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Dashöfer

Eine echte Energieleistung

29.10.2009  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V..

Modernisierung eines Zweifamilienhauses zum KfW-Effizienzhaus 70

Kellerdecke, Dach und Fassade nicht gedämmt, die Verglasung der Fenster veraltet, viele Wärmebrücken: Das Wohnhaus der Familie Boes im badischen Rheinmünster war eine regelrechte "Energieschleuder" bevor sich die Eigentümer Ingrid und Hans-Jürgen Boes entschieden, ihr Haus energetisch auf Vordermann zu bringen. Seit Mai 2009 erlebte die Familie hautnah mit, wie ihr Mehrfamilienhaus zu einem "KfW-Effizienzhaus 70" wurde. Bei einem Fachvortrag zur Energieeinsparung informierte sich Familie Boes erstmals über die unterschiedlichen Maßnahmen einer energetischen Hausmodernisierung und lernte dort Energie-Fachberater Matthias Dörr kennen. Sein Angebot einer kostenlosen und unverbindlichen Erstberatung nahm das Ehepaar gerne an. "Nachdem wir 42 Jahre in unserem Haus als Mieter gewohnt haben, kauften wir es im vergangenen Jahr und wollen es nun zum Beginn unseres Ruhestandes auf den energetisch neuesten Stand bringen", erzählt Hans-Jürgen Boes. Im ersten Schritt analysierte Dörr den aktuellen Energiebedarf des Gebäudes. Danach ging es um die Ermittlung des konkreten Einsparpotenzials und dessen Amortisation. "Bei mir erfährt der Hausbesitzer im Voraus, wie schnell sich beispielsweise der Einbau von zusätzlichem Dämm-Material im Dach oder eine Wärmeschutzverglasung rechnet", berichtet Dörr aus seiner Beratungspraxis. Das Ziel stand bei Familie Boes schnell fest: Rund 60 Prozent Heizenergie ließen sich in dem 1966 erbauten Mehrfamilienhaus mit 240 Quadratmetern Wohnfläche mit vertretbarem Modernisierungsaufwand einsparen.


Das Zweifamilienhaus in Rheinmünster wurde 1966 erbaut. Nach dem Kauf des Hauses 2008 entschied sich Familie Boes zu umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen
Gründliche Besichtigung zu Beginn

Dörr begann seine Besichtigungstour bei Familie Boes wie fast immer im untersten Geschoss: "Die unbeheizten Kellerräume mit der ungedämmten Kellerdecke sind aus energetischer Sicht ein Fass ohne Boden", stellte der Experte fest. Außerdem hatten die Hauseigentümer durch die ungedämmte Betondecke in der Mietwohnung im Erdgeschoss Schimmelbildung zu beklagen. Für den Energie-Fachberater jedoch kein Problem, "mit einem optimalen Wärmeschutz hat der Schimmel zukünftig keine Chance mehr."

Sanierungsfall vom Keller bis zum Dach

Die Besichtigung durch den Energie-Fachberater sowie der erstellte Energieausweis zeigten einen enormen Sanierungsbedarf vom Keller bis zum Dach. Der bedarfsorientierte Energieausweis wies einen Endenergiebedarf von 360,9 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr aus. Der Primärenergiebedarf lag bei 402,7 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Die festgestellten Mängel im Keller, an Fassade, Fenstern und Dach sowie eine Öl-Heizung aus dem Jahr 1985 ließen Ingrid und Hans-Jürgen Boes nicht lange zögern. Nach dem ausführlichen Expertencheck entschieden sie sich für eine Sanierung auf KfW Effizienzhaus 70 -Standard. "Wir hatten für die umfangreichen Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen eine Bausumme von 130.000 Euro zur Verfügung. Der Zuschuss von der KfW belief sich auf etwa zehn Prozent. Das macht zusammen mit der Förderung der Heizung über 15.000 Euro", erläutert Dörr.


Bei den umfangreichen Dacharbeiten wurden die Dachsparren komplett ausgedämmt und zusätzlich eine Dämmung auf den Sparren verlegt.
Straffer Modernisierungsfahrplan

Ende Juni ersetzte der Heizungsbauer die bisherige Ölheizung durch eine CO2-neutrale Holzpelletheizung mit einem Pelletlager von 4,6 Tonnen Fassungsvermögen. Vorab wurde die Kellerdecke gedämmt. Sie sorgt jetzt im Erdgeschoss für warme Füße. Zweiter Schritt war die Erneuerung der Fenster. Die vorhandenen Fensterrahmen der alten Schallschutzfenster (das Haus befindet sich in der Nähe eines Regionalflughafens) waren noch voll funktionstüchtig und boten genügend Platz für eine neue Dreifachverglasung. Lediglich drei Fenster mussten komplett ausgetauscht werden. Die neuen Fenster haben einen Wärmedurchgangswert (U-Wert) von 0,6, die alten waren mit einem Wert von 3,5 eine enorme Schwachstelle. In diesem Arbeitsschritt wurden auch die Rollladenkästen mit Spezialdämmplatten gedämmt, sowie die alten Fensterbänke und das betonierte Vordach abgetrennt und damit Wärmebrücken eliminiert. Anfang Juli montierten Handwerker die neue, gedämmte Haustür. Mitte Juli wurde das Haus komplett eingerüstet und der Zimmermann entfernt die alte Dacheindeckung. Der Bereich zwischen den Sparren wurde voll ausgedämmt und zusätzlich eine 60 Millimeter starke Dämmung auf den Sparren verlegen. Im Bereich des Speichers erhielt die oberste Geschossdecke eine 240 Millimeter dicke Dämmschicht. Jedes der neuen, energiesparenden Dachfenster bekam als Hitzeschutz im Sommer einen Außenrollladen. "Gerade als die Dacharbeiten stattfanden, regnete es fast täglich. Zum Glück hielt das Dach dicht", ist Ingrid Boes froh.


Das Haus ist frisch verputzt, der Dachüberstand in einem modernen Grauton gestrichen. // Fotos: www.energie-fachberater.de
Umfassende Betreuung

Energie-Fachberater Matthias Dörr koordinierte die Handwerker vor Ort und begleitete jeden Bauabschnitt. Ende Juli wurden die Fensterlaibungen gedämmt und die neuen Fensterbänke gesetzt. Danach folgten die Gipserarbeiten und die Anbringung eines 140 Millimeter starken Wärmedämm-Verbundsystems (WDVS) aus Spezialdämmstoff. Die Wärmebrücke am Balkon verschwand nach einer rundum angebrachten Dämmung. Schließlich wurde der Balkon durch eine Metallkonstruktion um 1,5 Meter verlängert, um später mehr Raum zum Feiern mit Gästen zu bieten. Nach der Sanierung und Dämmung des Sockelbereichs strahlt das Haus von Familie Boes seit Mitte September in neuem Glanz. "Eine Komplettsanierung ist zwar ein radikaler Schritt", beschreibt Energie-Fachberater Matthias Dörr, "aber nur so lässt sich der enorme Energiehunger eines solch alten Hauses drastisch reduzieren. Wichtig ist, dass sämtliche Erneuerungsschritte sinnvoll aufeinander abgestimmt sind."

Glückliche Hausbesitzer

Auch Ingrid und Hans-Jürgen Boes sind stolz auf ihr neues Schmuckstück. "Mit dem Ablauf der Arbeiten und dem Ergebnis sind wir rundum zufrieden." Und den neuen Wohnkomfort bemerkten die Bewohner umgehend: "Unser Mieter im Dachgeschoss freute sich an den heißen Tagen schon sehr über deutlich kühlere Räume", berichtet Ingrid Boes. Mit einem Jahres-Primärenergiebedarf von nur noch 35,2 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter unterschreitet das Haus das Neubauniveau der Energieeinspar-Verordnung EnEV 2007um stolze 67 Prozent. Freuen können sich auch Matthias Dörr und einige der beteiligten Handwerker, die durch die Modernisierung bereits Folgeaufträge aus der Nachbarschaft erhalten haben. Wer auch auf der Suche nach einem Berater ist: Über 1.500 Energie-Fachberater im Baustoff-Fachhandel sind auf dem Ratgeberportal www.energie-fachberater.de gelistet. Hier kann eine kostenlose und unverbindliche Erstberatung angefordert werden, in der Hausbesitzer erfahren, wie ältere Immobilien auf den neuesten energetischen Stand gebracht werden können.

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