07.11.2011 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: none.
Seit Monaten hält die Schuldenkrise der europäischen Peripheriestaaten Politik und Öffentlichkeit in Atem. Die Unternehmen in Europa und Asien blicken dennoch positiv ins nächste Jahr. Denn die Volkswirtschaften am Rand Europas haben für das operative Geschäft der meisten börsennotierten Unternehmen in Europa und Asien eine erstaunlich geringe Bedeutung. Dies ist ein zentrales Ergebnis der jüngsten repräsentativen Befragung, die Fidelity Worldwide Investment unter mehr als 110 seiner Analysten in Europa und Asien durchgeführt hat. Die meisten Firmen stehen deutlich besser da als 2008 und 2009. Trotzdem horten sie Barmittel – aus Unsicherheit über weitere staatliche Eingriffe und eine möglicherweise bevorstehende Rezession. Asien gewinnt unterdessen als Konsumentenmarkt und Wachstumsmotor der Weltwirtschaft immer stärker an Bedeutung.
Mehr als drei Viertel (79 Prozent) der beobachteten Unternehmen sind sich nach Ansicht der Fidelity-Analysten sicher, in ihrem operativen Geschäft gar nicht oder nur in geringem Maße abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung Europas kriselnder Peripheriestaaten zu sein.
Im zweiten Jahr in Folge hat Fidelity Worldwide Investment einen repräsentativen Querschnitt seiner Aktien- und Kreditanalysten zu den von diesen beobachteten Unternehmen befragt. Da jeder Analyst Gespräche mit Top-Entscheidungsträgern aus durchschnittlich 30 Unternehmen pro Quartal führt - ein Kernbestandteil des von Fidelity verfolgten „Bottom Up“-Investmentansatzes -, spiegelt die Umfrage die Ansichten tausender Vorstandsvorsitzender und anderer Spitzenmanager börsennotierter Unternehmen in Europa und Asien wider. Die abgebildeten Unternehmen gehören in der Regel zu den größten in ihren jeweiligen Märkten.
Zu den interessantesten Ergebnissen der Befragung gehört wohl, dass gerade einmal ein gutes Viertel (27 Prozent) der europäischen Konzerne von Europas Peripherie abhängig sind. Für die asiatischen Unter¬nehmen spielen die Randmärkte Europas – erwartungsgemäß – eine noch geringere Rolle.
„Es ist eine gute Nachricht für die Wirtschafts- und Kapitalmärkte, dass der Großteil der Unternehmen in Europa und Asien in überschaubarem oder sogar nur geringem Maße von den wirtschaftlichen Wirren der europäischen Peripheriestaaten abhängig ist. Dennoch sind die Gefahren durch potentielle Ansteckungseffekte nicht zu unterschätzen. Der EU-Gipfel vom vergangenen Mittwoch mag der Eurozone etwas Luft verschaffen. Die Gefahr eines Dominoeffekts ist jedoch noch keineswegs gebannt. Italien wird trotz der Ankündigung harter Sparanstrengungen erst zu beweisen haben, dass es kein zweites Griechenland wird. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen“, kommentierte Christian Wrede, Vorsitzender der Geschäftsführung von Fidelity Worldwide Investment in Deutschland.
China gilt nach wie vor als wichtigster Wachstumstreiber. Trotz rapide steigender Lohnkosten setzen demnach 33 Prozent der Unternehmen bei ihrer Expansion außerhalb des Heimatmarkts auf das Land. Dieser Paradigmenwechsel der Unternehmen in Bezug auf die Schwellenländermärkte gilt auch für andere Regionen: Zweitwichtigste Region für die Auslandsexpansion der Firmen ist das übrige Asien (11 Prozent), gefolgt von Lateinamerika (8 Prozent) und den großen Volkswirtschaften der Eurozone (5 Prozent). Verwundern mag vielleicht, dass nur 4 Prozent der Unternehmen auf Indien als Haupttreiber ihrer Auslandsexpansion setzen.
„Selbst eine harte Landung Chinas erscheint besser als das optimistischste Szenario für die westlichen Volkswirtschaften. Chinas Volkswirtschaft entwickelt sich langsam, aber sicher von einem vormals kosten¬günstigen Produktionsstandort in eine Konsumgesellschaft. Unternehmen blicken auf das Reich in Fernost daher inzwischen vielmehr als Absatzmarkt, denn als Niedriglohnland“, so Henk-Jan Rikkerink, Leiter Research Europa bei Fidelity Worldwide Investment.
„Die fortdauernde Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA und Europa sowie die Furcht vor einer harten Landung der Schwellenländer scheint allmählich ihren Tribut zu fordern. Es ist wichtig, dass die Politik rasch für Klarheit sorgt, um das offenkundig vorhandene Wachstumspotential der Unternehmen freizusetzen“, so Henk-Jan Rikkerink.
Am deutlichsten erweist sich die Sorge vor staatlichen Eingriffen im Gesundheits- und Pharmamarkt sowie bei den Versorgern als Wachstumsbremse – in diesen beiden Sektoren ist die Verunsicherung durch schwebende Regulierung noch höher als unter den Banken.
Die Zurückhaltung der Unternehmen schlägt auch weiter auf den Markt für Firmenübernahmen durch. Trotz vielfach prall gefüllter Kassen und dem fortdauernden Niedrigzinsumfeld hat anorganisches Wachstum in den kommenden zwei Jahren für gerade einmal 3 Prozent der Unternehmen hohe strategische Bedeutung. „Die wenigen M&A-Aktivitäten, die unsere Analysten für 2012 erwarten, sollte es im Technologie, Telekommunikations- und Mediensektor geben – und zwar eher kleinere, ergänzende Akquisitionen als große Mega-Deals“, sagte Henk-Jan Rikkerink.
Doch Anleger müssen nicht nur ihre Anlageregionen neu gewichten, sondern auch den Punkt Sicherheit neu definieren. „Anleger sollten künftig verstärkt auf gut geführte Unternehmen mit hohen Ratings setzen statt auf Staatsanleihen zweifelhafter Qualität und mit Renditen, die kaum die Inflation ausgleichen“, sagte Wrede. „Neben Unternehmensanleihen und Aktien bzw. Aktienfonds aus Asien, den Emerging Markets und Europa bieten auch amerikanische Unternehmen langfristig gute Perspektiven. Das Gewinnwachstum in den USA überrascht weiterhin positiv.“
Die Folien mit den Umfrageergebnissen können Sie hier herunterladen.
Quelle: Fidelity Investment Services GmbH