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Kampf gegen Schwarzarbeit: Viel Aufwand, wenig Ertrag

20.12.2010  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: ManagerGate.

Anteil der Schattenwirtschaft an der Wirtschaftsleistung deutlich kleiner als angenommen

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Der Kampf gegen Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft ist teuer und ineffizient. Denn der Anteil der Schattenwirtschaft an der gesamten Wirtschaftsleistung ist wesentlich geringer als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Bisherige bekannte Schätzungen gehen von einem Anteil von 15 bis 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Tatsächlich dürfte die Schattenwirtschaft jedoch viel geringer sein. „In Befragungen kommt man auf Werte von maximal drei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung – diese Werte dürften realistischer sein“, so das Fazit von Dr. Ulrich Thießen, Autor der DIW-Studie. Dieses Ergebnis deckt sich auch mit den Erfahrungen der im Jahr 2004 vom Bundesfinanzministerium gegründeten Sondereinheit des Zolls „Finanzkontrolle Schattenwirtschaft“.

Die letzte öffentliche Stellungnahme des Bundesfinanzministerium liegt allerdings deutlich über diesem Wert: So beziffert das Bundesfinanzministerium den durch Schwarzarbeit ausgelösten Schaden auf rund 70 Milliarden Euro jährlich, das heißt ein Fünftel des Gesamtumsatzes von 350 Milliarden Euro. Diese 350 Milliarden sind etwa 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Gemessen daran kann die Sondereinheit „Finanzkontrolle Schattenwirtschaft“ nur relativ geringe Mittel für den Staat eintreiben: Trotz flächendeckender Tätigkeit und hoher quantitativer Vorgaben für die Aufdeckung von Schwarzarbeit wurden nach Angaben des Bundesrechnungshofs letztlich nur 30 bis 40 Millionen Euro im Jahr eingenommen. Die Kosten der Sondereinheit liegen dagegen schätzungsweise bei 500 Millionen Euro, aber dies berücksichtigt nicht die Kosten für fehlgeleitete Justizverfahren und mögliche adverse Effekte. „Angesichts der Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag stellt sich die Frage, ob es den Handlungsbedarf gibt, der den Einsatz solch aufwändiger Maßnahmen rechtfertigt,“ sagt Ulrich Thießen.


Höhe der Abgabenbelastung weniger wichtig als angenommen

In der Debatte über Schwarzarbeit und Sozialversicherungsbetrug wird immer wieder auf die Abgabenbelastung der Steuerzahler und die Arbeitsmarktregulierung verwiesen. „Das klingt zwar plausibel, empirisch zeigt sich aber, dass es viele weitere Einflüsse gibt, die bedeutender sind“, so DIW-Experte Thießen. So seien für das Entstehen von Schattenwirtschaft soziale Faktoren entscheidender als arbeitsmarktpolitische Regelungen oder die Abgabenlast. „Wir fanden in unserer OECD-Länderstudie, dass beispielsweise die Zufriedenheit der Menschen mit Ihrer Lebenssituation besonders wichtig ist. Je besser die sozioökonomischen Bedingungen, je höher die Menschen die Qualität der politischen Führung aber auch die Qualität einer Unternehmensleitung einschätzen, je besser die Qualität öffentlicher Dienste ist und je geringer die Korruption, desto niedriger ist das Ausmaß der Schattenwirtschaft.“ Fazit von DIW-Forscher Thießen: „Es gibt viele Möglichkeiten die Schattenwirtschaft zu beeinflussen - und zwar ohne die Abgabenlast senken zu müssen oder den Arbeitsmarkt zu deregulieren.Ulrich Thießen: The Shadow Economy in International Comparison: Options for Economic Policy Derived from an OECD Panel Analysis, DIW Discussion Papers No. 1031/2010


Drei oder 15 Prozent Schattenwirtschaft: Warum die Schätzwerte so stark auseinanderklaffen

Woran liegt es, dass Schätzungen über das Ausmaß der Schwarzarbeit so stark voneinander abweichen und zwischen nur drei und beachtlichen 15 Prozent der Wirtschaftsleistung schwanken? Unbestritten ist, dass aufgrund der Illegalität das Ausmaß der Schwarzarbeit nicht direkt gemessen sondern nur geschätzt werden kann. In der Praxis nähern sich Wissenschaftler und Praktiker dem Ausmaß der Schwarzarbeit, indem sie den Anteil des Bargeldumlaufs messen. Immerhin werden Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft weitgehend mit Bargeld abgewickelt. Was die einzelnen Berechnungen voneinander unterscheidet, sind die Annahmen darüber, wie schnell das Bargeld umläuft: Verdoppelt man die angenommene Umlaufgeschwindigkeit, so kann ein und derselbe bar gezahlte Euro gleich zwei Mal für illegale Aktivitäten verwendet werden. Auch neue Schätzmodelle kommen nicht ohne Rückgriff auf diese Annahme aus, denn sie liefern lediglich einen Index, der in Relationen zum Bruttoinlandsprodukt umgewandelt werden muss, wozu Ergebnisse von Bargeldschätzungen benutzt werden.

Tatsächlich liegt hier der Knackpunkt, warum DIW-Forscher Thießen das Ausmaß der Schattenwirtschaft kräftig nach unten korrigiert: „Eine sehr hohe angenommene Umlaufgeschwindigkeit des Bargelds in der Schattenwirtschaft widerspricht monetären Trends, Plausibilitätsrechnungen und dem, was wir aus Befragungen wissen.“


Links

Schattenwirtschaft: „Das Ausmaß der Schattenwirtschaft wird überschätzt“. Neun Fragen an Ulrich Thießen | PDF, 163.92 KB

Ulrich Thießen: The Shadow Economy in International Comparison: Options for Economic Policy Derived from an OECD Panel Analysis, DIW Discussion Papers No. 1031/2010 | PDF, 384.01 KB

Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)
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