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Hohes Beschäftigungs- und Gehaltsniveau in Ingenieurberufen

24.07.2014  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verein Deutscher Ingenieure.

Etwa 60.000 offenen Ingenieurstellen auf dem Arbeitsmarkt standen im ersten Quartal 2014 rund 30.000 arbeitslos gemeldete Ingenieure gegenüber. Dies zeigt der aktuelle Ingenieurmonitor 2014/1, der vom VDI und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln IW herausgegeben wird.

Stellt man die ca. 800.000 Erwerbstätigen im Zielberuf Ingenieur den arbeitslosen Ingenieuren gegenüber, so erhält man eine Arbeitslosenquote von rund vier Prozent. Betrachtet man alle 1,66 Millionen ausgebildeten und erwerbstätigen Ingenieure in Deutschland, würde die Arbeitslosenquote sogar nur bei knapp zwei Prozent liegen.

Die Zahl der offenen Stellen in den Ingenieurberufen wird auf Grundlage der bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten offenen Stellen sowie der jeweils aktuellen Meldequote von Unternehmen ermittelt. Trotz Meldepflicht werden tatsächlich nicht alle offenen Stellen gemeldet. Die Meldequote wird regelmäßig wissenschaftlich fundiert vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln IW ermittelt. Der Ermittlung liegt eine umfangreiche Unternehmensbefragung zugrunde. Zuletzt wurden dazu über das IW-Zukunftspanel 3.614 Unternehmen nach ihrem Meldeverhalten bzgl. offener Stellen für Ingenieure befragt. Aktuell liegt diese Meldequote bei 18,9 Prozent; das heißt, nur etwa jede 5. Stelle wird an die BA gemeldet. Die BA berichtet zwar selbst nur die ihr gemeldeten offenen Stellen, analysiert aber bereits seit vielen Jahren die aktuellen Meldequoten, um eine Einschätzung des tatsächlichen gesamt-wirtschaftlichen Stellenangebots zu bekommen. Die von VDI und IW ermittelte Meldequote entspricht derjenigen, die die BA kürzlich für den Akademikerbereich selbst ermittelt hat.

Abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung wird bei erwarteten signifikanten Änderungen die Meldequote neu erhoben, um entweder ihre Gültigkeit zu verifizieren oder anderenfalls die Ergebnisse durch eine aktualisierte Meldequote anzupassen. Abhängig von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen neigen Unternehmen eher stärker oder in eher geringerem Maße dazu, die Bundesagentur für Arbeit als Rekrutierungskanal zu nutzen. Das erklärt die Veränderung des Kehrwerts der Meldequote von 7 auf 5.

Gründe für Arbeitslosigkeit von Ingenieuren

Die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Arbeitslosen ist davon getrennt zu betrachten und folgt anderen Gesetzmäßigkeiten. Allein vor dem Hintergrund der Grundsicherung, die einem arbeitslos gemeldeten Menschen zusteht, ist der Anreiz, sich ordnungsgemäß bei der Bundesagentur für Arbeit zu melden, ein ganz anderer, sodass nach herrschender Auffassung die Zahl der bei der BA gemeldeten Arbeitslosen im Gegensatz zur Zahl der gemeldeten offenen Stellen sehr nah an der Realität liegt.

Gründe für eine Arbeitslosigkeit von Ingenieuren sieht der VDI in vier wesentlichen Bereichen:

  1. Sucharbeitslosigkeit, d.h. die Arbeitslosigkeit, die entsteht, wenn ein Beschäftigungsverhältnis gewechselt wird, ist häufig von kurzer Dauer und liegt darin begründet, dass Ende der alten Position und Eintritt in die neue Stelle meist nicht nahtlos ineinander übergehen. Diese friktionelle Arbeitslosigkeit ist ein übliches Kennzeichen einer funktionierenden, dynamischen Volkswirtschaft und stellt die Fungibilität des Arbeitsmarkts sicher.
  2. Mangelnde Umzugsbereitschaft in andere Regionen Deutschlands ist bei einigen Bewerbern vorhanden. Man spricht hier von einem „regionalen Mismatch“.
  3. Eine breit angelegte Grundlagenausbildung in den Ingenieurwissenschaften ist immer von Vorteil. Fehlt einem Ingenieur diese, wird es schwer, wenn einmal außerhalb der etablierten Tätigkeit in einer Nische woanders Fuß gefasst werden muss.
  4. Permanente, lebenslange Weiterbildung ist von großer Wichtigkeit. Bewegt man sich in Zeiten des rasanten technischen Fortschritts beruflich nicht am Puls der Zeit, ist man häufig nicht die erste Wahl bei Neueinstellungen.

Einstiegsgehälter am oberen Rand

Ein Blick in Einstiegsgehaltsstudien (zum Beispiel des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung) zeigt, dass ein in Deutschland ausgebildeter Berufsanfänger in den Ingenieurwissenschaften durchschnittlich knapp 40.000 € pro Jahr verdient. Damit liegen die Ingenieurgehälter am oberen Rand der Einstiegsgehälter von Akademikern.

Das aktuelle Zuwanderungsgesetz fordert ein Mindestgehalt von rund 33.000 € für Ingenieurinnen und Ingenieure aus Nicht-EU-Ländern. Hauptgrund für diese Festlegung sind die teilweise vorhandenen Qualitätsunterschiede zwischen deutschen und ausländischen Studiengängen und damit ein, zumindest zu Beginn bestehendes, Qualifikationsdefizit sowie eine notwendige Einarbeitung bzw. Weiterbildung. Diesen Kompromiss ist die Bundesregierung eingegangen, um eine langfristige Fachkräftesicherung zu erreichen.

Die Migration von Fachkräften im Ingenieurbereich stärkt langfristig den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Zahl der Zuwanderer ist nach wie vor eher gering. Die VDI-Arbeitsmarktstudie 2014 weist hierzu vertiefend eine Aufschlüsselung nach Zuwanderungsländern in den deutschen Ingenieurarbeitsmarkt auf. Die Entscheidung, in ein anderes Land zu ziehen, ist nicht nur von einem Arbeitsplatzangebot abhängig, sondern von vielen anderen Rahmenbedingungen, etwa familiärer und kultureller Art. Es zeichnet sich nicht ab und ist auch nicht zu befürchten, dass übermäßig viele gut ausgebildete Fachkräfte sog. Krisenstaaten oder Schwellenländer verlassen. Die, die gehen, tun dies, weil sie in Deutschland eine Karriere- und Zukunftsperspektive sehen, die es am heimischen Arbeitsmarkt nicht gibt. Das betrifft im Übrigen auch deutsche Ingenieure, wenn sie ins Ausland streben.

 

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