Online-Weiterbildung
Präsenz-Weiterbildung
Produkte
Themen
Dashöfer

Persönliche Kompetenzen in der Nachfolge von Familienunternehmen

29.02.2016  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Universität Witten/Herdecke.

Die Zeiten, in denen ein Familienunternehmen mit einer hohen Selbstverständlichkeit an den erstgeborenen Sohn übergeben wurde und dieser Sohn ebenso selbstverständlich die Nachfolge antrat, sind vorbei.

Mit wachsender Individualisierung der Gesellschaft, aber auch mit wachsenden Qualifikationsanforderungen und der Gleichberechtigung verliert das klassische Rollenmodell seine Gültigkeit. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass der Erstgeborene die Nachfolge antritt. Dies stellt Familienunternehmen vor große Herausforderungen.

Anzeige

Der GmbH-Geschäftsführer

Stellung, Haftung, Rechte und Pflichten

  • Persönliche Stellung des GmbH-Geschäftsführers
  • Kardinalpflichten und -aufgaben für Geschäftsführer
  • Risikomanagement: Praxiserprobte Strategien

Zum eintägigen Praxis-Seminar »

Der Wille, die Motivation und die Eignung des potenziellen Nachfolgers tragen wesentlich zu einer gelungenen Nachfolge bei. Allerdings weiß man nur wenig darüber, welche Eigenschaften eines Nachfolgers den Ausschlag dafür geben, ob dieser die Nachfolge auch wirklich antritt. Welche Persönlichkeit weist ein Nachfolger auf, der sich zum Familienunternehmen bekennt? Welche Motive treiben ihn oder sie an? Neben der Frage nach den nötigen Quali­fikationen sind diese Fragen unter heutigen Bedingungen von zentraler Bedeutung, wenn von Nachfolge die Rede ist. Denn ohne die richtige Persönlichkeit, die richtige Motivation und das richtige Umfeld bringt alle Qualifikation wenig.

Die Studie zeigt, dass sich in Bezug auf die untersuchten Nachfolger ein recht detailliertes Persönlichkeitsbild zeichnen lässt. Dieses unterscheidet sich generell von dem eines Unternehmensgründers. Nachfolger, das wird deutlich, sind keine Unternehmer, die eine bestimmte Vision gegen alle Widerstände durchsetzen. Sie sind vielmehr durchaus sozial eingestellt und an Werten orientiert. Ihnen geht es eher darum, Bestehendes zu bewahren als im Sinne einer kreativen Zerstörung Neues zu erschaffen. Dies ist etwas, dass jeder Unternehmer, der einen Nachfolger sucht, im Kopf haben sollte. Ebenso ist es jedoch auch für den Nachfolger eine wesentliche Einsicht.

Die Studie zeigt aber auch einige Problemfelder. Die Nachfolger zeigen explizite Motive, die den Erwartungen ihrer Umwelt und dem Typus des Unternehmers entsprechen. Dagegen sind ihre impliziten, tief sozialisierten Motivlagen völlig individuell. Dies muss nicht unbedingt problematisch sein, etwa wenn eine explizite Motivlage nur die Steigerung einer impliziten darstellt. Sollte es jedoch einen Konflikt zwischen impliziten und expliziten Motiven geben, kann dies mittelfristig zu einem persönlichen und unternehmerischen Scheitern führen, schlimmstenfalls zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen (z. B. Burnout). Da es weder im Sinne der Familie noch des Unternehmens sein kann, Glück und Zufriedenheit des Nachfolgers für das Unternehmen zu opfern oder den Fortbestand des Unternehmens an eine unklare Motivation zu koppeln, müssen potenzielle Nachfolger zunächst mit sich selbst ins Reine kommen. Das Erkennen und Priorisieren der eigenen Motive ist Voraussetzung für eine langfristige hohe Arbeitsmotivation.

Daneben ist eine der zentralen Erkenntnisse, dass die Attraktivität der Nachfolge als Karriereentscheidung da liegt, wo sie eigentlich nicht liegen sollte: Nachfolger wählen die Nachfolge häufig auch, weil sie sich so Leistungsdruck und Karriererisiken auf dem Arbeitsmarkt entziehen können. Die Nachfolge wird dann angetreten, wenn der potenzielle Nachfolger das Gefühl hat, mit geringem Risiko und Aufwand ein Maximum an Rendite zu erwirtschaften. So nachvollziehbar und verlockend ein vorgezeichneter Karrierepfad erscheinen mag, muss dennoch darauf geachtet werden, dass dies nicht zum primären Entscheidungskriterium für oder gegen die Nachfolge wird.

„Diese Studie ist die erste wissenschaftlich abgesicherte und großzahlige Studie, die sich mit der Psychologie der Nachfolge aus Sicht der Nachfolger befasst“, so Prof. Dr. Marcel Hülsbeck, Lehrstuhlinhaber am WIFU und Leiter der Studie. „Die Ergebnisse sollen sowohl Nachfolger als auch Übergebende zur Reflexion des eigenen Nachfolgeprozess anregen.“

„Für ein Familienunternehmen stellt ein Generationswechsel immer eine Herausforderung dar, weil gerade in dieser kritischen Phase Blickwinkel und Fragestellung der Eltern und der nächsten Generation sich gegenüberstehen“, ergänzt Philippe Depoorter, Leiter Family Practice, Banque de Luxembourg. „Intensive Kommunikation ist hier die beste Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis und eine gelungene Weitergabe.“

Die komplette Studie ist für Sie im Downloadbereich hinterlegt.


nach oben