28.11.2016 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Eine aktuelle Umfrage von KPMG unter 200 deutschen Unternehmen mit einem hohen Auslandsumsatz hat jetzt ergeben: Deutsche Unternehmen scheuen zunehmend die Wachstumsmärkte und verpassen dadurch Chancen. Unvorhersehbare Risiken für ihre ausländische Geschäftstätigkeit werden dennoch unterschätzt.
Die Investitionsneigung der deutschen Industrie im Ausland nimmt seit den vergangenen 5 Jahren ab. Es sind sukzessive weniger Investitionsprojekte deutscher Unternehmen im Ausland zu verzeichnen. Insbesondere in den Wachstumsmärkten China und Indien gehen die Investitionen deutscher Unternehmen seit einiger Zeit zurück.
In den kommenden fünf Jahren wollen die deutschen Unternehmen ihr Wachstum hauptsächlich auf die reifen Märkte Europas (59 Prozent) und Nordamerikas (46 Prozent) konzentrieren. In den Hauptwachstumsmärkten Indien, Afrika und Südamerika bleibt hingegen die Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen überraschenderweise weiterhin niedrig. Trotz des Rückgangs zuletzt bleibt China ein wichtiges Land für Investitionen: 51 Prozent der befragten Unternehmen planen diese auszubauen. Als einziger neuer interessanter Markt tut sich laut Studie Südostasien hervor (31 Prozent).
Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG in Deutschland:
„Deutsche Unternehmen haben mit rund 27.000 Unternehmen mehr Tochtergesellschaften im Ausland als US-amerikanische Unternehmen und stehen damit an Position 1 in der Welt. Allerdings schöpfen sie durch ihr vergleichsweise zurückhaltendes Engagement auf den weniger entwickelten Märkten ihr Wachstumspotenzial nicht aus und laufen Gefahr, im internationalen Wettbewerb zurückzufallen.“
Frank Hemker, Leiter Country Practice Indien bei KPMG in Deutschland:
„Indiens Wirtschaft befindet sich gemessen am Bruttoinlandsprodukt erst auf dem Stand Chinas von 2007. In vielerlei Hinsicht ist das Potenzial Indiens allerdings sogar noch größer: In wenigen Jahren wird der asiatische Subkontinent das bevölkerungsreichste Land der Erde sein.“
Matthias Heckel, Leiter Country Practice Afrika bei KPMG in Deutschland:
„Einigen Unternehmen mangelt es an der gebotenen Intensität, sich mit Afrika auseinanderzusetzen. Dabei bietet der Kontinent viele Regionen, die nicht durch Krisen und Katastrophen gekennzeichnet sind, Regionen, die politisch stabil sind und eine Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten mit beeindruckender Wachstumsdynamik bereithalten.“
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Nur eines von vier deutschen Unternehmen (26 Prozent) hält es für wahrscheinlich, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre ein unvorhergesehenes Ereignis wie Naturkatastrophen und politische Umwälzungen massiven Einfluss auf sein Auslandsgeschäft haben könnte.
Andreas Glunz:
„Das ist insofern erstaunlich, als ja erst in jüngerer Vergangenheit Ereignisse wie der Brexit, der Putschversuch in der Türkei oder der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland gezeigt haben, wie schnell sich die Lage ändern kann – mit massiven Auswirkungen auch auf das Auslandsgeschäft. Hinzu kommen Ereignisse, die sich weltweit auswirken wie die Finanzkrise von 2008, die die Weltwirtschaft lähmte. Seit dem vergangenen Jahr ist es erstmals ein Mix aus Krisen in Schwellen- und Entwicklungsländern, die aktuell zu einer starken Abkühlung der Weltwirtschaft führen. Es stellt sich die Frage, ob die Unternehmen ausreichend auf solche Eventualitäten vorbereitet sind. Aufgrund der Komplexität und Verwobenheit der Weltwirtschaft ist es allerdings schwerer einzuschätzen, wie sich Risiken in einem Land beziehungsweise einer Region auf andere Länder und Regionen auswirken. Schließlich sind Wertschöpfungsketten heute so international wie nie zuvor.“
Dem Risikomanagement kommt deshalb eine ganz wesentliche Bedeutung zu, wenn man im Ausland keine Bruchlandung erleben will. KPMG rät, beispielsweise die Supply Chain-Strukturen so zu gestalten, dass der Ausfall eines wichtigen Lieferanten ohne weiteres kompensiert werden kann. Immerhin: Rund ein Viertel der befragten Unternehmen möchte in den kommenden fünf Jahren seinen Anteil an der Wettschöpfungskette erweitern, um Risiken zu minimieren (27 Prozent).
Download-Link der Studie: http://hub.klardenker.kpmg.de/investment-report-2016
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