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Stressreport Deutschland 2012

07.02.2013  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Multitasking, Zeitdruck, Monotonie und Störungen nehmen nach wie vor Spitzenplätze ein

Heute schon die Haare gerauft
Heute schon die Haare gerauft? Foto: Evil Erin [Lizenz: CC BY]

Psychische Belastung ist in der deutschen Arbeitswelt nach wie vor weit verbreitet. Häufig sind die Beschäftigten Multitasking, Zeitdruck, Monotonie und Störungen bei der Arbeit ausgesetzt. Dabei kennt die psychische Belastung weder Hierarchiegrenzen, noch macht sie vor gewerblichen Branchen halt. Faktoren wie das gute soziale Klima in deutschen Betrieben oder Handlungsspielräume für die Beschäftigten, um ihre Arbeit zu planen und einzuteilen, helfen aber, die Belastung zu bewältigen.

Dies sind Ergebnisse des "Stressreports Deutschland 2012", den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt veröffentlicht hat. Ihre Aufgabe ist es, Entwicklungen in der Arbeitswelt zu beobachten. Der Stressreport beruht auf der BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung 2011/2012, bei der rund 20.000 Beschäftigte Fragen beispielsweise zu Arbeitsbedingungen, Beanspruchung und gesundheitlichen Beschwerden beantworteten. Ähnliche Daten enthält die Europäische Erhebung über die Arbeitsbedingungen (EWCS 2010), die ebenfalls in den Report einflossen. Der Bericht gibt Aufschluss über Trends in der Entwicklung der Arbeitsbedingungen, deren mögliche Auswirkungen auf Beschäftigte und den erforderlichen Handlungsbedarf.

Der Stressreport liefert Fakten für die zurzeit in Deutschland geführte Diskussion über das Thema psychische Belastung. Die Spitzenreiter der Belastung haben sich nach den Zahlen seit 2006 nicht verändert. So sehen sich die Beschäftigten nach wie vor häufig Multitasking (58 Prozent), starkem Termin- und Leistungsdruck (52 Prozent) oder sich ständig wiederholenden Arbeitsvorgängen (50 Prozent) ausgesetzt. 44 Prozent erleben während ihrer Arbeit häufig Störungen.

Bemerkenswert ist, dass über die Branchen und Berufe hinweg mindestens vier von fünf Erwerbstätigen über ein gutes soziales Klima am Arbeitsplatz berichten. Kollegen würden sie unterstützen, häufig werde gut zusammen gearbeitet und es herrsche ein Gemeinschaftsgefühl. Zudem können viele der Befragten ihre Arbeit selbst planen und einteilen. Diese Faktoren tragen dazu bei, die Belastungen zu bewältigen. Deutlich wird auch, dass psychische Belastung keine Hierarchieebenen kennt. Über Stress berichten sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter. Weiterhin zeigt der BAuA-Report, dass Stress nicht vor den gewerblichen Branchen haltmacht. Neben beanspruchender körperlicher Arbeit sind die Beschäftigten auch häufig psychischer Belastung ausgesetzt.

Die Zahlen des Stressreports untermauern die Botschaft der BAuA: Positiv herausfordernde Arbeit ist förderlich für Gesundheit, Wohlbefinden und mentale Fitness. Problematisch ist Arbeit, die dauerhaft überfordert. Beispielsweise gehören Ingenieure und Naturwissenschaftler zu den Spitzenreitern hinsichtlich psychischer Belastungen. Dennoch gibt diese Berufsgruppe die wenigsten gesundheitlichen Beschwerden an. Herausforderungen bei der Arbeit und ihre erfolgreiche Bewältigung wirken sich grundsätzlich positiv auf die psychische Gesundheit aus. Mangelt es an Ressourcen wie Handlungsspielräume oder soziale Unterstützung, geben die Betroffenen mehr gesundheitliche Beschwerden an und schätzen ihren Gesundheitszustand häufiger als schlecht ein. Hierzu gehört beispielsweise die Gruppe der "sonstigen Fertigungsberufe, Bergleute und Mineralgewinner".

Handlungsbedarf zeigen die Daten beim Thema Erholung. So lässt mittlerweile jeder vierte Befragte seine gesetzlich vorgeschriebene Pause ausfallen, obwohl Erholung wichtig für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten ist. Deutliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben auch die vielen Restrukturierungsprozesse von Unternehmen, die besser durch das Management begleitet werden müssten. Im Vergleich zu 2006 sehen die Beschäftigten aber weniger wirtschaftliche Gefahren für sich und ihren Betrieb. Die Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes in den kommenden sechs Monaten ist gesunken.

"Der Stressreport Deutschland 2012 zeigt, dass es keine Lösung von der Stange gibt", sagt Isabel Rothe, Präsidentin der BAuA. "Hier gibt es zu viele Unterschiede zwischen Branchen und Berufen. Seine Daten decken jedoch Handlungsbedarf auf und geben uns wichtige Hinweise, wo Handlungsspielräume und Unterstützung bei der Arbeit gestärkt werden können." Als Beispiele nannte die BAuA-Präsidentin Beschäftigte mit überlangen Arbeitszeiten, die auf Pausen verzichten, oder eine bessere Begleitung von Reorganisationen.

Arbeitsschützer in den Betrieben sollten psychische Belastungen und Anforderungen stärker in den Blick nehmen, aber dabei nicht nur Gefährdungen, sondern auch gesundheitsförderliche Aspekte betrachten. Vorsorgekampagnen wie beispielsweise die der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) sieht die BAuA als richtigen Weg. So verfolgt die GDA in ihrem Arbeitsprogramm 2013-2018 das Ziel, arbeitsbedingte psychische Belastung zu erkennen und diese Belastung durch vorbeugende Maßnahmen zu verringern.

"Stressreport Deutschland 2012. Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden"; Andrea Lohmann-Haislah; 1. Auflage; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2012; ISBN: 978-3-88261-725-2; 208 Seiten. Der Bericht kann im PDF-Format unter www.baua.de/publikationen heruntergeladen werden.
Weitere Informationen: www.baua.de/arbeitsbedingungen

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