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Deutschem M&A-Markt geht die Luft aus

27.01.2014  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Towers Watson GmbH.

Anzahl und Volumen deutscher M&A-Deals gehen deutlich zurück. Die Asien-Pazifik-Region zieht an Europa vorbei.

In Deutschland wurden 2013 sechs Mergers & Acquisitions mit einem Deal-Volumen von über 100 Millionen US-Dollar vollzogen. Damit ist die Anzahl der großen Deals gegenüber dem Vorjahr um rund die Hälfte zurückgegangen (2012: elf Transaktionen). Das Gesamtvolumen der M&As ist mit 6,95 Milliarden US-Dollar sogar um fast zwei Drittel gesunken (2012: 18,02 Milliarden). Dies ist das Gesamtergebnis des Quarterly Deal Performance Monitor des Beratungsunternehmens Towers Watson und der Cass Business School. Deutschland liegt demnach hinter seinen europäischen Nachbarn: In Großbritannien wurden im vergangenen Jahr 30 M&A-Transaktionen durchgeführt, Frankreich und die Niederlande kommen jeweils auf sieben.

Die Studie untersucht seit 2008 vierteljährlich den wirtschaftlichen Erfolg von weltweit durchgeführten M&A-Transaktionen mit einem Deal-Volumen von über 100 Millionen US-Dollar. 2013 wurden in Europa insgesamt 114 Deals abgeschlossen – der niedrigste Wert seit 2009. Damit ist Europa zum zweiten Mal in Folge das Schlusslicht im weltweiten Vergleich: Hier wurden nicht nur die wenigsten Deals durchgeführt, sondern auch ein geringeres Volumen als im Vorjahr verzeichnet. Nordamerika führt mit insgesamt 404 Deals (fast 60 % des weltweiten M&A-Marktes), gefolgt von der Asien-Pazifik-Region mit 161 Deals.

„Vor zwei Jahren prognostizierten wir, dass die Asien-Pazifik-Region den Abstand zu Europa im M&A-Markt verringern würde. Vor allem durch die Zurückhaltung europäischer Unternehmen ist Asien jetzt bereits vorbeigezogen“, sagt Helmuth Uder, M&A-Experte von Towers Watson. „Angesichts der insgesamt positiven Marktstimmung und der guten Entwicklung vieler Unternehmensergebnisse rechnen wir für 2014 wieder mit einer stärkeren M&A-Aktivität in Europa.“

Nicht aktive Unternehmen verlieren den Anschluss

Eine Belebung des deutschen und europäischen M&A-Marktes hätte auch positive Effekte auf die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen. Denn akquirierende Unternehmen konnten weltweit einen um 4,5 Prozentpunkte höheren Wertzuwachs verzeichnen als nicht-akquirierende Wettbewerber. Am deutlichsten konnten Unternehmen auf dem nordamerikanischen Markt von M&A-Deals profitieren: Sie übertrafen den regionalen MSCI Index im Schnitt um 7,4 Prozentpunkte. In Europa profitieren Unternehmen deutlich schwächer von Akquisitionen, erzielten aber eine durchschnittlich um 2,2 Prozentpunkte bessere Performance als der regionale Gesamtmarkt. In der Asien-Pazifik-Region fällt der Performance-Vorsprung gegenüber dem regionalen Index mit lediglich 0,8 Prozentpunkten eher schwach aus.

„Europa kann mit der wirtschaftlichen Dynamik in der Asien-Pazifik-Region und Nordamerika kaum mithalten. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland weiterhin eine ökonomische Vorreiterrolle ein und genießt international große Anerkennung für seine Wirtschaftskraft und Stabilität in Krisenzeiten. Die Besinnung auf die eigentliche wirtschaftliche Stärke Deutschlands führt jedoch gleichzeitig zu einer Verschnaufpause in den Übernahmeaktivitäten. Dies sollte sich bald wieder umkehren; deutsche Unternehmen sollten sich als Motor im europäischen M&A-Markt positionieren“, rät Uder.

Erfolgsfaktoren: Zeit und sorgfältige Vorbereitung

Für die Unternehmensperformance spielt jedoch nicht allein die Aktivität bei M&A-Deals, sondern auch deren Qualität eine zentrale Rolle. Der Quarterly Deal Performance Monitor zeigt, dass Unternehmen, die in der Deal-Bewertungsphase ausreichend umsichtig agierten und sich mehr als 70 Tage Zeit für die Kandidatenentscheidung ließen, bessere Ergebnisse erzielen als schnelle Entscheider: Sie lagen durchschnittlich sieben Prozentpunkte über dem regionalen MSCI Index, gegenüber 3,1 Prozentpunkten. Auch schnitten inländische M&A-Transaktionen um 5,2 Prozentpunkte besser ab als internationale Deals.

„Bei M&A darf die Qualität nicht der Geschwindigkeit geopfert werden. Eine sorgfältige Risikoeinschätzung, kritische Beurteilung der Performance und der sensible Umgang mit der Unternehmenskultur von Übernehmer wie Übernehmendem sind zentral für das Gelingen einer Transaktion. Bei unseren M&A-Mandaten achten wir darauf, dass alle diese Erfolgsfaktoren adäquat berücksichtigt werden“, resümiert Uder.

Hintergrundinformationen zur Studie
Die aktuelle Studie von Towers Watson und der Cass Business School basiert auf Angaben der Thomson One Banker Mergers & Acquisitions Datenbank. Berücksichtigt wurden 720 M&A-Transaktionen weltweit mit einem Wert von jeweils mehr als 100 Mio. US-Dollar, vollzogen im Gesamtjahr 2013 (1. Januar bis 31. Dezember). Die Zielunternehmen mussten sich am Ende der Transaktion vollständig im Besitz des jeweils übernehmenden Unternehmens befinden. Ausgeschlossen wurden reine Immobilien-Deals.


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