12.05.2016 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft .
Die deutsche Wirtschaft bleibt vorsichtig optimistisch – trotz vieler Risiken wie etwa der Flüchtlingskrise, der europäischen Uneinigkeit sowie den zahlreichen weltweiten Konflikten.
Die Frühjahrsausgabe des Deloitte CFO Survey, an der 115 Finanzvorstände deutscher Großunternehmen teilnahmen, zeigt: Die Hälfte der Befragten erwartet in den nächsten zwölf Monaten eine positive Konjunkturentwicklung, lediglich ein gutes Zehntel ist skeptisch. Risikofaktoren sind geopolitische Faktoren (59%) und eine sinkende Auslandsnachfrage (45%). Insgesamt bewegt sich die Stimmung damit unverändert im positiven Bereich und unterstreicht die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auch angesichts einer global unsicheren Lage. Investitionen wollen Firmen vor allem in die Digitalisierung tätigen. Neben internen Prozessen zielt die Strategie der deutschen Großunternehmen stark auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Dienstleistungen ab. Somit wird die Digitalisierungsstrategie innovationsorientiert.
„Firmen investieren signifikant mehr in Digitalisierung, wobei sich der Schwerpunkt verlagert hat: Für 60 Prozent steht IT-Technologie im Fokus. Dabei geht die Digitalisierung inzwischen über die Vernetzung von Arbeitsabläufen hinaus: Viele Unternehmen setzen auf marktgerichtete Initiativen und ergänzen ihre Produkte und Dienstleistungen durch digitale Angebote“, erklärt Rolf Epstein, Leiter Finance Consulting bei Deloitte.
Die Griechenlandkrise und der Einbruch des chinesischen Aktienmarkts haben im Herbst 2015 für einen drastischen Rückgang der Konjunkturaussichten gesorgt. Doch bewirkten die steigenden Risiken keinen nachhaltigen Pessimismus in den deutschen Unternehmen. Die Stimmung bleibt im positiven Bereich: 50 Prozent der CFOs sind optimistisch für die Konjunktur in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten.
Auf der anderen Seite schätzt ebenfalls die Hälfte der Befragten das allgemeine Unsicherheitsniveau als mindestens hoch ein. Weniger im Hinblick auf nationale Einflüsse: Hier zeigen sich die CFOs kaum beunruhigt, eine schwächere Binnennachfrage erwarten nur 31 Prozent. Eine deutlich größere Gefahr sehen Finanzchefs hingegen bei internationalen Aspekten, vor allem bei geopolitischen Faktoren (59%), einer geringeren Auslandsnachfrage (45%) sowie schwächeren Emerging Markets. Besonders ausgeprägt sind diese Befürchtungen in der verarbeitenden Industrie. Hier bewerten drei Viertel der CFOs geopolitische Entwicklungen und nachlassende Auslandsnachfrage als erhebliche Gefahr für ihr Unternehmen.
Bei den eigenen Geschäftsaussichten der Unternehmen halten sich Optimisten und Pessimisten die Waage, zwei Drittel gehen von gleich bleibenden Perspektiven für ihr Geschäft aus. Auch die Investitionsneigung verharrt auf Vorjahresniveau – wobei viele Unternehmen ihre Investments perspektivisch eher erhöhen als senken wollen. Das gilt ebenfalls für die Beschäftigung: Das Tempo des Aufbaus geht zwar zurück, die Tendenz bleibt aber grundsätzlich positiv. Kostensenkungen sind nach wie vor eine strategische Priorität der CFOs, darüber hinaus nehmen aber vor allem Innovationsaktivitäten zu – wenn die Risiken beherrschbar erscheinen. Die Risikobereitschaft der deutschen Unternehmen bleibt niedrig.
Der Investitionsfokus der Firmen hat sich in Richtung Digitalisierung gewandelt. Dabei stehen die IT, digitale Kompetenzen der Mitarbeiter sowie F&E im Fokus. Ein Viertel der Unternehmen hat zudem die Ausgaben für den Aufbau immaterieller Assets, beispielsweise durch Marketing und Branding, verstärkt. Für CFOs bedeutet die Digitalisierung sowohl eine strategische Verantwortung für das Gesamtunternehmen – wobei sich nur ein knappes Drittel als Treiber der Entwicklung begreift – als auch die Notwendigkeit einer Umgestaltung der Finanzfunktionen. 55 Prozent konstatieren hier einen hohen Veränderungsbedarf insbesondere im Hinblick auf Analytics, Automatisierung und Big-Data-Verarbeitung.
„Das Referendum in Großbritannien und der drohende Brexit sind ein Unsicherheitsfaktor für Finanzchefs hierzulande. Die Gefahr des Brexit addiert sich zu den sonstigen politischen Risiken wie der Schwäche der Emerging Markets. Sollte Großbritannien tatsächlich die EU verlassen, würde dies die deutschen Finanzchefs in vielfältiger Weise betreffen, so zum Beispiel in den Bereichen Steuern, Mitarbeitermobilität oder Wertschöpfungsketten“, so Dr. Alexander Börsch, Leiter Research bei Deloitte.
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