Online-Weiterbildung
Präsenz-Weiterbildung
Produkte
Themen
Dashöfer

Pluralbildung – gar nicht immer so einfach

03.04.2014  — Lars Kaupisch.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Wenn das Gefühl einfach falsch liegt.

Ihnen ist vermutlich schon aufgefallen, dass der heutige Newsletter ziemlich umfragelastig ist. Umfragen als Basis von Artikeln, eine Umfrage in eigener Sache ... da passen wir den heutigen Rechtschreibtipp einfach an dieses Schema an und machen noch eine Umfrage mehr mit Ihnen.

Doch zuerst ein bisschen Erklärung der Ausgangslage: Neulich ergab sich innerhalb unserer Redaktion die Frage, wie der Plural zu "Betreff" eigentlich richtig laute. Nun sitzen wir hier zu viert und halten uns alle zugute, über ein einigermaßen ausgeprägtes Sprachgefühl und Rechtschreibkenntnisse zu verfügen. In solchen Zweifelsfragen liegt deshalb meist irgendjemand richtig. Diesmal machten wir allerdings reflexartig alle den gleichen Fehler. Das machte uns neugierig, wie die Tendenz außerhalb unserer vier Wände aussieht.

Darum fragen wir einfach Sie. Was würden Sie tun?

In der Hoffnung, dass Sie vor Ihrer Antwort nicht schon weiter unten geluschert haben, sondern ganz spontan reagiert haben, wenden wir uns nun der Auflösung zu.

Der Plural von Wörter kann im Deutschen – abhängig von Geschlecht und Endung des Wortes – verschieden gebildet werden:

  • Maskuline und neutrale Substantive mit den Endungen -er, -en, -el, -chen, -lein haben überhaupt keine Pluralendung. Manche bleiben komplett unverändert, wie "der Fehler" und "die Fehler", andere machen die Mehrzahl durch einen Umlaut kenntlich: "der Garten" und "die Gärten".
  • Andere Substantive erhalten häufig die Endung "-e" ("der Ball" – "die Bälle", "das Spiel" – "die Spiele"). Das gilt vor allem für viele maskuline und neutrale Nomen.
  • Die Endung "-(e)n" gehört zu allen maskulinen Nomen der n-Deklination ("der Junge" – "die Jungen"), außerdem zu vielen femininen Substantiven ("die Straße" – "die Straßen"). Auch neutrale Formen sind davon betroffen ("das Bett" – "die Betten").
  • Die Endung auf "-s" hingegen, die uns für "Betreff" instinktiv richtig erschien, ist eigentlich für Substantive vorgesehen, die im Singular auf "-a", "-i", "-o" oder "-u" enden. Sie bilden also "das Kanu" und dazu "die Kanus" oder "das Auto" und "die Autos". Außerdem gesellt sich das "-s" zu Abkürzungen, sodass auf der Autobahn "Lkws" und "Pkws" herumfahren und nicht "Lkwe" oder "Pkwen". Beides trifft auf "Betreff" aber offensichtlich nicht zu – unsere Theorie ist deshalb, dass wir "Betreffs" nach dem Vorbild von Fremdwörtern aus dem Englischen gebildet haben, die im Plural ebenfalls ein "-s" erhalten. So wie "Team" zu "Teams" wird oder "E-Mail" zu "E-Mails". Letzteres könnte die "Betreffs" auch durch die thematische Nähe inspiriert haben.

Leider erklärt das nicht, wieso sich "Betreffe" für uns merkwürdig anhörte und beim Sprechen auch anfühlte. Richtig ist es aber trotzdem.


nach oben