäischen Schuldenkrise und der schwachen konjunkturellen Entwicklung in vielen europäischen Ländern erstaunlich: Im europäischen Ausland legten die Dax-Konzerne um 14 Prozent zu, und damit sogar stärker als außerhalb Europas, wo das Wachstum bei 13 Prozent lag.

Aber gerade die große Bedeutung, die der europäische Markt für die Unternehmen hat, sieht Thomas Harms, Partner bei Ernst & Young, mit Sorge: „Die Dax-Unternehmen erwirtschaften vier von zehn Euro inzwischen im europäischen Ausland. Märkte wie Frankreich, Italien und Spanien sind für die deutschen Unternehmen sehr wichtig. Die Krise in Südeuropa wird sich daher in diesem Jahr auch in den Zahlen der Dax-Konzerne niederschlagen und ihr Wachstum bremsen – trotz der guten Entwicklung in Märkten wie China und den USA.“

Erfolgsmodell Internationalisierung

An ihrer konsequenten Internationalisierungsstrategie sollten die Unternehmen nach Harms’ Ansicht aber in jedem Fall festhalten: „Das Auslandsgeschäft erwies sich im vergangenen Jahr bei den meisten Unternehmen eindeutig als der Hauptumsatztreiber.“

Vor allem die besonders stark globalisierten Unternehmen haben sich im Geschäftsjahr 2011 hervorragend entwickelt. So lag das Umsatzwachstum bei den Unternehmen, die mindestens drei Viertel ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften, bei 13 Prozent, der Gewinn stieg sogar um 47 Prozent. Die weniger stark globalisierten Unternehmen (Auslandsanteil unter 75 Prozent) verzeichneten hingegen nur ein Umsatzwachstum von sechs Prozent, der Gewinn brach sogar um 77 Prozent ein.

Und während die stark globalisierten Unternehmen die Zahl der Mitarbeiter weltweit um fünf und in Deutschland um vier Prozent erhöhten, sank die Beschäftigung bei den übrigen Unternehmen weltweit um ein Prozent – in Deutschland blieb sie immerhin stabil.

Diese Entwicklung zeige deutlich, dass Deutschlands Unternehmen erheblich von der Globalisierung profitieren, so Harms: „Die deutschen Konzerne nehmen die Chancen wahr, die sich im Ausland bieten, und stärken damit ihre Wettbewerbsposition. Je höher der Globalisierungsgrad der Unternehmen, desto größer war im vergangenen Jahr die Chance, an dem enormen Wachstum in den Schwellenländern zu partizipieren. Zwar ist ein Engagement in den Schwellenländern kein Erfolgsgarant und die dortigen Märkte sind immer stärker umkämpft. Dennoch gilt: Wer sich in den letzten Jahren vor allem auf die traditionellen Absatzmärkte Deutschland und Westeuropa konzentriert hat, hat massiv Wachstumspotenziale verspielt.“

Der Erfolg deutscher Unternehmen im Ausland komme auch dem Standort Deutschland zugute. Denn hierzulande seien zumeist zentrale Funktionen wie die Verwaltungs-, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen oder das Marketing beheimatet. „Dennoch darf man sich nichts vormachen“, betont Harms: „Das Auslandsgeschäft wird immer wichtiger, Deutschland ist für die Mehrzahl der Dax-Unternehmen nur noch ein Markt unter vielen. Wachstum wird zukünftig vor allem im Ausland stattfinden – das wird sich auch in der Beschäftigungsentwicklung widerspiegeln.“

Derzeit beschäftigen die Unternehmen immerhin 43 Prozent ihrer Mitarbeiter in Deutschland. Insgesamt liegt die Zahl der Mitarbeiter bei 3,74 Millionen – ein Anstieg um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Leichtes Gewinnwachstum – Schuldenkrise und Energiewende belasten

Der Vorsteuergewinn der Dax-Unternehmen hat sich im vergangenen Jahr leicht erhöht: von 86,0 auf 88,1 Milliarden Euro. Die höchsten Gewinne erzielten Volkswagen, BASF, Siemens, Daimler und BMW. Die durchschnittliche Umsatzrendite der Dax-Unternehmen stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr von 7,0 auf 7,5 Prozent.

Der Cashflow der Unternehmen sank hingegen um sieben Prozent von 110,7 auf 102,8 Milliarden Euro. Und nachdem noch im vorangegangenen Geschäftsjahr keiner der Dax-Konzerne rote Zahlen geschrieben hatte, schlossen immerhin zwei Unternehmen das Geschäftsjahr 2011 mit einem Fehlbetrag ab – insgesamt 11 der 30 Unternehmen verzeichneten niedrigere Gewinne als im Vorjahr.

„Die Mehrzahl der Dax-Unternehmen ist derzeit in einer guten Verfassung“, stellt Harms fest. „Sie haben die Kosten im Griff, ihre finanzielle Situation ist robust und sie sind auf den Weltmärkten hervorragend aufgestellt. Die Lage ist aber nicht mehr ganz so blendend wie im Vorjahr. Das liegt zum einen an der schwachen Konjunkturentwicklung in einigen wichtigen europäischen Absatzmärkten. Hinzu kommen die steigenden Rohstoff- und Energiepreise, die nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden können und die Marge belasten. Die Energiebranche leidet außerdem unter den Folgen der Energiewende. Den Unternehmen aus der Finanzbranche machen zudem die Auswirkungen der Schuldenkrise in Europa zu schaffen: Sie müssen zum Teil erhebliche Abschreibungen auf ihre Griechenland-Engagements vornehmen."


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