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Bestechliche Menschen suchen Ruhm und Ehre

14.03.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: ManagerGate.

Prof. Dr. Birger P. Priddat fragt nach der passiven Seite der Bestechung: Nebenökonomie hat meist Statusfragen im Hintergrund

Warum wird einer bestechlich? Das war die Ausgangsfrage für den Ökonomen und Philosophen Birger P. Priddat von der Universität Witten/Herdecke. „Alles, was wir bisher wissen, sagt ganz klar: Es geht um Ruhm und Ehre. Durch die Bestechung übernimmt der bisherige Looser in der Firma oder der Organisation die heimliche Leitung. Korruption dient psychisch der Aufwertung.“ Zu dieser Frage hat er zusammen mit Prof. Dr. Michael Schmid ein Buch mit Aufsätzen von acht Autoren herausgegeben. Es analysiert grundlegende Beziehungen illegaler oder korrupter Art als ordungsstiftende Instanzen: politische Klientelstrukturen, Korruption, Mafia, Yakuza und keynianische Politik, Warlords, Terror – all diese Stichworte sind in dem Buch mit Artikeln vertreten. Wie stabilisieren sie sich, was leisten sie?

Damit schließt Priddat an sein bereits 2005 mit Stephan A. Jansen (Alumnus der UW/H und Präsident der Zeppelin University am Bodensee) herausgegebenes Buch „Korruption - Unaufgeklärter Kapitalismus“ an. Darin hatte er die aktive Bestechung als eine Form interpretiert, Institutionen zu modernisieren und den aktuellen Bedürfnissen anzupassen. Bestechung weise immer auf nicht optimale Abläufe hin – so seine damalige These.

Im neuen Buch lenkt er die Betrachtung, oder besser: Beachtung auf den Bestochenen: „Das Geld ermöglicht ihm eine zweite Chance, etwas oder einer zu werden, der er bisher nicht ist. Das ist wie in dem alten Computerspiel ‚Second Life’, man erwirbt eine neue, parallele Existenz“, erklärt Priddat seinen Ansatz, der auch erklärt, warum die Bestochenen so oft scheitern: „Weil sie nämlich kein Publikum haben, ihr Geld nicht offen ausgeben dürfen, sich also keinen Porsche vor die Tür stellen können. Weil das Leben nicht die Anerkennung bietet, die die Bestochenen sich eigentlich wünschen, machen sie Fehler und verraten sich.“ Das sei auch der Grund, warum Journalisten so häufig mit Enthüllungsgeschichten Erfolg hätten – sie bräuchten den Bestochenen im wesentlichen nur versprechen, sie ganz groß raus zu bringen: „Das ist die Währung, in der die eigentlich bezahlt werden wollen und darum funktioniert das fast immer“, ist Priddat überzeugt.

Korruption als Ordnung zweiter Art, Priddat/Schmid (Hrsg.), Springer, Wiesbaden, 2011, ISBN 978-3-531-17593-5

Quelle: Kay Gropp (Universität Witten/Herdecke)
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