Zahlungsmoral der Europäer ist mies

312 Mrd. Euro mussten Unternehmen im vergangen Jahr an unbezahlten Forderungen abschreiben. Eine Summe, die höher ist als das Volumen des EU-Rettungspakets für Griechenland, Irland und Portugal zusammen. In Deutschland mussten die Unternehmen auf insgesamt 58 Mrd. Euro verzichten. Das zeigt eine Umfrage der Intrum Justitia unter rund 6.000 Firmen in 25 europäischen Ländern.

"Trotz Erholung der Wirtschaft hat sich die Zahlungsmoral verschlechtert", sagt Sascha Brombois, Sprecher von Intrium im Interview mit pressetext. Die Unternehmen versuchen nach der Finanzkrise, die Liquidität so lange wie möglich im eigenen Haus zu behalten. In ganz Europa ist die Abschreibungsquote gestiegen. In Deutschland ist sie leicht gesunken. Bei der Wahl ihrer europäischen Exportpartner sollten die Unternehmen vorsichtig sein. Außereuropäische Abschreibungen wurden in der Umfrage nicht berücksichtigt.

Bessere Zahlungsmoral kann Auftrieb geben

"Die Auswirkungen der Finanzkrise sind beim Forderungsmanagement nach wie vor zu spüren. Eine bessere Zahlungsmoral könnte der Wirtschaft in Europa deutlichen Auftrieb verleihen", sagt Thomas Hutter, Direktor der Intrum Justitia für die Region Zentraleuropa. Die Wirtschaft hegt diese positiven Ideale nicht. Die europäischen Unternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft, was die Zahlungssicherheit angeht. 32 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit steigenden Kreditrisiken in den nächsten zwölf Monaten.

Neben Deutschland haben sich hinsichtlich der Abschreibungen aus nicht bezahlten Forderungen unter anderem auch die Schweiz, Litauen und Island günstig entwickelt. Insgesamt hat sich aber die Zahlungsmoral in Europa verschlechtert. So dauert es im europäischen Durchschnitt 56 Tage, bis Unternehmen Rechnungen begleichen. Die öffentliche Hand benötigt für Zahlungen im Schnitt sogar 65 Tage.

Quelle: pressetext.schweiz