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Verschwendung blockiert Innovationen

22.11.2010  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: none.

Unternehmen benötigen Innovationen. Wie aber soll man sich mit Neuem beschäftigen, wenn dafür keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden?

Dass Innovation und Rationalisierung nicht immer im Konflikt zueinander stehen, zeigt eine aktuelle Studie am Beispiel des Patentmanagements. Dort ist das teure Know-how der Mitarbeiter zu fast 90 % in Verwaltungsroutinen gebunden und steht somit für die „kreativ-schöpferischen Prozesse“ im Unternehmen gar nicht erst zur Verfügung. Nicht nur die jüngste Krise hat verdeutlicht, wie schnell einzelne Unternehmensabteilungen unter Rechtfertigungszwang geraten. Der steigende Wettbewerbs- und Kostendruck geht auch an den unterstützenden Funktionsbereichen nicht mehr vorbei. Die Frage nach dem Wertschöpfungsbeitrag und den Alleinstellungsmerkmalen („USPs“) von Supportabteilungen wie dem Personal-, Qualitäts- und Ideenmanagement rückt zunehmend in den Fokus der Diskussion.

Das Institut für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Universität Bochum ist dieser Frage für das Patentmanagement nachgegangen. In einer aktuellen Studie wurden 2.000 patentaktive Unternehmen nach dem Status-quo, den Herausforderungen und Zukunftsaussichten des Patentmanagements befragt. Laut der Studie liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Patentmanagements bisher in der Ausarbeitung von Patentanmeldungen, der Kommunikation mit dem Patentanwalt und der Abwicklung von Arbeitnehmererfindervergütungen. Nimmt man noch die Beobachtung von Wettbewerbspatenten und das Aufspüren von Patentierungslücken hinzu, binden diese Aktivitäten fast 90% der verfügbaren Zeit von Patentmanagern.

Fraglich für die Forscher ist jedoch, ob die Konzentration auf das Patentieren und die Verwaltung des Patentbestandes in Zukunft ausreichen werden, um die hohen Kosten des Patentmanagements zu rechtfertigen. Dies gilt umso mehr, wenn sich herausstellt, dass vielfach erhebliche Professionalisierungsreserven bestehen: So gibt etwa ein Drittel (30,1 %) der befragten Patentmanager an, dass in ihren Unternehmen notwendige Entscheidungen im Patentierungsprozess häufig nur mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen zustande kommen. Aus Sicht jedes fünften (21,3 %) Patentmanagers mangelt es an Standards für die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen wie der Forschung und Entwicklung oder dem Marketing. Jeder vierte Patentmanager (24,7 %) bemängelt das Fehlen einer systemtischen Verwaltung des Patentbestandes, so dass zum Teil Patente gehalten werden, obwohl gar keine Verwertung mehr beabsichtigt ist. In vielen Fällen (40 %) werden noch nicht einmal die Patentkosten systematisch erfasst. Nicht selten mangelt es dabei schon an den entsprechenden IT-Voraussetzungen für ein ressourcenschonendes Patentmanagement. Andere allzu komplexe Tools etwa zum Patent-Portfoliomanagement sind – so die Bochumer Forscher – oft nicht Teil der Lösung, sondern des Problems. Während in produzierenden Bereichen immer wieder mit Nachdruck Rationalisierungsreserven erschlossen werden, ist das ressourcenschonende Arbeiten in den unterstützenden Bereichen und im Overhead längst noch nicht etabliert.

„Werte zu schaffen ohne unnötige Verschwendung“ ist eine der wichtigsten Leitlinien wirtschaftlichen Handelns und sollte künftig auch viel stärker als bisher Orientierungsgröße für die (Neu-)Ausrichtung aller unterstützenden Einheiten in den Unternehmen sein. Gelingt es, bisher ungenutzte Effizienzpotenziale zu erschließen, eröffnen sich gute Möglichkeiten, nicht nur Kosten zu sparen, sondern auch Kapazitäten zu schaffen, um sich offensiver in Innovationsprozesse einzubringen. Im Patentmanagement sind die Voraussetzungen dafür nach Aussagen der Innovationsforscher sogar besonders günstig. Prof Dr. Friedrich Kerka: „Da Patentmanager nicht nur über ausgeprägtes Recherche-Know-how, sondern in den meisten Fällen (75,1 %) auch über einen naturwissenschaftlich-technischen Ausbildungs- und Erfahrungshintergrund verfügen und damit – im Gegensatz zu vielen anderen um Innovationen Bemühten – auch beurteilungsfähig sind, könnten gerade sie besondere Impulsgeber für Innovationen sein.“

Wie die Studie jedoch zeigt, sind die IP-Experten bislang über die traditionellen Aufgaben der Patentierung und Verwaltung des Patentbestandes hinaus kaum in die Innovationsprozesse eingebunden. Fast 40% der befragten Patentmanager berichten, dass sie an „Kreativterminen der Fachabteilungen“ nur selten teilnehmen. Sogar zwei Drittel (62,2 %) der Befragten geben an, dass die Suche nach Innovationsmöglichkeiten im Patentmanagement methodisch auch nicht unterstützt wird. Kein überraschendes Ergebnis, berücksichtigt man, dass in der Hälfte (49,1%) der befragten Unternehmen dem Patentmanagement eine Rolle als Impulsgeber für Innovationen gar nicht zugedacht ist.

Das Institut für angewandte Innovationsforschung hat auf Basis der Studienergebnisse Handlungsempfehlungen entwickelt, wie eine bessere Integration des Patentmanagements in das Innovationsmanagement gelingen kann. Eine umfassende Benchmarkanalyse gibt zudem Aufschluss über die unterschiedlichen Organisationsformen sowie die Kosten einer Patentmanagementabteilung, über den durchschnittlichen Patentbestand oder auch die verschiedenen Einsatzgebiete der Schutzrechte.


Quelle: Institut für angewandte Innovationsforschung e.V. / Informationsdienst Wissenschaft
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