Online-Weiterbildung
Präsenz-Weiterbildung
Produkte
Themen
Dashöfer

Das Weihnachtskeksvanillekipferl

13.12.2012  — Martina Morf-Koller.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Adventszeit − höchste Zeit, mit dem Backen zu beginnen? Wenn es nicht nur die gezielte Überforderung wäre: Die Qual der Wahl, welches Rezept man wählt und die Konkurrenz der schwiegermütterlichen Auswahl kann ganz schön an den Nerven zehren, weiß unsere Ernährungsexpertin Dr. Martina Morf-Koller und rät daher zur Gelassenheit in der Weihnachtsbackstube.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Advent ist im Dezember und den haben wir jetzt. Also ist es auch die offizielle Zeit für Weihnachtskekse. Wie heißt es doch so schön: „Backen macht Freude“ und aus den Zeitschriften erreichten uns schon vor Wochen frohe Botschaften über himmlische oder köstliche, feine oder leckere Plätzchen, Kekse und Pralinen. Außerdem gibt es im heimischen Regal noch die Sammlung Rezeptbücher und Artikel der Vorjahre, inklusive Tipps und Tricks, Infos und Optimierung, da ist man doch quasi eigentlich schon Backprofi. Unabhängig vom Zeitproblem müsste man eigentlich nur schon längst angefangen haben. In den Geschäften schlendert man geradezu an diversen Backzutaten vorbei, diese Ausrede zählt also nicht. Aber irgendwie empfinde ich vier Wochen Dezember immer kürzer als beispielsweise vier Wochen Juli. Ja, ja, man hätte auch schon im November − aber da schien Weihnachten noch so fern, oder nicht? Nun denn, fangen wir mit dem Problem der Auswahl an. Ich kann stundenlang Rezepte wälzen, um dann doch wieder die gleichen Plätzchen zu machen wie im letzten Jahr.

Da weiß man wenigstens, wenn es etwas wird, was es wird und wem es schmeckt. Außerdem steht meiner Kreativität das Plätzchen meiner Schwiegermutter entgegen. Diese macht nicht einfach bloß Weihnachtskekse, nein, sie backt Kunstwerke, aufgetürmt aus Mandeln, Schokolade, Konfitüre und Eischnee. Über Jahre am Rezept gefeilte, modifizierte, optimierte, kleine Törtchen und Pralines. Diese Plätzchen können, was die Zutaten und Kalorien angeht, mit jedem Stück Kuchen locker mithalten. Es gibt diese Kunstwerke nur zur Adventszeit, was sie zusätzlich zu etwas Besonderem macht. Alle aus der Familie freuen sich darauf und das Auge isst mit.

Dagegen müssten Sie mal meine Vanillekipferl sehen. Die Ähnlichkeit mit einem Hörnchen ist eher gefühlt, jedes einzelne ist individuell, was Teigmenge und Form angeht. Allerdings sind sie, mit geschlossenen Augen verzehrt, ausnehmend lecker. Mir fehlt da einfach die Geduld. Und komischerweise ist der Teig jedesmal irgendwie anders. In meiner Rezeptsammlung gibt es wenigstens sieben Varianten, die den Namen Vanillekipferl tragen. Und ich kann mich nie erinnern, welche im letzten Jahr die Besseren waren. Es fängt schon beim Fett an. Es gibt Rezepte, die bestehen auf kalter Butter in Flöckchen, während andere weiche Margarine von Hand untergeknetet bevorzugen.

Es gibt Kipferl mit ganzen Eiern und welche, bei denen Eiweiß zu Schnee geschlagen untergehoben werden muss, oder es wird überhaupt nur Eigelb verwendet. Man kann die Vanilleschote auskratzen und fein im Zucker verteilen, manchmal ist Vanillezucker in Tüten gestattet. Ach ja − mit oder ohne Mandeln?

Bei der Frage nach dem richtigen Fett hab ich mich für gleiche Teile Butter und Margarine entschieden, Butter gibt den Geschmack, Margarine hat gute Backeigenschaften. Geht natürlich nur, wenn Ihre Kekse Nichtveganern zum Opfer fallen, ansonsten stellt sich die Frage erst gar nicht. Zumindest sind sich alle Rezepte darüber einig, dass der Teig vor der Verarbeitung mindestens eine Stunde kühl stehen muss. Nach dieser Zeit der Entspannung mit einer Tasse heißen Kaffee, sprich Unterbrechung, hab ich meist eher weniger Lust, Hörnchen zu formen. Ich sage mir dann immer: „Selbst backen stärkt das Adventsgefühl“. Manchmal hilft es, ehrlich. Im Supermarkt lockt die ganze Zeit die Fertigpackung mit tollen Motiven. Alles so einfach, nur noch Fett und Ei dazu, „schwupps“, fertig sind die Kipferl. Schön wär´s, muss man doch trotzdem architektonisch tätig werden. Und will ich wirklich „Diphosphate“ in meinen Keksen, oder Verdickungsmittel E466?

Ok, ich habe selbst gebacken, das Rezept im Voraus studiert, alle Zutaten und Geräte bereitgestellt, abgewogen, selbst geformt ... aber jetzt raten Sie mal, sind meine Vanillekipferl mit Puderzucker bestäubt oder in Puderzucker gewälzt? Hab ich Bourbon- oder Tahiti-Vanille benutzt? Auf jeden Fall hab ich mein überflüssiges Eiweiß eingefroren. Geht prima. Im Joghurtbecher vorgefrieren, dann herauslösen und einzeln im TK-Beutel in die Truhe damit. Das hält bis zu 10 Monate frisch, oder bis mir eingefallen ist, was draus werden soll. Baisers sind nämlich auch nicht grad meine Spezialität. Falls Ihnen diese besser gelingen: Eigelb kann man auch einfrieren, mit etwas Zucker verquirlt (auf 3 Eigelb 1 Tl. Zucker). Ich vertraue einfach darauf, dass meine Schwiegermutter noch lange Kunstwerke backen wird. Und meine Vanillekipferl isst man am besten im Dunkeln bei Kerzenschein, es kommt schließlich auch auf den Geschmack an.

Dr. Martina Morf-Koller

 

Die Autorin:

lebt mit Mann und Kind in Hamburg-Bergedorf und arbeitet dort als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Sie hat sich auf Beschwerden und Schmerzen des Bewegungssystems spezialisiert. Dabei behandelt sie Muskeln, Gelenke, Wirbelsäule und fasziale Netzwerke manuell und vermittelt alltagsbezogene ökonomische Bewegungsformen um die Körperstruktur nachhaltig zu verbessern. In klientenzentrierter Gesprächstherapie entwickelt sie mit Patienten individuelle Strategien zur Stressbewältigung. Als Ernährungsberaterin liebt sie es außerdem Wissenswertes zum Thema „gesunde Ernährung“ humorvoll aufzubereiten und praxistauglich ihren Patienten näherzubringen. Ernährungsberatung soll auf jeden Fall Genuss, Lebensfreude und auch Spaß vermitteln, denn sonst kommt das Wissen nicht an.
nach oben