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Hoch gestapelt, tief gefallen?

23.09.2021  — Moira Frank.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Schwindeln, lügen, täuschen: Hochstapler*innen haben nicht immer schlimme Absichten, doch reinlegen tun sie uns letztlich immer. Wir haben uns angeschaut, was für spannende Sprachgeschichte eigentlich hinter dieser Bezeichnung steht.

Letztlich war es ein anonymer Brief, der ihn enttarnte. 2010 wurde ein 29-Jähriger verurteilt, der in Erlangen bei über 196 chirurgischen Eingriffen das Skalpell geschwungen hatte – ohne tatsächlich den angegebenen zweifachen Doktortitel zu besitzen. Nicht einmal das Abitur hatte der Verurteilte. Seine Zeugnisse hatte der Mann selbst erstellt, darunter die Promotionsurkunde zum Doktor der Medizin an der University of Oxford. Er wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Regressionsansprüche von der Klinik gab es keine, der falsche Arzt hatte zum großen Glück nur Schaden am Vertrauen angerichtet statt an der körperlichen Unversehrtheit.

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Nicht immer nimmt Hochstaplerei solch dramatische Ausmaße an, auch wenn die Geschichten um besonders geschickte Hochstapler*innen natürlich auch besonders faszinierend sind. Doch woher kommt eigentlich der Begriff der Hochstaplerei? Naheliegend ist natürlich, dass es hier ums behutsame Bauen von Lügenkonstrukten geht. Wer einmal behauptet, im Zeugnis nur Einsen gehabt zu haben, sieht sich plötzlich vermeintlich gezwungen, auch die nächsten Zeugnisse zu fälschen, um nicht aufzufliegen. Doch der Schwindel muss in alle Richtungen aufrecht erhalten werden, damit etwa Freund*innen nicht plaudern. Eltern müssen von Lehrer*innen ferngehalten werden, E-Mails von der Schule umgeleitet. Schon steht man als Hochstapler*in da – und wer hoch stapelt, der fällt tief.

Tatsächlich kommt die Hochstaplerei aber von ganz woanders her. 1728 war ein "Hochstabler" in Schwaben ein besonders vornehmer, "hoher" Bettler. "Stapeln", verwandt mit "stappen" ("gehen"), nannte man das pausenlose Gehen von Bettlern, die sich von Person zu Person bettelten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sprach man dann auch in der Schriftsprache vom Hochstapler. 1851 definiert das Buch "Die gefährlichen Klassen Wiens" den Hochstapler als "gefährlicher Bettler, der mit falschen Attesten über erlebte Unglücksfälle oder dergleichen und, indem er gewöhnlich adlige Namen und Titel sich beilegt, vorzüglich die höheren Stände brandschatzt", also ausplündert.

Heute ist nur ein Teil der ursprünglichen Bedeutung geblieben, wie das im Sprachwandel übrig ist. Hochstapeln kann heute jede*r – kein Betteln mehr nötig!

Bild: Ivan Samkov (Pexels, Pexels Lizenz)

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