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Standort Deutschland im Ausland hoch im Kurs

06.06.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: ManagerGate.

Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort steigt / Fünfter Platz im weltweiten Standortranking und attraktivster europäischer Standort / Ausländische Unternehmen investieren deutlich mehr in Deutschland und schaffen Arbeitsplätze

Deutschland ist aus Sicht ausländischer Manager der führende Standort in Europa und belegt im Ranking der weltweit attraktivsten Standorte den fünften Platz – hinter China, den USA, Indien und Brasilien. Besonders geschätzt wird Deutschland für seine gute Infrastruktur und das stabile politische Klima. Und ausländische Unternehmen loben Deutschland nicht nur, sie investieren auch verstärkt: Die Zahl der Investitionsprojekte stieg 2010 um 34 Prozent auf 560. Dabei wurden etwa 12.000 Arbeitsplätze geschaffen – 144 Prozent mehr als im Vorjahr. Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young zur Attraktivität des Wirtschaftsraums Europa und zu tatsächlichen Investitionsprojekten. Befragt wurden Manager von 812 internationalen Unternehmen. Vertiefende Fragen zum Standort Deutschland richteten sich an weitere 202 ausländische Unternehmen.

Deutschland attraktivster Standort Europas

Gegen den europäischen Trend ist die Attraktivität Deutschlands im Vergleich zum Vorjahr konstant hoch geblieben: 12 Prozent der befragten Manager bezeichnen Deutschland als einen der drei Top-Standorte weltweit. Großbritannien und Frankreich sind in der Gunst ausländischer Investoren hingegen gesunken und erhalten nur noch 4 bzw. 3 Prozent der Stimmen. Westeuropa insgesamt gilt unter Investoren dennoch immer noch als attraktives Investitionsziel: Im Ranking der wichtigsten Weltregionen belegt es mit 35 Prozent (Vorjahr 38 Prozent) den zweiten Platz hinter China (38 Prozent).

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„Deutschland hat sich nach der Wirtschaftskrise in beeindruckender Weise zurückgemeldet und ist heute eindeutig die dynamischste und wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft Europas“, kommentiert Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young. Daher werde Deutschland weiterhin als sehr attraktiver Standort wahrgenommen – trotz der starken Konkurrenz vonseiten der stark wachsenden Schwellenländer.

44 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Attraktivität Deutschlands als Investitionsziel im vergangenen Jahr gestiegen sei, nur 7 Prozent sehen eine gesunkene Attraktivität des Standorts. Auch die Bereitschaft, in Deutschland zu investieren, ist gestiegen: 43 Prozent der Unternehmen planen Investitionen in Deutschland – im Vorjahr lag der Wert bei 40 Prozent.

Aus Sicht der befragten Manager wird Deutschland auch zukünftig seine starke Position im internationalen Standortwettbewerb behaupten können: 47 Prozent der Befragten erwarten, dass Deutschlands Attraktivität in den kommenden drei Jahren zunehmen wird, nur 5 Prozent erwarten eher eine negative Entwicklung.

Anders als viele andere europäische Länder habe Deutschland frühzeitig Reformen eingeleitet, um die eigene Wirtschaft international wettbewerbsfähig zu halten, so Englisch. Diese Politik zahle sich nun aus: „Deutschland ist ein Global Player, während andere europäische Länder in die zweite Liga abzusteigen drohen“. Das zeigen auch die Befragungsergebnisse: Die wichtigsten Konkurrenten Deutschlands um die Ansiedlung ausländischer Unternehmen sind nicht etwa die europäischen Nachbarländer, sondern China und die USA.

Die positiven Einschätzungen der ausländischen Manager seien gerechtfertigt, kommentiert Englisch: „Die deutsche Wirtschaft weist enorme Wachstumsraten auf, die Konjunkturprognosen werden laufend nach oben korrigiert. Deutschland scheint den europäischen Konkurrenten mit großen Schritten zu enteilen“. Für das laufende Jahr erwartet Englisch eine Wachstumsrate auf Vorjahresniveau, zum Ende des Jahres hin dürfte in vielen Regionen sogar Vollbeschäftigung erreicht sein. „Im Ausland reibt man sich die Augen angesichts des deutschen Jobwunders und des anhaltend hohen Wachstumstempos. Viele müssen derzeit ihr Deutschlandbild komplett revidieren“.

Lob für gute Infrastruktur – aber fehlende steuerliche F&E-Förderung

Besonders gute Noten erhält Deutschland vor allem für die Infrastruktur, das soziale Klima, die Lebensqualität und die Qualifikation der Arbeitnehmer. Relativ schlecht bewertet wird der Standort Deutschland insbesondere in Bezug auf die Arbeitskosten, die (mangelnde) Flexibilität des Arbeitsrechts sowie die Unternehmensbesteuerung. Vor allem bei der Unternehmensbesteuerung sieht Englisch einen erheblichen Standortnachteil Deutschlands: „Nicht nur sind die Unternehmenssteuern in Deutschland relativ hoch, besonders schädlich ist, dass es in Deutschland keinerlei steuerliche Erleichterungen für Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) gibt“. Fast alle anderen wichtigen europäischen Länder setzen durch zum Teil erhebliche steuerliche Erleichterungen Anreize für mehr Investitionen der Unternehmen im Bereich von FuE.

„Innerhalb der EU ist ein echter Wettbewerb um die bestmögliche Förderung von Innovationen entbrannt“, berichtet Englisch. Und es seien gerade diese steuerlichen Anreize, die für Unternehmen bei der Standortentscheidung häufig eine besonders wichtige Rolle spielten. Deutschland müsse deshalb dringend eine steuerliche Förderung für FuE einführen, wenn es nicht Gefahr laufen wolle, im Standortwettbewerb zurückzufallen: „Wenn wir nicht gegensteuern, droht dem Land der Ideen der Ausverkauf des Know-how“, warnt Englisch vor einem Abwandern bestehender Forschungs- und Entwicklungszentren ins Ausland.

Als vielversprechendste Branchen in Deutschland bezeichnen ausländische Manager in erster Linie die Automobilindustrie, die Pharma- und Biotechnologiebranche sowie die IT-Branche. Relativ geringes Wachstumspotenzial billigen sie hingegen dem Banken- und dem Immobiliensektor zu.

Direktinvestitionen nach Europa steigen wieder

Nachdem im Krisenjahr 2009 ein deutlicher Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen nach Europa zu verzeichnen war, konnten die europäischen Länder 2010 wieder deutlich mehr Auslandsinvestitionen anziehen: Die Zahl der Investitionsprojekte stieg um 14 Prozent auf 3.757, dabei wurden 137.400 Arbeitsplätze geschaffen – 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

Deutschland konnte einen überdurchschnittlich starken Zuwachs verzeichnen: Die Zahl der Investitionsprojekte stieg um 34 Prozent auf 560, die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze um 144 Prozent auf 12.000. Damit liegt Deutschland nun in der europäischen Rangliste etwa gleich auf mit Frankreich und hinter dem traditionellen Spitzenreiter Großbritannien.

Schwellenländer gewinnen weiter an Attraktivität

Während die Industriestaaten noch mit den Nachwirkungen der Krise kämpfen und nur geringe Wachstumsraten aufweisen können, bauen die Schwellenländer – allen voran China, Indien und Brasilien – ihre Vormachtstellung als bevorzugte Investitionsziele weiter aus: Bereits heute sind China und Indien aus Sicht internationaler Unternehmen mit 38 bzw. 23 Prozent der Nennungen die attraktivsten Investitionsstandorte der Welt. Brasilien konnte im Vergleich zum Vorjahr deutlich zulegen und erhält nun 16 Prozent. Einzig Russland verliert an Boden und wird nur noch von 11 (Vorjahr 14) Prozent der Befragten als Top-Standort bezeichnet.

„Vor allem China, Indien und Brasilien bieten das, was Investoren suchen: große weitgehend unerschlossene Märkte und damit erhebliche Wachstumspotenziale. Da können die etablierten großen Industrienationen wie die USA und Deutschland schlichtweg nicht mithalten“, so Englisch. Zudem habe die Wirtschaftskrise zu einem neuen Kräfteverhältnis zwischen entwickelten Industrienationen und Schwellenländern geführt – und zwar zulasten der Industrieländer. „Viele entwickelte Länder wurden von der Rezession sehr hart getroffen, finden nur langsam den Weg aus der Krise und ächzen derzeit unter Staatsschulden in exorbitanter Höhe. Anders China und Indien: Die Wirtschaft boomt, Staatsschulden sind kein Thema, die Finanzwirtschaft ist stabil“.

Deutschland braucht den Euro

Vor allem dem Boom in den Schwellenländern ist es zu verdanken, dass die derzeitigen Turbulenzen im Zusammenhang mit der hohen Verschuldung einiger Mitglieder des Euroraums das Wachstum in Deutschland bislang nicht nachhaltig bremsen konnten, so Englisch: „Die negativen Effekte der Schuldenkrise werden durch die anhaltend starke Auslandsnachfrage mehr als kompensiert“. Und trotz der derzeitigen Schwierigkeiten innerhalb der Eurozone sei der Euro eindeutig ein Gewinn für die deutsche Wirtschaft, so Englisch: „Deutschland braucht den Euro und den europäischen Binnenmarkt“. Das sieht auch die Mehrheit der befragten Manager so: Drei von vier Befragten sind der Meinung, dass Deutschland von einem stabilen Euro abhängig ist. Nur jeder zehnte Investor hält Deutschland für unabhängig von der Stabilität der Gemeinschaftswährung. Und die Mehrheit der ausländischen Investoren (60 Prozent) sieht im Euro einen Vorteil für Europa als Investitionsstandort. Nur 17 Prozent werten die europäische Gemeinschaftswährung als Wettbewerbsnachteil für Europa.

Download der Studie

Lesen Sie die Ergebnisse der Ernst & Young-Studie "Standort Deutschland 2011" (369 KB, 31 Seiten) und erfahren Sie mehr über andere Länder-Umfrageergebnisse.

Quelle: Ernst & Young AG
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