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Macht Kaffee eigentlich schlau?

04.10.2012  — Martina Morf-Koller.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Unserer Ernährungsexpertin Dr. Martina Morf-Koller ist kürzlich im Bus aufgefallen, wie allgemein präsent der Mitnehm-Kaffee, neudeutsch "Coffee-to-go", ist. Kaffee soll ja gut für die Intelligenz sein - aber stimmt das überhaupt?

Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich musste ich an einen Fachartikel denken, in dem es darum ging, dass Kaffee sich positiv auf die Intelligenz auswirke. Aber stimmt es denn wirklich? Macht Kaffee wirklich schlau? Kaffee enthält bekanntlich Coffein. Dieses findet sich außer in der Kaffeebohne auch noch in Tee- und Matepflanzen, Blättern des Kolabaums und der Kakaopflanze, sowie in einer Lilienart (Guarana). Eine Tasse aufgebrühter Bohnenkaffee enthält durchschnittlich 75 mg davon. Wenn es durch ein Getränk aufgenommen wird, setzt die Wirkung des Coffeins schon nach fünf Minuten ein und wird über fünf bis sechs Stunden im Körper wieder abgebaut. Wer schon einmal 7-10 Tassen Kaffee innerhalb kurzer Zeit getrunken hat, spürt die Wirkung einer Überdosierung: Herzklopfen, Zittern, Unruhe, erhöhte Atemfrequenz, Schlafstörungen, im schlimmsten Fall einen Kreislaufzusammenbruch (keine Panik, zu Letzterem braucht es ein wenig mehr als nur ein paar Tassen Kaffee).

Coffein wirkt auf das Zentralnervensystem, genauer auf die Großhirnrinde, die Durchblutung wird angeregt, der Herzschlag erhöht, die Bronchialgefäße erweitert. Der Stoffwechsel wird insgesamt angekurbelt, man wird munter. Reaktionsbereitschaft, Aufmerksamkeit und Konzentration nehmen zu. So gesehen kann ich Informationen besser verarbeiten, besser lernen, oder meiner Arbeit nachgehen. Aber Sie werden mir zustimmen, ohne eine gewisse Grundintelligenz hilft auch kein Kaffee.

Wie viel Coffein sich in meiner Tasse Kaffee befindet, hängt auch von der Art der Zubereitung ab. Bei einem Türkischen Mocca, bei dem das Kaffeemehl im Wasser zieht, ist mehr Coffein enthalten als bei einem Filteraufguss. Beim Espresso wird kurz mit Hochdruck Wasser durch das Kaffemehl gepresst. Er ist konzentrierter als die gleiche Menge Kaffee, aber man trinkt viel weniger, deshalb wirkt er nicht so stark. Und er enthält auch noch weniger Reizstoffe, ist somit für den Magen verträglicher. Kaffee ist nämlich ein „Säurelocker“, der bei zu viel Genuss gern mal Magenschmerzen auslöst.

Und was ist mit Tee? Beim Aufguss geht Coffein schnell in Lösung. Wenn bei längerem Ziehen die Gerbstoffe im Tee ebenfalls in Lösung gehen, binden sie das Coffein in einen Komplex ein, der im Körper erst abgebaut werden muss. Dies bedeutet einen langsameren Anstieg der Wirkung. Außerdem sind pro Tasse nur 35 mg enthalten. Bei Guarana und dem Kolabaum liegt der Wirkstoff ebenfalls gebunden vor, zwar sind die Konzentrationen in beiden Pflanzen deutlich über denen herkömmlichen Kaffees, aber auch hier wird die stimulierende Wirkung erst nach und nach freigesetzt. Und wer von Cola-Getränken einen Coffein-Rausch erwartet, muss ordentlich Durst mitbringen. Im Durchschnitt sind nämlich nur 10 mg pro 100 ml enthalten.

Man kann also zwischen schneller und langsamer Intelligenz wählen. Ohne Durst geht es übrigens auch, es gibt ja schließlich schon Kaugummis mit Guarana-Extrakt. Fraglich ist, wie voll ich meinen Mund nehmen muss, um etwas zu merken, und ob ich dann noch intelligente Worte aussprechen kann? Ein Letztes noch: Der Körper gewöhnt sich auf Dauer an alles! Das ist dann wie bei der Desensibilisierung gegen Birkenpollen; wer drei Jahre lang jede Woche eine Spritze damit bekommen hat, den stört die echte Birke nicht mehr so. Ähnlich ergeht es der Intelligenz mit Kaffee.

Dr. Martina Morf-Koller

 

Die Autorin:

lebt mit Mann und Kind in Hamburg-Bergedorf und arbeitet dort als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Sie hat sich auf Beschwerden und Schmerzen des Bewegungssystems spezialisiert. Dabei behandelt sie Muskeln, Gelenke, Wirbelsäule und fasziale Netzwerke manuell und vermittelt alltagsbezogene ökonomische Bewegungsformen um die Körperstruktur nachhaltig zu verbessern. In klientenzentrierter Gesprächstherapie entwickelt sie mit Patienten individuelle Strategien zur Stressbewältigung. Als Ernährungsberaterin liebt sie es außerdem Wissenswertes zum Thema „gesunde Ernährung“ humorvoll aufzubereiten und praxistauglich ihren Patienten näherzubringen. Ernährungsberatung soll auf jeden Fall Genuss, Lebensfreude und auch Spaß vermitteln, denn sonst kommt das Wissen nicht an.
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