06.12.2024 — Michelle Bittroff. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Wales – ein Land voller Magie, Mystik und Märchen. Allein die walisische Sprache klingt, als stamme sie direkt aus einem Tolkien-Roman. Wer durch diesen Teil Großbritanniens reist, kann sich der Faszination der Landschaft und der zahlreichen historischen Bauwerke nicht entziehen. Zu den herausragendsten Sehenswürdigkeiten gehört die beeindruckende Klosterruine Tintern Abbey.
© Von Saffron Blaze, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0; für Großansicht bitte anklicken
Im malerischen Wye Valley im Süden von Wales erheben sich die imposanten Ruinen von Tintern Abbey, die mit ihrer düsteren Schönheit eine fast tausendjährige Geschichte erzählen. Gestiftet wurde das Kloster am 9. Mai 1131 von Walter de Clare, einem anglo-normannischen Adligen und Herrn von Chepstow. Die ersten Klostergebäude wurden fünf Jahre später fertiggestellt, und fortan lebten Zisterziensermönche in den Gemäuern, die auch die umliegenden Ländereien bewirtschafteten.
Beliebt unter Pilgern und Reisenden, gewann Tintern Abbey besonders im 13. Jahrhundert an Aufschwung. So wurde das Kloster – auch dank der Spenden seines Gönners Roger Bidgod, 5. Earl of Norfolk – ausgebaut und erweitert, und schlussendlich fertiggestellt. Es wurde im sogenannten Decorated Style errichtet und ist noch heute für seine detailreichen Verzierungen bekannt, die nahezu jede Fläche und jedes Gewölbe schmücken. Diese aufwändige Gestaltung zeugt sowohl vom damaligen Zeitgeschmack als auch vom enormen Wohlstand des Klosters.
Motiv und zog damit in der Folgezeit weitere Künstlerinnen und Künstler an. So auch den Dichter William Wordsworth. In seinem Gedicht Lines Composed A Few Miles Above Tintern Abbey, On Revisiting The Banks Of The Wye During A Tour beschreibt er seine Erlebnisse im Wye Valley und den Ausflug nach Tintern Abbey wie folgt:© Von Gareth James, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0; für Großansicht bitte anklicken
Doch dieses Vermögen wurde dem Kloster letztendlich zum Verhängnis: Im Zuge der englischen Reformation ließ König Heinrich VIII. 1536 sämtliche Klöster des Landes auflösen, um die Macht der neu gegründeten anglikanischen Staatskirche zu stärken. Die Reichtümer dieser Klöster wurden den königlichen Schatzkammern überführt. Auch das ursprüngliche Bleidach des Klosters fiel diesem Akt zum Opfer, nachdem der letzte Abt von Tintern Abbey, Abt Wyche, das Kloster dem König übergeben hatte. Dies war das Ende des reichsten Klosters in Wales, das fortan dem Verfall und der Vergessenheit preisgegeben wurde.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts, im Zeitalter der Romantik, wurde das Kloster wiederentdeckt: Als der Landschaftsmaler William Turner 1792 das Kloster besuchte, wählte er die efeubewachsene Ruine als Motiv und zog damit in der Folgezeit weitere Künstlerinnen und Künstler an. So auch den Dichter William Wordsworth. In seinem Gedicht Lines Composed A Few Miles Above Tintern Abbey, On Revisiting The Banks Of The Wye During A Tour beschreibt er seine Erlebnisse im Wye Valley und den Ausflug nach Tintern Abbey wie folgt:
Five years have past; five summers, with the length
Of five long winters! and again I hear
These waters, rolling from their mountain-springs
With a sweet inland murmur. – Once again
Do I behold these steep and lofty cliffs,
Which on a wild secluded scene impress
Thoughts of more deep seclusion; and connect
The landscape with the quiet of the sky…
William Wordsworth
1901 wurde Tintern Abbey von der britischen Krone als Baudenkmal von nationaler Bedeutung anerkannt und für gerade einmal 15.000 Pfund erworben. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten begannen, die 1928 abgeschlossen wurden: Um das Mauerwerk zu erhalten, musste der Efeubewuchs entfernt werden. Von einigen Nebengebäuden des Klosters wurden Grundmauern freigelegt, die einen Einblick in die Struktur und Organisation des Klosters geben. Die für Besuchende zugängliche Anlage gilt heute als die am besten erhaltene mittelalterliche Kirchenruine in Wales. Seit 1984 verwaltet die walisische Denkmalschutzbehörder Cadw Tintern Abbey und ermöglicht hier Einblicke in die Renovierungsarbeiten.
Wenn Sie also demnächst eine Rundreise durch Südwales planen, darf ein Stopp im Wye Valley auf keinen Fall fehlen.
© Von Martinvl, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; für Großansicht bitte anklicken
© Von Anne Burgess, Wikimedia Commons,, CC BY-SA 2.0; für Großansicht bitte anklicken
Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)
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