25.11.2013 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin).
Demnach tragen in Australien, Deutschland und Großbritannien psychische Erkrankungen weit stärker zum Unglück von Menschen bei als körperliche Gebrechen. Und im Vergleich zu körperlichen Gebrechen beeinflussen Arbeitslosigkeit und Einkommen die Lebenszufriedenheit weniger. Die gesundheitspolitische Studie von Richard Layard und drei Kollegen, die für den World Happiness Report erstellt wurde, ist jetzt als 600. SOEPpaper veröffentlicht worden.
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Für die Analyse, die den gesundheitspolitischen Schlussfolgerungen des Papiers zugrunde liegt, wurden neben den deutschen SOEP-Daten auch Daten von Langzeitstudien aus Australien (HILDA: Household, Income and Labour Dynamics in Australia) und Großbritannien (BHPS: British Household Panel Survey) ausgewertet. In den drei Studien geben die Befragten auf einer Skala von null bis zehn beziehungsweise null bis sieben an, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Für die Untersuchung wurden diejenigen 25 Prozent der Befragten als „unglücklich“ definiert, die die jeweils niedrigsten Zufriedenheitswerte angegeben hatten. In die Auswertung flossen die Daten aller Befragten ein, die älter als 25 Jahre waren.
Geschätzt wird, dass weltweit etwa jeder Zehnte unter Depressionen und Angststörungen leidet. Diese psychischen Erkrankungen sind die Ursache von bis zu einem Fünftel aller Fälle von Erwerbsunfähigkeit. Gleichzeitig befindet sich selbst in reichen Ländern weniger als ein Drittel der Betroffenen in therapeutischer Behandlung. Depressionen und Angststörungen könnten heute mit Hilfe evidenzbasierter Verfahren erfolgreich behandelt werden, sagt Richard Layard. Dennoch würde kaum eine Regierung mehr als 15 Prozent ihres Gesundheitsetats für die Behandlung seelischer Erkrankungen ausgeben.
„Das ist diskriminierend für psychisch Erkrankte im Vergleich zu körperlich Erkrankten und zudem auch wirtschaftlich unvernünftig“, sagen der Wohlfahrtsökonom Layard und seine Kollegen. Würden mehr psychisch Kranke gut behandelt werden, könnten Kosten für Sozialhilfe gespart werden und es würden weniger Steuereinnahmen aufgrund der Erwerbsunfähigkeit vieler Arbeitnehmer verloren gehen. Layard: „In reichen Ländern wäre wahrscheinlich eine für die Staatskassen kostendeckende Behandlung der von psychischen Leiden Betroffenen möglich“.
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP ist am DIW Berlin angesiedelt und wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.
SOEPpapers
Die SOEPpapers stellen Forschungsergebnisse vor, die mit Hilfe von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) erarbeitet wurden – und zwar vor oder nach ihrer Veröffentlichung in einem renommierten Fachjournal. Die am DIW Berlin angesiedelte Langzeitstudie bietet damit eine in Deutschland einzigartige Open-Access-Plattform für Studien aus allen Disziplinen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, darunter Soziologie und Politikwissenschaft, aber auch Demografie, Gesundheitsforschung und Psychologie. Zu den Autoren der SOEPpapers zählen weltweit renommierte Wissenschaftler wie der Leibniz-Preisträger Armin Falk aus Bonn, der als Glücksforscher bekannte Psychologe Ed Diener oder die Wohlfahrtsökonomen Richard Easterlin und Richard Layard. Unter www.diw.de/soeppapers stehen alle SOEPpapers zum kostenlosen Download bereit.
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