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Sparprogramme der Unternehmen greifen beim Gehalt

05.11.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: DIE FÜHRUNGSKRÄFTE e.V..

Veröffentlichungen über die Vergütung von Führungskräften sind zahlreich. Mit fast 4.000 ausgewerteten Fragebögen trifft auch die diesjährige Umfrage vom Verband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE wieder repräsentative Aussagen über die Gehalts- und Arbeitszeitsituation von Fach- und Führungskräften.

Geheim und sensibel

Die Gehaltshöhe außertariflicher Angestellter unterliegt in vielen Unternehmen immer noch der höchsten Geheimhaltungsstufe. Auch die Betroffenen selbst sehen es nicht uneingeschränkt gern, wenn individuelle Gehaltszahlen in der Unternehmensöffentlichkeit bekannt gemacht werden. Allenfalls die Betriebsräte und die Sprecherausschüsse der Leitenden Angestellten erhalten hier einen tieferen Einblick. Das zeigt, dass Vergütungsfragen personalpolitisch hoch sensibel sind.

Umso wichtiger ist es aber, über verlässliche und objektive Basisinformationen zu verfügen, wenn Vergütungsfragen diskutiert und gestaltet werden sollen. Dies gilt für die Unternehmen als Arbeitgeber ebenso wie für die Mitarbeiter und deren Arbeitnehmervertretungen.

Tendenzen

Schon die letztjährige Gehaltsuntersuchung hat gezeigt, dass einige Unternehmen offensichtlich auch beim Festgehalt ihrer Fach- und Führungskräfte ein Einsparpotential ausgemacht haben. Im Vergleich zu den Vorjahren waren in einzelnen Branchen die Festgehälter zum Teil spürbar gesunken. Dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort. Waren es zunächst Unternehmen aus den Branchen Stahl, Handel, Medien und Verkehr, haben jetzt die Energiever­sorger und die Banken diese Idee aufgegriffen. Damit sind zwei Branchen angesprochen, die in besonderem Maße von einem stark veränderten Marktumfeld betroffen sind. Zudem zeigt sich gerade an diesen beiden Branchen sehr handfest, wie sich verändernde politische Rahmenbedingungen ganz unmittelbar auf die Arbeitsbedingungen in den Unternehmen auswirken können. So ist konkret zu beobachten, dass sich die Unternehmen vermehrt von älteren Führungskräften trennen, die in den Gehaltsbändern weit oben rangieren, um diese Funktionen mit jüngeren Mitarbeitern zu besetzen, die diese Entwicklung in der Vergütungshierarchie noch vor sich haben, aber noch ein deutlich niedrigeres Gehalt beziehen.

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Angesichts dieser Entwicklungen lohnt sich immer auch ein genauerer Blick auf die variablen Vergütungsbestandteile. Immerhin rund 86% der befragten Fach- und Führungskräfte erhalten eine solche variable Vergütung in Form einer Tantieme oder eines Bonus. Bei 79% der Führungskräfte ist dabei die Höhe des variablen Vergütungsanteils im Verhältnis zum Festgehalt summenmäßig oder prozentual begrenzt, was gegenüber dem Vorjahr nochmals eine Steigerung von 2% ausmacht und einen langfristigen Trend bestätigt.

Noch immer sind die Branchenunterschiede hier aber sehr groß. So gilt die Begrenzung der Bonuszahlungen z.B. für 89% der Führungskräfte in der Textilbranche und für 85% in der Telekommunikation, aber nur für 39% der Manager im Gesundheitswesen und für 50% der Banker. Speziell im Bankenbereich haben wir in den letzten Jahren aber eine deutliche Verschiebung hin zu einer stärkeren Begrenzung von Bonuszahlungen feststellen können.

Wie hoch sind aber nun tatsächlich die variablen Vergütungsbestandteile? Hier werden seit Jahren zum Teil abenteuerliche Zahlen kolportiert, die in Einzelfällen richtig gewesen sein mögen, aber nicht die Realität in den Unternehmen abbilden.

So konnten in den Unternehmen, wo es eine Begrenzung der variablen Zahlungen gibt, im Branchendurchschnitt 30.000€ theoretisch erreicht werden. Tatsächlich zur Auszahlung kamen durchschnittlich 21.600€ an Bonuszahlungen. Damit wurden durchschnittlich rund 72% der theoretisch erreichbaren Boni tatsächlich ausgezahlt. Dies ist immerhin eine Verbesserung um 5% gegenüber dem Vorjahr. Die Situation in den einzelnen Branchen hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren angenähert. Wurden z.B. in der Energiewirtschaft für das Jahr 2010 noch über 90% des theoretisch erreichbaren Bonus auch tatsächlich ausgezahlt, ist dieser Wert 2011 auf 85% zurückgegangen. Die Automobilindustrie hat sich dagegen von 44% auf 59% hochgearbeitet und in den Banken ebenfalls von 44% immerhin auf 67%.

Konkret beliefen sich zuletzt die durchschnittlichen Bonuszahlungen in der Automobilindustrie ebenso wie in der Versicherungsbranche auf 30.000€, in IT-Unternehmen auf 28.000€ und in den Banken auf 27.000€. Im Gesundheitswesen sowie in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie waren es dagegen lediglich 11.000€. Deutliche Verschiebungen hat es bei der Entwicklung der variablen Vergütungsanteile zum Vorjahr gegeben. Fiel im vorangegangenen Jahr der Bonus noch bei 40% der Führungskräfte geringer aus als im Vorjahr, war dies bei dieser Umfrage nur noch in 22% der Fälle so. Den höchsten Anstieg konnten dabei die Führungskräfte aus der Automobilindustrie mit durchschnittlich 23.100€ für sich verbuchen.

Deutlich optimistischer fällt der Ausblick der Führungskräfte auf das Jahr 2012 aus. Rechnete im vergangenen Jahr die Hälfte der befragten Fach- und Führungskräfte mit Einbußen beim Bonus, sind jetzt nur noch 27% skeptisch. Überwiegend wird erwartet, dass der variable Vergütungsanteil gleich hoch bleibt, 27% rechnen aber sogar mit einem höheren Bonus.

In der Ablehnung einer weiteren Ausweitung des weiteren Bonusanteils im Gehalt sind sich die Führungskräfte weitgehend einig. 82,5% der Befragten lehnen solche Pläne ab. Daran hat auch der optimistischere Ausblick auf die Höhe des Bonus nichts Wesentliches geändert. Am größten ist der Wunsch nach einem höheren variablen Anteil in der Ver­gütung noch in der Textil- und Bekleidungsindustrie (33,3%) sowie in Nahrungs- und Genussmittelunternehmen (31,8%).

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Sehr moderat waren die Gehaltsanhebungen. Mit durchschnittlich 2,45% lag man fast genau auf Vorjahresniveau. Am besten lag hier die Stahlbranche mit einer durchschnittlichen Gehaltsanpassung von 3,8% vor den Versicherungen mit 3,3%. Diese Zahlen dürfen aber nicht den Blick dafür verstellen, dass es in zahlreichen Unternehmen wieder „Nullrunden“ für die Führungskräfte gegeben hat. Dies ist besonders bedenklich und auch personalpolitisch fragwürdig, wenn es in diesen Unternehmen zugleich Tariferhöhungen gegeben hat. Die Devise „Was wir dem Tarifbereich nicht verwehren können, sparen wir bei den Führungskräften ein“ sollte sich nicht durchsetzen.

Die niedrigsten Gehaltsanpassungen gab es mit 1,1% in der Textilbranche, mit 1,3% in Medienunternehmen sowie mit 1,5%, in der Telekommunikation. Bei den Banken lag die durchschnittliche Gehaltsanhebung bei 1,8%, wobei das untere Quartil hier sogar eine Nulllinie aufweist.

Und die Arbeitszeit?

Zum ersten Mal seit langem kann von einer leichten Entschärfung der Arbeitszeitsituation von Führungskräften gesprochen werden. Mit durchschnittlich 50 Wochenstunden liegt die Arbeitszeit zwar weiter auf hohem Niveau, aber doch unter den Vorjahresergebnissen. In der ersten Führungsebene werden danach 52 Wochenstunden, in der zweiten Ebene 51 und in der dritten Ebene 47 Stunden gearbeitet. Eine spürbare Entspannung hat es vor allem in der ersten Führungsebene gegeben. Hier war es vor Jahresfrist noch so, dass 25% der befragten Manager mehr als 60 Wochenstunden arbeiteten. Dieser Wert ist jetzt auf 54 Stunden zurückgegangen.

Und wer zahlt am besten?

Im Branchenvergleich der Gesamtjahresbezüge hat es in diesem Jahr zum Teil deutliche Verschiebungen gegeben, was nicht zuletzt an der sehr unterschiedlichen Entwicklung der variablen Gehaltsbestandteile liegt. In der ersten Führungsebene unterhalb der Unternehmensleitung zahlen die Banken (195.000€), die Versicherungen (188.000€) und die Automobilindustrie (187.000€) die höchsten Gehälter. Betrach­tet man den statistischen Medianwert, rückt allerdings die Mineralölwirtschaft mit 167.000€ auf Platz 1 vor. Am Tabellenende dieses Rankings liegt die Gesundheitsbranche mit 75.000€ im unteren Quartil. Knapp davor platziert sind Nahrungs- und Genussmittelunternehmen sowie die Stadtwerke mit 84.000 bzw. 85.000€.

In der zweiten Führungsebene unterhalb der Unternehmensleitung halten die Banken mit durchschnittlich 160.000€ die Spitzenposition, gefolgt von den Führungskräften in der Automobilindustrie mit 151.000€. In der dritten Ebene hält die IT-Branche mit 125.000 E den Spitzenplatz vor der Mineralölwirtschaft und etwas überraschend der Textil- und Bekleidungsbranche mit jeweils 121.000€.

Genaues Hinsehen lohnt sich

Auch diese Studie hat wieder bestätigt, dass nicht nur die Unterschiede zwischen den Branchen teilweise erheblich sind, sondern auch zwischen den Unternehmen ein und derselben Branche. Es reicht deshalb nicht, nur auf die Gesamtjahresvergütung zu schauen, sondern gerade auch auf das Verhältnis zwischen Festgehalt und Bonus, auf die Berechnungsbasis für die Variablen sowie auf sonstige geldwerte Vorteile wie betriebliche Altersversorgung und Dienstwagen. Berücksichtigt man dann noch Führungsebene und Funktion, hilft nur ein sehr individueller Blick auf die Vergütungssituation.

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