01.11.2012 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Psychologisches Institut der Universität Zürich.
Charakterstärken definieren sich als moralisch positiv bewertete Eigenschaften, wie Selbstkontrolle, Teamwork oder Freundlichkeit. Charakterstärken, die einer Person besonders eigen sind und die diese gern und häufig einsetzt, bezeichnet man als Signaturstärken. Davon besitzt jede Person typischerweise drei bis sieben. Dass ein Beruf vor allem dann geschätzt wird, wenn er zu den eigenen Signaturstärken passt, weisen nun Claudia Harzer und Prof. Willibald Ruch vom Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik der Universität Zürich erstmals in zwei Studien nach: Der Einsatz von Signaturstärken im Beruf geht tatsächlich mit mehr positivem Erleben bei der Arbeit einher, also mit Spaß, Flow, Sinnerleben oder Zufriedenheit und Berufung.
Harzer und Ruch befragen in der ersten Studie mehr als 1000 berufstätige Personen nach der Ausprägung ihrer Charakterstärken, ob sie diese Stärken bei der Arbeit einsetzen können und wie positiv sie ihre Arbeit erleben. In ihrer zweiten Studie analysieren die Wissenschaftler neben Selbsteinschätzungen zusätzlich wie Arbeitskollegen der Probanden die Anwendbarkeit der Charakterstärken beurteilen.
Das Ausmaß an positivem Erleben nimmt mit der Anzahl der angewendeten Signaturstärken zu. In beiden Studien haben Personen, die vier und mehr Signaturstärken bei der Arbeit anwenden können, die höchsten Werte im positiven Erleben. Sie haben mehr Spaß bei der Arbeit, gehen mehr darin auf, empfinden die Arbeit als sinnvoller und sind zufriedener mit ihrem Beruf. Diese Personen empfinden ihre Arbeit auch eher als Berufung als Personen, die drei und weniger Signaturstärken am Arbeitsplatz einsetzen können.
Ob Charakterstärken bei der Arbeit zum Zuge kommen, hängt u.a. davon ab, welche Regeln der Stellenbeschrieb vorsieht oder ob stärkenbezogenes Verhalten hilfreich ist, um die Arbeit zu erledigen. Beispielsweise steht in einer Arbeitsplatzbeschreibung für Pflegepersonal vieles zu Hygiene aber eher wenig zu freundlichem Verhalten. Dennoch ist zu erwarten, dass die Patientenpflege besser gelingt, wenn das Pflegepersonal freundlich und mitfühlend ist.
Die Befunde von Harzer und Ruch liefern Hinweise, die für die Personalauswahl, Personalentwicklung und Arbeitsplatzgestaltung nützlich sein können. «Wird vor der Besetzung einer Stelle abgeklärt, welche Charakterstärken für die Arbeit zentral sind, so kann eine Person anhand dieser Stärken rekrutiert werden. Davon profitieren dann Arbeitgeber und Arbeitnehmer», erklärt Claudia Harzer. Weitere Studien sollten laut Harzer untersuchen, ob sich in allen Berufen und Hierarchiestufen vier Signaturstärken finden oder ob weniger Signaturstärken reichen, um bei den Arbeitnehmern ein positives Erleben zu begünstigen.
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