21.11.2011 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: pressetext.
Hamburg/Düsseldorf (pte022/18.11.2011/13:25) - Frauenquote hin, anonymisierte Bewerbungen her: Im persönlichen Gespräch entscheiden Personalverantwortliche meistens nach Gefühl: "Vor allem, wenn wir unter Zeitdruck entscheiden, verlassen wir uns auf unsere Intuition. Wir greifen auf unsere Erfahrung zurück. Plötzlich ist das Vorurteil da und bestimmt die Entscheidung", umschreibt Sozialpsychologe Jens Förster von der Universität Amsterdam das Schubladen-Denken.
"In unserem Land gibt es ein stark ausgeprägtes Langfristigkeitsdenken. Der ideale Kandidat ist für viele Personalabteilungen immer noch ein junger Bewerber mit perfekter Qualifikation, der sich um die Ecke ein Reihenhaus kauft und sein gesamtes Berufsleben im Unternehmen verbringt." Durch diese unterbewusste Herangehensweise hätten viele Angst, einen Fehler zu machen. "Sie gehen auf Nummer sicher, die eigenen Schubladen helfen hier sehr gut."
Aber auch ältere IT-Experten haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Dabei ist das Risiko objektiv gesehen nicht höher: "Es kommt immer wieder vor, dass sich Personalverantwortliche für den - aus ihrer Sicht - idealen Kandidaten entscheiden. Doch dann stellen sie fest: Junge IT-Profis bleiben heute selten länger als ein paar Jahre im Unternehmen. Die Fluktuation ist enorm und die vermeintliche Sicherheit entpuppt sich schnell als Chimäre."
"Manche Mitarbeiter mögen eine Quote ungerecht finden und warten unbewusst nur darauf, dass die Kollegin Fehler macht. Die Quoten-Frau muss mit negativen Erfahrungen leben", warnt Förster und nennt dieses Phänomen den "Bumerang-Effekt". Eine Quote könne aber generell helfen, schnell mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen, ist er überzeugt. Eine Ansicht, die Personalexperte Nobis so nicht teilt. Er sieht vielmehr das Problem des generellen Fachkräftemangels: "Wenn IT-Unternehmen schon jetzt zahlreiche Stellen nicht besetzen können, hilft es nicht, ihnen zusätzlich eine Quote aufzuerlegen."
Das mögliche Problem, dass Frauen nicht anerkannt werden, sieht er nicht: "Jede Frau, die sich für die IT-Branche entscheidet, wird mit offenen Armen empfangen. Ich habe noch nichts Gegenteiliges erfahren. Nur ist es so, dass sich grundsätzlich kaum Frauen für diesen Berufszweig entscheiden", so Nobis. In einem Punkt sind sich sowohl der Theoretiker als auch der Praktiker einig: Letztlich müsse jeder Personalverantwortliche seine Entscheidungsgrundlagen hinterfragen - und zwar insbesondere in Situationen, in denen unter zeitlichem Druck Entscheidungen getroffen werden müssen.
Quelle: pressetext
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