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Die Anrede in der Geschäftskorrespondenz

18.09.2015  — Ernst Lorenzen.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Förmlich, persönlich, vertraulich? Wann bietet sich was an? Ernst Lorenzen beleuchtet die Anredesituation deutscher Korrespondenz.

Ist die Anrede "Sehr geehrte Frau" oder "Sehr geehrter Herr" in der Masse der Briefe, die Ihr Haus verlassen, also in der Korrespondenz, die "Alltagsgeschäft" bedeutet, noch zeitgemäß?

Wie begrüßen wir unseren Geschäftspartner im persönlichen Gespräch, wie am Telefon? Richtig, mit "Guten Tag". Warum also im Tagesgeschäft der Korrespondenz nicht auch "Guten Tag ..." schreiben?

Sicher, wir wissen um ganz bestimmte Personen, die auf Klima und Atmosphäre in der Kommunikation besonderen Wert legen. Die einfach noch nicht so weit sind, diese formlosere Anrede zu akzeptieren.

Untersuchungen aber haben ergeben, dass es lediglich 8% der Briefempfänger sind, die "Guten Tag" noch nicht akzeptieren. Die Anderen – also 92% begrüßen eine Beweglichkeit, ein Entstauben in der Korrespondenz. Und dazu gehört auch die Anrede.

Die hausinterne Korrespondenz vieler Unternehmen lebt vom "Hallo". Hier wäre es undenkbar, eine andere Anredeform zu nutzen. Das Eis beginnt also immer stärker zu schmelzen. Eine weitere Alternative wäre "Liebe Frau ..." oder "Lieber Herr ...".

Stellen Sie sich vor, Herr Gärtner vom Kundendienst eines ganz bestimmten Unternehmens betreut Ihre Familie seit vielen Jahren. Sie haben sich schon oft persönlich "erlebt". Unser Herr Gärtner wird wie selbstverständlich weder "Sehr geehrte/r ..." noch "Guten Tag ..." nutzen.

Zu Beginn der Zusammenarbeit schrieb er Sie sehr förmlich an. Sie spürten, dass ein Geschäftspartner dem Geschäftspartner schrieb. Man schätzte den Kunden, der für eine gute Ware gutes Geld zu zahlen bereit war. Klima und Atmosphäre in ganz besonderer Art waren zu spüren.

Mit der Zeit lernten Sie sich kennen, Sie sprachen auch schon mal über andere Dinge des täglichen Lebens, und auf einmal war das "Guten Tag" geboren. Jetzt spürten die Partner, dass "ein Mensch dem Menschen" schrieb. Das Miteinander war menschlich geworden, es war nicht mehr steif und nur geschäftlich.

Und da diese Dinge des täglichen Lebens zwangsläufig im persönlich-vertrauten münden mussten, Sie sich immer mehr zu schätzen begannen, entstand wie selbstverständlich das "Liebe/r ....."

Das persönliche Gespräch würde in dieser Situation vielleicht – vergleichen wir es damit – ohne Sakko und mit hochgekrempelten Ärmeln geführt werden.

Ist mein Ansprechpartner aber unbekannt, bleibt als Anrede auch weiterhin nur "Sehr geehrte Damen und Herren".

Ernst Lorenzen

Der Autor:

Ernst Lorenzen ist von Beruf Rechtspfleger und Betriebswirt. Nach seiner Ausbildung arbeitete er einige Jahre für die Staatsanwaltschaft. Dann wechselte er in die freie Wirtschaft und war beim Versicherungsunternehmen Deutscher Ring Mitarbeiter der Rechtsabteilung, Führungskraft in der Bestandsverwaltung der privaten Krankenversicherung, Außenrevisor und verantwortlicher Ausbilder. Seit 1983 ist Ernst Lorenzen als Kommunikationstrainer und Personalberater tätig.


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