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Wirtschaftskriminalität: Deutsche Unternehmen unzureichend abgesichert

04.03.2020  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: PwC.

PwC-Umfrage: 48 Prozent der befragten deutschen Unternehmen waren in den letzten zwei Jahren von Wirtschaftskriminalität betroffen. Sowohl weltweit als auch in Deutschland sind Betrug durch Kunden, Cyberkriminalität sowie Vermögensdelikte die häufigsten Straftaten.

Knapp die Hälfte aller deutschen Unternehmen war in den letzten 24 Monaten Opfer von Wirtschaftskriminalität. Das zeigt die aktuelle Studie „Global Economic Crime and Fraud Survey 2020“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Für die repräsentative Erhebung, die von PwC seit zwei Jahrzehnten weltweit alle zwei Jahre durchgeführt wird, wurden über 5.000 Führungskräfte in 99 Ländern befragt, davon etwa 100 Führungskräfte aus Deutschland. Vor allem Straftaten wie Betrug durch Kunden, Cyberkriminalität und Vermögensdelikte beeinträchtigten Unternehmen deutschland- und weltweit auch wirtschaftlich. Die weltweit Befragten berichteten von mehr als 11.500 Fällen von Wirtschaftskriminalität, mit einer Gesamtschadenssumme von 42 Milliarden US-Dollar.

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Fälle von Wirtschaftskriminalität bleiben weiterhin auf einem Hoch

Auch global gibt knapp die Hälfte aller befragten Teilnehmer (47 Prozent) an, innerhalb der letzten 24 Monate Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden zu sein. Damit bleibt der weltweit hohe Anteil von 2018 (49 Prozent) auch weiterhin fast unverändert bestehen. Durchschnittlich berichten die Unternehmen von sechs Wirtschaftsdelikten innerhalb der letzten zwei Jahre.

Schwerwiegendste Wirtschaftsdelikte sind weltweit gleich

Die drei häufigsten Arten von Wirtschaftskriminalität sind sowohl weltweit als auch in Deutschland dieselben: Betrug durch Kunden, Cyberkriminalität und Vermögensdelikte. Gleichzeitig wurden sie auch als diejenigen Straftaten benannt, die einem Unternehmen den empfindlichsten wirtschaftlichen Schaden zufügen können.

Von Bilanzfälschung oder dem Betrug im Einkauf sind deutsche Unternehmen deutlich seltener betroffen, als es weltweit der Fall ist. So gaben weltweit 28 Prozent der Befragten an, Opfer von Bilanzmanipulation geworden zu sein, in Deutschland waren es nur 17 Prozent der Befragten. Deutlich ist auch der Unterschied bei betrügerischen Aktivitäten im Einkauf: Global waren 19 Prozent der befragten Unternehmen betroffen, in Deutschland knapp halb so viele (zehn Prozent).

Ein Drittel der Unternehmen wurde einer Wirtschaftsstraftat beschuldigt

In diesem Jahr wurden die Teilnehmer der Studie zusätzlich gefragt, ob das eigene Unternehmen beschuldigt wurde, eine Wirtschaftsstraftat begangen zu haben. Von denjenigen, die mit Wirtschaftskriminalität konfrontiert waren, gab fast jeder Dritte an, ein anderer Akteur habe ihn der Korruption oder eines anderen Wirtschaftsdelikts beschuldigt. Die Anschuldigungen kamen dabei zu fast gleichen Teilen von Mitbewerbern, Aufsichtsbehörden, Mitarbeitern sowie Kunden.

Am häufigsten sahen sich diese Unternehmen mit dem Korruptionsvorwurf konfrontiert (36 Prozent), gefolgt von Bilanzfälschung (31 Prozent) und Vermögensdelikten (24 Prozent).

Wirtschaftskriminalität trifft Unternehmen aus allen Richtungen

Auffällig in der weltweiten Betrachtung: Die Täter sind ebenso häufig Mitarbeiter (37 Prozent) wie Externe der betroffenen Unternehmen (39 Prozent). Von Fällen kollusiven Verhaltens, also der betrügerischen Absprache, berichtet jeder Fünfte der weltweit Befragten. Während Geschäftspartner weiterhin ein großes Risiko darstellen, ist ein Anstieg von kriminellen Aktivitäten von Führungskräften zu verzeichnen.

In Deutschland sieht dieses Bild jedoch anders aus: Ein Viertel der Wirtschaftsdelikte wurde von Tätern aus dem eigenen Unternehmen begangen. Dieser Wert liegt deutlich unter dem internationalen Vergleich (37 Prozent). Wesentlich höher fällt hingegen der Anteil der Straftaten aus, die durch einen externen Täter verübt wurden (60 Prozent) – global waren es 39 Prozent.

Wirft man einen Blick auf die internen Täter, so fällt ins Auge, dass zwar Personen aus dem mittleren Management und operative Mitarbeiter weit mehr als die Hälfte der Straftaten begehen. Alarmierend ist jedoch, dass jedes vierte Delikt (26 Prozent) aus dem Kreis der oberen Führungsebene verübt worden ist.

Bei den externen Tätern handelt es sich für die betroffenen Unternehmen oftmals nicht um Unbekannte. In Deutschland wurde über die Hälfte der Wirtschaftsdelikte von Kunden, Verkäufern und Zulieferern verübt (weltweit 45 Prozent). Bemerkenswert ist, dass obwohl weltweit jeder fünfte Befragte angab, dass die schwerwiegendste Straftat von einem Verkäufer beziehungsweise Zulieferer ausging, die Hälfte der Unternehmen aber kein ausgereiftes Risikomanagementprogramm für Geschäftspartner etabliert hat. Weltweit verzichten sogar 21 Prozent vollständig auf Mechanismen zur Überprüfung und laufenden Kontrolle ihrer Geschäftspartner. In Deutschland fielen die Zahlen noch ernüchternder aus: Drei von zehn Unternehmen verfügen nicht über ausreichende Kontrollmaßnahmen.

Unternehmen sollten handeln

Der Schaden, der Unternehmen durch Wirtschaftskriminalität entsteht, ist hoch. Etwa 13 Prozent der weltweit Befragten, die in den letzten 24 Monaten mit einem Wirtschaftsdelikt konfrontiert waren, gaben an, insgesamt mehr als 50 Millionen US-Dollar verloren zu haben (in Deutschland 12 Prozent). Die direkten finanziellen Schäden sowie die Ausgaben für Bußgelder, Strafgebühren und Remediation-Maßnahmen im Krisenfall können zwar genau beziffert werden. Andere Schäden lassen sich hingegen kaum bemessen, zum Beispiel die Schädigung der Reputation des Unternehmens, eine Verschlechterung der Marktposition, die Beeinträchtigung der Mitarbeitermotivation oder die Einbuße künftiger Geschäftsmöglichkeiten.

Es gibt jedoch Wege, sich vor solchen Gefahren zu schützen. Vor allem bei Angriffen von außen können gezielt implementierte Abwehrmaßnahmen einen wirksamen Schutz vor finanziellen Verlusten bieten. Bei anderen Deliktarten wie Korruption oder bei Betrug durch Unternehmensangehörige geht es darum, die Risiken bestmöglich zu steuern und zu minimieren. Diese Fälle sind in der Regel schwerer vorherzusehen und zu überwachen, führen aber zu höheren Bußgeldern und indirekten Folgen wie entgangenen Geschäftsmöglichkeiten und der Schädigung der Reputation des Unternehmens. Claudia Nestler, Forensics Leader bei PwC Deutschland, empfiehlt Unternehmen, sich rechtzeitig auf wirtschaftskriminelle Angriffe und die damit verbundenen Risiken vorzubereiten.

„Die Möglichkeiten der Prävention sind so vielfältig wie die Unternehmen selbst. Wichtig ist, dass ein nachvollziehbares Bewertungssystem im Unternehmen etabliert wird. Ein solches System sollte aufzeigen, wie die Inhalte der Programme zur Prävention von Wirtschaftskriminalität laufend auf ihre Aktualität und Vollständigkeit hin überprüft werden und natürlich, dass diese Programme auch tatsächlich wirkungsvoll Fehlverhalten vorbeugen und solches auch aufdecken können. Nicht zuletzt spielen die in Unternehmen gelebten Werte ein wichtiges Element in der Prävention von Wirtschaftskriminalität.“
Claudia Nestler, Forensics Leader bei PwC Deutschland

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