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Hanseat aus Haifa: Geschäftsführer Michel Geries

30.07.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Personalberatung TreuenFels.

Die Personalberatung TreuenFels stellt in ihrer Porträt-Serie Finance Faces interessante Persönlichkeiten vor - die Menschen hinter den Zahlen und Ziffern. Finance Faces: Ausgewiesene Fachleute in ihrem jeweiligen Metier mit einer Karriere, die durch außergewöhnliche Erlebnisse geprägt wurde. Heute: Geschäftsführer Michel Geries.


Michel Geries

Sommermorgen in Hamburg – ein blau-klarer Himmel zwischen Backsteinfassaden, doch ein Hauch Orient weht im sechsten Stockwerk der Niedernstraße 10 durch den Raum, in dem Michel Geries uns gegenübersitzt. „Gucken Sie raus, draußen sind es gerade mal 16 Grad, in meiner Heimatstadt Haifa 30 Grad, mit Palmen und Meer – also es gibt schon Sachen, die dort nett sind. Trotzdem halte ich es hier sehr gut aus“, sagt Geries. Was hat ihn denn bewogen, das warme Klima seiner israelischen Heimat aufzugeben, nach Hamburg zu kommen und hier als Wirtschaftsprüfer Karriere zu machen?

Katholische Kindheit zwischen Kiosk, Kaffee und Klosterschule

„Schon mit 17 war mir klar, dass ich aus Israel weggehe, ich wusste nur noch nicht, wohin“, erzählt Geries, „Ich wollte nicht, dass meine Herkunft und Abstammung Einfluss auf meine Karriere hat.“ Michel wächst in einer arabischen Familie christlichen Glaubens mit drei Brüdern auf, geht bei katholischen Nonnen auf eine Klosterschule in Haifa. Etwa 120.000 arabische Christen leben in Israel, eine absolute Minderheit innerhalb der arabischen Minorität, die in einer von Juden dominierten Gesellschaft lebt. Fühlte er sich damals als Mensch zweiter Klasse? „Dem ist nichts hinzuzufügen“, antwortet er ohne Zögern. Geries Eltern betreiben in Haifa einen kleinen Laden, in dem er als ältester Sohn schon früh mithelfen muss. Doch er will raus aus der familiären Enge, wo ihn die Nachbarin ständig fragt, wann er denn endlich heiratet. In den elterlichen Kiosk-Betrieb kommen täglich viele Menschen, trinken Kaffee und reden über Gott und die Welt. Darunter ein Freund der Familie, der ihn auf die Idee bringt, Wirtschaftsprüfer zu werden. „Ein Zufall eher, eigentlich wollte ich Psychologie studieren oder Jura“, sagt Geries. Das wäre in Tel Aviv möglich gewesen, doch als ältester Sohn muss er zunächst bei der Familie bleiben, studiert Accounting & Auditing an der Universität Haifa und arbeitet zwei Jahre als Certified Public Accountant bei einem israelischen Wirtschaftsprüfer.

Kulturschock mit viel Schnee und sattem Grün

1990 wagt Geries den Schritt ins Ausland und kommt nach Hamburg. Warum ausgerechnet Deutschland? „Das war Schicksal irgendwie“, meint er. Schon 1987 hatte er eine deutsche Frau kennengelernt, lebt drei Jahre lang in einer Fernbeziehung mit ihr, bevor er sich entscheidet, Israel zu verlassen.

Mitten im Winter 1990 zieht er ins verschneite Norderstedt bei Hamburg, zum ersten Mal Kälte und Schnee. „Das war schon ein Kulturschock für mich, aber ganz im positiven Sinne“, meint Geries. „Deutschland ist ein schönes Land, es gibt sehr viel, was einen begeistern kann. Der Wohlstand, nicht nur finanziell, alles ist sehr gepflegt, ein schönes Bild, das das Herz erfreut. Zum Beispiel der Wechsel der Jahreszeiten und dieses satte Grün, das kannte ich alles gar nicht.“

Er büffelt deutsch, drei Monate lang, bewirbt sich und findet endlich im Herbst eine Anstellung als Prüfungsleiter bei einer mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Von der Wirtschaftsprüferkammer bekommt er eine Ausnahmegenehmigung, nach der die Ausbildung in Deutschland und Israel als gleichwertig eingestuft wird. Nur den Titel Wirtschaftsprüfer darf er offiziell nicht führen.

Rund acht Jahre lang betreut er deutsche Mittelständler in der Hansestadt, die er als weltoffen und tolerant erlebt. Ganz anders als in Heidelberg, wohin er 1999 zieht, um dort in einem großen Softwarekonzern zu arbeiten. Doch da hält er es nicht lange aus: „Das war noch mal ein Riesenschock für mich, plötzlich alles so kleinkariert. Dieser Mentalitätsunterschied zwischen Großstadt und Provinz war extrem. Gleichzeitig empfand ich das Arbeiten in diesem Weltkonzern als sehr anonym. In einem solchen Konzern kann man sich gut verstecken. Mir fehlten Offenheit, Kommunikation und Humor.“

Faszination für Menschen und Zahlen

Dagegen beschreibt Geries sich selbst als leidenschaftlich kommunikativ: „Am meisten macht mir Spaß, mit Menschen zu sprechen über das, was sie beschäftigt. Und ich bin gut in Mathe, die Genauigkeit von Zahlen fasziniert mich schon immer“, so Geries. Zwei Jahre später kehrt er nach Hamburg zurück, macht sich hier als Unternehmensberater selbstständig. 2001 gründet er gemeinsam mit seinem langjährigen Freund und Berufskollegen Kai Harder die FARE Consult GmbH. 2003 folgt die Gründung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft FAIR Audit, die er heute als Geschäftsführer mit zwei Partnern und 17 Mitarbeitern leitet.

Vor allem ausländische Unternehmen, darunter viele israelische Firmen, schätzen Geries als kompetenten und kommunikativen Wirtschaftsprüfer. So berät er börsennotierte Unternehmen und Investmentgesellschaften beim Erwerb von Immobilien in Deutschland. Bis heute hat Geries rund 60 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 1 Milliarde Euro begleitet. Dabei kommen ihm seine exzellenten Sprachkenntnisse zugute, neben fließend Deutsch und Englisch kann er seine Mandanten auch auf Hebräisch und Arabisch beraten, das ist einzigartig in Deutschland. Ein besonderer Vorteil ist sein Gespür für die unterschiedliche Mentalität seiner israelischen und arabischen Kunden: „Zwischen uns geht es meist etwas lauter zu als im Umgang mit deutschen Partnern. Wir reden mit mehr Leidenschaft und Engagement, auch mal mehr mit den Händen.“

Ebenso engagiert verfolgt Geries das politische Zeitgeschehen mit großem Interesse. Gerade jetzt fasziniert ihn der Aufbruch in der arabischen Welt, obwohl er gegenüber den Nachrichten skeptisch bleibt: „Ich frage mich immer, was ist die Motivation hinter dieser Nachricht? Welche Interessen spielen im Hintergrund eine Rolle?“ Auch gesellschaftliches Engagement ist ihm wichtig, etwa für die Al Omri Kinderhilfe Palästina e.V., die Kinder im Westjordanland und im Gazastreifen vor Ort unterstützt. „Wenn man sieht, wie viel Elend dort herrscht, finde ich es vorbildlich und berührend, wie sich dort junge Mediziner aus Deutschland engagieren.“

Wo sonst würde er gern leben? „In einer Stadt mit Direktflugverbindung nach Tel Aviv, da leben meine Verwandten. Aber länger als vier bis sechs Tage muss ich da nicht sein.“ Schließlich fühlt er sich mit seiner Familie in Hamburg längst zu Hause – als hanseatischer Kosmopolit, als Werder- und St. Pauli-Fan, tolerant und vielseitig. Mehr Vielseitigkeit könnte es seiner Ansicht nach auch unter den Wirtschaftsprüfern geben, vor allem was den Anteil der Frauen betrifft. Ob er dann auch für die Frauenquote sei? „Sehr gerne, gute Idee! Frauen sind interessante Gesprächspartner und kommunizieren meistens netter als Männer.“

Über TreuenFels:
Die Personalberatung TreuenFels ist spezialisiert auf die Rekrutierung und Auswahl von Fach- und Führungskräften im Finanz-, Rechnungs-, Bank- und Versicherungswesen sowie im Controlling. Von der Personalberatung über Projekt- und Interim Management, Personalvermittlung und Premium-Zeitarbeit bietet die Treuenfels GmbH sowohl temporäre als auch permanente Personallösungen. Gegründet wurde TreuenFels 1999 von Bernhard von Treuenfels, Inhaber des Unternehmens mit Hauptsitz in Hamburg. Geschäftsführerin ist seit 2008 Doris Mailänder. Mehr über TreuenFels unter: www.treuenfels.com   Kontakt:
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