25.08.2015 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PricewaterhouseCoopers AG.
Der Norden Europas ist besonders erfolgreich, wenn es um die Beschäftigung älterer Mitarbeiter geht. Island ist dabei führend, gefolgt von Neuseeland und Schweden, das damit Vorreiter innerhalb der Europäischen Union ist. Die weiteren Plätze belegen Israel und Norwegen, wie aus dem aktuellen Golden Age Index der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervorgeht. Er misst anhand von sieben Indikatoren, wie stark einzelne Länder das Potenzial von älteren erwerbsfähigen Menschen auf dem Arbeitsmarkt nutzen. So waren in Schweden im Jahr 2013 rund 74 Prozent der Menschen zwischen 55 und 64 Jahren in Lohn und Arbeit. In Deutschland beträgt dieser Anteil aktuell 63,5 Prozent. Zwar konnte sich das Land in den vergangenen zwölf Jahren deutlich steigern – 2003 lag der Anteil nur bei 39,3 Prozent. Doch unter den 34 OECD-Staaten nimmt Deutschland beim PwC Golden Age Index mit Rang 18 nur einen Platz im Mittelfeld ein. „Die Entwicklung geht in Deutschland in die richtige Richtung. Allerdings besteht noch großes Verbesserungspotenzial. Unternehmen könnten das Know-how und die Erfahrung von älteren Arbeitnehmern noch besser nutzen. Dazu muss der Staat allerdings stärkere Anreize setzen und auch Unternehmen müssen mehr tun, um Mitarbeiter länger zu binden“, betont Petra Raspels, Vorstandsmitglied und Leiterin Human Capital.
Ein gutes Ergebnis ist kein Zufall, wie die PwC-Analyse zeigt: Besonders gut schneiden Länder ab, in denen der Staat die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern gezielt fördert. Ein gutes Beispiel dafür ist Schweden: Das Land hat in den 1990er-Jahren die Frühverrentung gestoppt und die Regeln für die Berufsunfähigkeit verschärft. Mit steuerlichen Anreizen für Arbeitnehmer wie Unternehmen gelang es, die Beschäftigten länger auf dem Arbeitsmarkt zu halten. Außerdem werden Mütter intensiv unterstützt, nach der Babypause wieder in den Beruf einzusteigen. Staaten, die beim Golden Age Index erfolgreich sind, zeichnen sich zudem durch einen hohen Anteil von Frauen im Erwerbsleben aus. Wenn ein größerer Anteil älterer Arbeitnehmer eine Beschäftigung nachgeht, hat dies positive Effekte auf die gesamte Beschäftigung und das Bruttoinlandsprodukt. Das höhere Bruttoinlandsprodukt kann dazu beitragen, die höheren Kosten einer alternden Gesellschaft zu finanzieren.
In Deutschland wird das Potenzial älterer Arbeitnehmer nicht voll genutzt. Zwar hat sich der Anteil der Erwerbstätigen im Alter zwischen 65 und 69 Jahren von 5,5 Prozent 2003 zehn Jahre später auf 12,6 Prozent erhöht und damit mehr als verdoppelt, trotzdem bleibt noch viel Wissen und Erfahrung ungenutzt. „Viele ältere Menschen sind aktiver als frühere Generationen, bilden sich fort und möchten gerne weiter einer Erwerbstätigkeit nachgehen“, betont Raspels. Nach einer aktuellen Untersuchung des Statistischen Bundesamtes nutzen 57 Prozent der Senioren einen Computer. Der Anteil ist seit 2010 um acht Prozentpunkte gestiegen. Senioren machen zudem 42 Prozent der Gasthörer an deutschen Hochschulen aus.
Für Unternehmen bietet ein höherer Anteil älterer Mitarbeiter Chancen und bedroht keineswegs die Arbeitsplätze der jüngeren Generation, wie häufig befürchtet wird. „Unternehmen, die die Fähigkeiten und Erfahrung von älteren Menschen nutzen, können daraus einen Wettbewerbsvorteil ziehen“, so Raspels. Dazu müssen sie allerdings flexibel agieren und Arbeitsplätze entsprechend gestalten. Weitere wichtige Bestandteile sind maßgeschneiderte Programme für die Gesundheit älterer Arbeitnehmer sowie die permanente Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter, die nicht mit 50 enden darf. „Besonders wichtig ist es, die häufig jüngeren Führungskräfte im Umgang mit älteren Mitarbeitern zu schulen. Die Integration älterer Mitarbeiter sollte ein selbstverständlicher Bestandteil der Diversity-Konzepte von Unternehmen sein“, empfiehlt Raspels. Der Wandel kann nur gelingen, wenn alle Beteiligen ihr Rollenverständnis und ihr Verhalten reflektieren.
Der PwC Golden Age Index setzt sich aus sieben Indikatoren zusammen. Dabei macht die Beschäftigungsquote der Menschen zwischen 55 und 64 Jahren mit 40 Prozent den größten Anteil aus. Die Beschäftigungsquote der Menschen zwischen 65 und 69 Jahr geht mit 20 Prozent in die Gesamtwertung ein. Weitere Indikatoren sind das Verhältnis von Frauen und Männer, die Teil- und Vollzeitquote sowie das durchschnittliche Austrittsalter sowie die Teilnahme an Fortbildungen.
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