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Cash investieren statt horten

27.05.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: ManagerGate.

Aktuelle BCG-Umfrage: Unternehmen verfügen über beispiellose Cash-Bestände – Investoren erwarten, dass Unternehmen ihre Barmittel in organisches Wachstum investieren oder an ihre Aktionäre zurückzahlen – Dividendenzahlungen werden bevorzugt

Infolge der globalen Finanzkrise haben Unternehmen weltweit Billionen US-Dollar an Cash-Beständen in ihren Bilanzen angehäuft. Aus Sicht der Investoren sollten diese Gelder jetzt eingesetzt werden, um Shareholder-Value zu schaffen. Die höchste Priorität wird dabei übereinstimmend organischen Investitionen in profitables Wachstum eingeräumt. Wenn sich keine Wachstumschancen für Unternehmen bieten, erwarten Anleger eine Rückzahlung an die Aktionäre. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) unter mehr als 110 professionellen Investoren und Marktanalysten in Europa und den USA. Die Umfrage, die im ersten Quartal 2011 bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde, analysiert die Investorensicht auf die Weltkonjunktur sowie ihre Erwartungen hinsichtlich der Wertschaffung von Unternehmen.

Globale Konzerne verfügen über beispiellose Mengen an Barmitteln

"Die Finanzkrise hat weitverbreitete Liquiditätsbedenken hervorgerufen, infolgedessen Unternehmen Cash gehortet haben", erklärt Frank Plaschke, BCG-Partner und Mitautor der Studie. "Dieser Trend wurde durch zahlreiche Kosteneinsparungsmaßnahmen verstärkt, die Unternehmen in der Krise ergriffen haben, um ihre Profitabilität zu steigern. Folglich haben Unternehmen weltweit Billionen US-Dollar an Barreserven in ihren Bilanzen."

2010 belief sich der Gesamtwert von Cash-Beständen und Gegenwerten nicht finanzieller Unternehmen im S&P-500-Index auf über eine Billion US-Dollar und damit rund elf Prozent der Anlagen, durchschnittlich 14 Prozent der Erträge und rund elf Prozent der Marktkapitalisierung – ein Rekordwert seit zwei Jahrzehnten. Wenn Banken und die restlichen der 9.500 US-Aktiengesellschaften hinzugezählt werden, beläuft sich der Gesamtbetrag der Barmittel auf ca. neun Billionen US-Dollar.

Nach Meinung der Investoren sollten diese Gelder zur Erzielung von Shareholder-Value eingesetzt werden. Die höchste Priorität wird dabei übereinstimmend (79 Prozent der Befragten) "organischen Investitionen" in profitables Wachstum eingeräumt. Bieten sich keine Wachstumschancen, erwarten die Befragten eine Rückzahlung der Cash-Reserven an die Investoren. Während ein Drittel der Befragten die Erhöhung von Dividenden präferiert, entscheiden sich nur wenige Investoren (8 Prozent) für die "Ansammlung von Cash in der Bilanz".

Anleger bevorzugen Dividendenzahlungen gegenüber Aktienrückkäufen

Mit anziehender Wirtschaft steigen auch die Erwartungen der Investoren an die globalen Aktienmärkte: Die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) ist mit Blick auf die Entwicklung der Aktienmärkte "optimistisch" oder "sehr optimistisch" – während es 2009 nur 15 Prozent waren. Dennoch erwarten viele der Befragten eine längere Phase mit unterdurchschnittlichem Wachstum und unterdurchschnittlichen Aktienrenditen (Total Shareholder Return, TSR). Zudem erwecken die großen makroökonomischen Trends Zweifel an den langfristigen Aussichten der Wirtschaft. So äußert sich die überwiegende Mehrheit der Investoren (82 Prozent) hinsichtlich der Auswirkungen der hohen US-Verschuldung auf die Aktienmärkte "etwas besorgt", "sehr besorgt" oder "extrem besorgt".

In einem sich verbessernden – aber weiterhin höchst unsicheren – Umfeld zeigt sich zudem eine "Rückbesinnung auf Qualität": Investoren wollen in Unternehmen investieren, die über erstklassige Managementteams, klare Wett-bewerbsvorteile, einen starken und nachhaltigen Cashflow sowie über langfristige Pläne für eine Wertschaffung durch profitables Wachstum verfügen.

Da sich für viele Unternehmen in einer Phase schwachen BIP-Wachstums keine Wachstumschancen ergeben, gewinnen auch Rückzahlungen des freien Cashflow an Aktionäre an Bedeutung; sie werden zukünftig einen größeren Anteil der Aktienrendite als in der jüngsten Vergangenheit ausmachen. Dabei werden Dividenden-zahlungen gegenüber Aktienrückkäufen von den Investoren bevorzugt. Letztere werden nur von rund einem Fünftel der Befragten (19 Prozent) als Top-Priorität genannt; die Mehrheit der Befragten (68 Prozent) findet das Timing der Unternehmen für Aktienrückkäufe häufig ungünstig.

"Die wachsende Bedeutung von Dividenden für Investoren zeigt eine deutliche Veränderung gegenüber der vorherrschenden Meinung in den letzten Jahrzehnten, als der Kapitalwertzuwachs den Löwenanteil der Aktienrendite ausmachte", erklärt Frank Plaschke. In den vergangenen 25 Jahren belief sich die Dividendenrendite der S&P-500-Unternehmen auf nur 2,5 Prozent der durchschnittlichen jährlichen Rendite von 9,9 Prozent. "Eine stärkere Verlagerung auf die Dividenden ist eine Rückkehr zu einem langfristigen historischen Trend", so Plaschke. Eine Analyse der Zusammensetzung der durchschnittlichen Aktienrendite der S&P-500-Unternehmen von 1900 bis 2010 habe gezeigt, dass Dividendenrenditen rund die Hälfte des Wertes ausmachten – 4,6 Prozent der jährlich durchschnittlich erzielten Aktienrendite von 9,5 Prozent.

Zukünftig wird es wichtiger als je zuvor, dass Aktiengesellschaften ein klares und überzeugendes Investitionsangebot entwickeln und kommunizieren. Unternehmensstrategie, Finanzpolitik und Anlegerstrategie müssen dabei sorgfältig aufeinander abgestimmt sein. Obwohl Anleger in den vergangenen Jahren eine Verbesserung bei der Investorenkommunikation festgestellt haben, sieht eine Mehrheit der Befragten (65 Prozent) Nachholbedarf in der Abstimmung dieser drei Dimensionen bei den Unternehmen, die sie verfolgen.

Quelle: The Boston Consulting Group GmbH
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