06.04.2020 — Matthias Wermke. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
In Zeiten von Corona liegen die Nerven von vielen Menschen blank. Und an manchen Stellen muss man sich fragen, wie gut es in Deutschland um die Solidargemeinschaft bestellt ist. Muss es wirklich sein, dass jemand alle sieben Packungen Klopapier in den säuberlich desinfizierten Einkaufswagen wirft, damit der nächste wieder einmal leer ausgeht?
Auch ist zweifelhaft, was die Leute mit ihren riesigen Klopapiervorräten zuhause wohl anstellen mögen, wenn sie eines Tages erkennen, dass sie vielleicht etwas übertrieben haben mögen? Schnell sind alternative Verwendungszwecke gefragt. Wie wäre es also damit, Geschenkpapier künftig durch das vermeintlich so kostbare Gut zu ersetzen? Vielleicht taugt es ja für geschäftliche, behördliche oder auch private Korrespondenzen? Die Tante freut sich bestimmt über einen zu Klopapier gebrachten Geburtstagsgruß!
In Zeiten, wo sich also jeder selbst der Nächste zu sein scheint, werden dringend positive Zeichen benötigt. Zeichen, die aussagen: Ich bin für dich da, ich lass dich nicht hängen. Umso wichtiger ist es hier, dass diese Zeichen nicht nur symbolischer Natur sind.
Dass nette Worte aus sicherer Distanz allein also nicht ausreichen, um seinen Mitmenschen Solidarität zu zeigen, hat sich auch ein Bochumer Vermieter gedacht. So überraschte er seine Mieter*innen mit einer außergewöhnlichen Neuigkeit.
Denn viele Mieter*innen in Deutschland fürchten wegen Kurzarbeit und Entlassungen, ihre Miete bald nicht mehr zahlen zu können. Daher entschied sich der Bochumer, auf satte 50 % der Kaltmiete in den Monaten April und Mai zu verzichten. Doch damit nicht genug: Die Mieter*innen, die nicht in solchen Nöten wie viele andere derzeit sind, bat er, die eingesparten Kosten an gemeinnützige Organisationen oder Hilfsbedürftige zu spenden.
Das großmütige Handeln des Vermieters zeigt, dass jeder von uns etwas dazu beitragen kann, dass die Folgen der Krise für die Bevölkerung nicht ganz so schlimm ausfallen. Natürlich verfügt zwar nicht jeder über die entsprechenden Möglichkeiten, seine Mitmenschen auf diese Weise zu entlasten. Doch Solidarität entsteht auch schon im Kleinen.
So erhielt eine Aktion der Hamburger Morgenpost viel positives Feedback. Unter dem Moment „Hamburg hält zusammen“ veröffentlichte die „MOPO“ ein Formular, in dem die Leser*innen ihre Hilfe anbieten und das sie als Aushang z. B. in einem Mehrfamilienhaus nutzen können. Menschen, die zur Risikogruppe gehören, soll so Unterstützung bei Tätigkeiten gegeben werden, die sie gerade nicht ohne Gefahr erledigen können.
Um mit den Worten der ehemaligen Bundesarbeitsministerin Regine Hildebrandt zu enden: „Solidarität heute: Voller Einsatz – nicht leeres Wort.“
Bild: MichaelGaida (Pixabay, Pixabay License)
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