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Unternehmen stellen die Weichen für neues Wachstum

14.06.2010  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: none.

Studie von Ernst & Young

Die große Mehrheit der deutschen wie auch der weltweiten Unternehmen will wieder auf Wachstum umschalten, sei es organisch oder durch Zukäufe. Getragen wird diese positive Stimmung nicht nur von einer deutlich gestärkten generellen Zuversicht, sondern auch von der Einschätzung der Unternehmenslenker, spürbar finanzielle Handlungsfreiheit zurück gewonnen zu haben. Zu diesen Ergebnissen kommt das zweite „Capital Confidence Barometer“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, einer Umfrage unter 800 Entscheidern weltweit, davon 79 aus Deutschland.


Appetit auf Übernahmen nimmt zu – vermehrt feindliche Übernah-men zu erwarten

„Die Talsohle ist durchschritten, die Zeit der Defensive für die meisten Firmen vorbei“, stellt Joachim Spill, Partner bei Ernst & Young und Leiter des Bereichs Transaktionsberatung, fest. Fast drei Viertel der Unternehmen haben wieder Wachstumspläne. Seit der Vorgänger-Studie im Herbst 2009 hat sich der Anteil jener Unternehmen, die in den kommenden sechs Monaten expandieren wollen, von 37 Prozent auf 73 Prozent verdoppelt. Dabei halten sich die Wachstums-Strategien in etwa die Waage: 38 Prozent der Befragten Top-Manager legen den Schwerpunkt auf organisches Wachstum, 35 Prozent auf aktive Zukäufe. Die expansive Planung entspricht den Erwartungen: Die deutsche Wirtschaft sehen gegenwärtig 64 Prozent, das eigene Unternehmen sogar 69 Prozent der Befragten optimistischer als noch vor einem halben Jahr.

„Mit zunehmender Liquidität wagen sich Unternehmen jetzt vermehrt an Akquisitionen, die sie zuvor aufgeschoben haben. Unsere Studie hat ergeben, dass es mehr potenzielle Käufer als verkaufswillige Unternehmen gibt. Daher könnte es verstärkt zu feindlichen Übernahmeversuchen kommen“, prognostiziert Spill.

Allerdings: „Wir sollten auch nicht übersehen, dass für zehn Prozent der Firmen im April 2010 immer noch das Überleben im Vordergrund stand. Im November 2009 waren das nur vier Prozent“, gibt Spill zu bedenken. Diese schlechtere Selbsteinschätzung eines nicht unerheblichen Teils der Unternehmen sei kein spezifisch deutsches Phänomen, sondern identisch mit der globalen Entwicklung. Spills Erklärung: „Wir haben immer wieder festgestellt, dass die Schwächen der Kapitalstruktur und der Finanzierung gerade am Ende einer rezessiven Phase offenkundig werden, dann nämlich, wenn es darum geht, die wieder hoch laufende Produktion zu finanzieren.“


Deutsche investieren weniger direkt ins Wachstum

Spezielle nationale Eigenheiten gibt es freilich auch: „Die Neigung deutscher Manager, Geld für das Wachstum auszugeben, ist weniger ausgeprägt als im internationalen Durchschnitt“, stellt Spill fest. Während weltweit zwei Drittel der Unternehmen die verfügbaren Mittel primär in ihr organisches Wachstum stecken wollen, sind es in Deutschland nur 54 Prozent. Und die Bereitschaft, vorzugsweise in Zukäufe zu investieren, liegt hier zu Lande mit 29 Prozent ebenfalls deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 40 Prozent.

„Deutsche Unternehmer setzen zum Teil andere Prioritäten. Im Land der Technik werden Forschung und Entwicklung mit höheren Investitionen bedacht als im globalen Durchschnitt. Zudem schlägt sich eine tendenziell größere Vorsicht im stärkeren Bedürfnis nieder, die Schulden zu tilgen. Hinzu kommt die traditionelle Neigung, den Aktionären möglichst regelmäßige und gleich bleibende Dividenden zu bieten“, analysiert Spill. „Dennoch hat der Appetit deutscher Manager auf Übernahmen in gleichem Maße zugenommen wie im globalen Umfeld.“


Neues Selbstbewusstsein

Waren es vor einem halben Jahr erst rund 24 Prozent der deutschen wie der weltweiten Entscheider, die Zukäufe ihrer Unternehmen in den darauf folgenden sechs Monaten für wahrscheinlich hielten, so sind es in der jüngsten Umfrage jeweils rund doppelt so viele. „Dahinter stehen ein neuer Optimismus und ein neues Selbstbewusstsein vieler Top-Manager, die die Krise aktiv bewältigt haben“, meint Spill. „Denn auch das zeigt unsere Studie: Viele Unternehmensführer haben das gute Gefühl, dass sie ihre Hausaufgaben erledigt haben.“ Immerhin sei der Anteil jener Befragten, die in ihren Firmen noch einen hohen oder gar sehr hohen Restrukturierungsbedarf sehen, binnen sechs Monaten von mehr als 80 Prozent auf rund ein Drittel geschrumpft.

„Nicht zuletzt ist diese neue Gemütsverfassung daran abzulesen, dass sich nur noch jedes sechste Unternehmen in seinen Zukaufsmöglichkeiten eingeschränkt sieht – vor sechs Monaten waren es noch 60 Prozent“, unterstreicht Spill. Dabei werfen die deutschen Manager einen durchaus realistischen Blick auf die Möglichkeiten der Fremdkapital-Finanzierung. Zwar sind 55 (weltweit: 61) Prozent der Ansicht, dass sich diese in den vergangenen sechs Monaten verbessert haben. Und nahezu jeder zweite erwartet, dass es in zwölf Monaten keine Schwierigkeit mehr sein wird, Kredite für kapitalintensive Projekte zu erlangen. Doch aktuell sehen vier von fünf Befragten noch Finanzierungsengpässe.

„Offenbar setzt die Mehrheit der Unternehmen zunächst auf die eigene, verbesserte Liquidität“, schlussfolgert Spill. Tatsächlich bleiben Barmittel fürs erste die Finanzierungsquelle Nummer eins. Dies ist bei 46 Prozent der deutschen und 48 Prozent der weltweiten Firmen der Fall, wenn auch mit sinkender Tendenz. Fremdkapital spielt bei nur jedem dritten deutschen und bei 27 Prozent der weltweit befragten Unternehmen die Hauptrolle. Dabei haben in Deutschland die Bankkredite mit 20 Prozent das größte Gewicht, gefolgt von Wandelanleihen und Unternehmensanleihen mit jeweils neun Prozent.


Risiko Refinanzierung

Eigene Aktien (14 Prozent), Kapitalerhöhungen (zehn Prozent) und Verkäufe (ein Prozent) rangieren als wichtigste Geldquellen zur Finanzierung von Transaktionen weit dahinter. In Deutschland ist die Beteiligung von Private-Equity-Gesellschaften mit vier Prozent ebenfalls eine eher untergeordnete Option – international hat sie mit einem Anstieg von drei Prozent auf elf Prozent in den vergangenen sechs Monaten bereits wieder sichtlich an Bedeutung gewonnen.

Als Handicap der Expansion könnte sich der Refinanzierungsbedarf erweisen. Gut ein Drittel der Unternehmen in Deutschland wie weltweit muss innerhalb der kommenden zwölf Monate Kredite, Anleihen und andere Fremdmittel bedienen oder umschulden. „Dabei wird es darum gehen, auch Prolongationen oder neue Anleihen zu vernünftigen Konditionen zu bekommen“, sagt Spill


Quelle: Ernst & Young
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