15.11.2018 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Deutsches Architekturmuseum.
© Moritz Bernoully
Torre Reforma in Mexiko-Stadt
Entgegen dem weltweit andauernden Trend hin zum Wohnturm sowie zu immer größeren mischgenutzten Projekten in Asien ist der diesjährige Preisträger größtenteils ein Bürogebäude mit zusätzlichem Restaurant und Fitnesscenter. Dabei ist allerdings nur die Art der Nutzung konventionell. Die in Mexiko-Stadt herrschende Erdbebenproblematik erfordert ein kluges Tragwerkskonzept, das dem 246 Meter hohen Büroturm sein signifikantes Erscheinungsbild verleiht. Torre Reforma von L. Benjamín Romano bringt Mexikos Hauptstadt damit auf die Weltkarte wegweisender Hochhausarchitektur.
Ein nicht minder spannender Aspekt ist der ungewöhnliche Weg der Projektfinanzierung. Die Investorengruppe Fondo Hexa, S.A. de C.V. betrachtet ihre Projekte als langfristige Kapitalanlage und setzt deswegen auf eine besonders sorgfältige Planung, hochwertige Materialien und perfekte Details. So beeinflusst dieser vorausschauende wirtschaftliche Ansatz auch den architektonischen Entwurf positiv und könnte auch über Mexiko hinaus als Blaupause für erfolgreiche Projekte dienen.
Wie ein riesiger urbaner Obelisk oder ein geöffnetes Buch zwischen zwei Sichtbetonwänden hebt sich der Torre Reforma von den umliegenden Hochhäusern ab, nicht nur wegen seiner Höhe. Benjamín Romano hat mit den massiven Wänden an die baulichen Traditionen der Azteken angeknüpft und diese modern interpretiert. Der Torre Reforma war das Gebäude, das sowohl die Ingenieure als auch die Architekten in der Jury am stärksten begeisterte – als meisterhafter Ausdruck eines neuen Nachdenkens über das Hochhaus und somit als würdiger Preisträger. Es ist ein Gebäude, das in den Augen der gesamten Jury all das verkörpert, was sich Benjamín Romano selbst zum Ziel gesetzt hat: Nachhaltigkeit, modernste Technologie und gut strukturierte Räume kunstvoll miteinander zu verbinden.
L. Benjamín Romano bedankte sich: „Dieser Preis bedeutet mir besonders viel, weil er von meinen Fachkollegen kommt – Architekten, Ingenieure und Immobilienentwickler – die nicht nur das Gebäude an sich schätzen, sondern die inhärenten finanziellen, ingenieurstechnischen, umweltbedingten und normativen Herausforderungen. Ich glaube, die beste Architektur ist die, die Antworten auf diese Herausforderungen findet. Die Architektur, die sich aus Anforderungen, Kontext und Realität ergibt und nicht nur aus der Vorstellungskraft oder dem ästhetischen Empfinden eines Einzelnen.“
Aus über 1.000 Hochhäusern, die innerhalb der letzten zwei Jahre weltweit fertiggestellt wurden, hatte das Deutsche Architekturmuseum (DAM) 36 herausragende Gebäude aus 15 Ländern nominiert. Eine internationale Expertenjury aus Architekten, Tragwerksplanern und Immobilienspezialisten unter der Leitung von Kai-Uwe Bergmann, Partner des IHP 2016 Gewinners BIG - Bjarke Ingels Group, wählte daraus fünf Finalisten.
Der Internationale Hochhaus Preis wurde 2003 gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank initiiert und 2004 zum ersten Mal vergeben. Seitdem wird er alle zwei Jahre kooperativ organisiert und finanziert. Somit fand in diesem Jahr die Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche zum achten Mal statt.
Der IHP richtet sich an Architekten und Bauherrn, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden. Auf dem Weg zur Entscheidung ging es in der breiten Diskussion der Jury unter anderem darum, wie ein Hochhaus zum Stadtgefüge und urbanen Leben beiträgt. Darüber hinaus wurden unter anderem folgende Aspekte analysiert: die übergreifende Aussage, die skulpturalen Qualitäten, das statische Konzept, die Nutzungsmischung sowie die Balance zwischen Wirtschaft und Kultur.
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